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5. Mose 33,3

5. Mose 33,3

Andachten

Wie hat doch der Herr die Leute so lieb!
Das unbegreiflichste und anbetungswürdigste aller Wunder ist die Liebe Gottes in Christo, auf die wir immer wieder zurückkommen, bei der wir immer stehen bleiben sollen; die uns alle Tage neu werden muss. Moses wunderte sich schon: Wie hat doch der Herr die Leute so lieb!! die es doch so gar nicht verdienen. Er kannte das hartnäckige Volk und sah, wie sehr Gott sie liebe. Wenn er nun aber vollends den Sohn Gottes am Kreuze in Blut und Wunden, zerschlagen und gemartert, ja als wie von Gott zerschlagen, erblickt hätte, wie würde ihm geworden sein? Es beleidigt die weichen, gebildeten Ohren unsrer Zeitgenossen, wenn die Schrift sagt: Der Herr hat seinen Sohn geschlagen und gemartert. Ich weiß ihnen aber nicht zu raten; denn mich dünkt es schön, wenn gleich unerforschlich, dass Gott den Gerechten für die Ungerechten zerschlug -, nicht um des Schlagens und Plagens willen: sondern, dass er viele gerecht machte, dass er Samen habe, und die Fülle habe, dass er eine große Menge zur Beute erhalte, dass wir alle Sein würden. Darum hat Gott ein so großes Opfer gebracht, dass er den, der ihm der Liebste und Wohlgefälligste war, wie im Zorn behandelte, um die, welche ihn hassten und die seinen Zorn verdient hatten, zu gewinnen und von Gericht und Zorn zu befreien. Lasst uns dieses Wunder der Liebe nicht erforschen, denn dies können wir nicht, sondern genießen; das sollen und können wir mit Gottes Gnade. (Johannes Evangelista Gossner)


Wie hat er die Leute so lieb! (5. Mos. 33, 3.)

„Und Jesu gingen die Augen über.“ Von allem dem, was uns von Bethanien berichtet wird, ist dies eine der geheiligtsten und wunderbarsten Tatsachen, eine rührende Begebenheit in dieser heiligen Geschichte. Woher diese Tränen? Oft wird es so gedeutet, als seien sie der Ausdruck des Kummers über den Verlust seines geliebten Freundes. Doch kann dies nicht möglich sein. Wusste doch der Herr, dass er ihn in wenigen Augenblicken auferwecken würde, dass der Tod seine Beute wiedergeben musste. So sollte ja alsbald die Trauer in Freude verwandelt werden. Lasst uns mit zum Grabe von Bethanien gehen, um zu verstehen, warum Jesus weinte. Zunächst wohl aus Mitleiden mit den Hinterbliebenen. Die Trauernden blicken in Kummer und Angst zu ihm hin, sie ahnen nicht, wie bald der Herr ein Wunder seiner Allmacht tun würde. Sie sind nur von dem Gedanken erfüllt: „Lazarus ist tot!“ Da weint der Herr mit ihnen. Aber er denkt auch an all das Leid, das der Tod in die Welt gebracht, und fasst die Trauernden aller Zeiten in sein liebendes und mitleidendes Heilandsherz. Er gedachte derer, welche nicht, wie Martha und Maria, einen sichtbaren Tröster bei sich hatten, der ihnen ihren Toten wiedergeben konnte, er gedachte des ungezählten Leids, welches das Sterben verursacht und weinte. Wie viele Marias und Marthas sind untröstlich über den Verlust eines geliebten Vaters, Gatten oder Bruders! Sie sehen dunkel in die Zukunft. Ihre Stütze, die Sonne ihres Hauses ist erloschen. Wie viel brechende Herzen gibt es doch! Wie groß der Schmerz und das Leid, das das Zerreißen der innigsten Bande im Gefolge hat. Wer zählt die Tränen trauernder Hinterbliebenen! Wie viele Marthas und Marias gehen zum Grabe, dort zu weinen, vielleicht ohne einen Strahl der Hoffnung. Sie haben ihr Ein und Alles in die kalte Erde gebettet. Denken wir an alles dies, und wir können uns nicht wundern, dass Jesus weinte.

Der Herr der Herrlichkeit weint. Diese Tränen bezeugen seine menschliche Natur; denn er weint mit den weinenden Schwestern; aber auch seine göttliche Natur; denn ihm, dem Herrn über das Reich Gottes, steht das Leiden seines ganzen leidenden Volkes vor Augen.

Weinender, gläubiger Christ, auch der Angst deines Herzens hat der Herr gedacht, als er in Bethanien weinte, auch dein Kummer stand in dem Augenblick vor der Seele des allwissenden Heilandes. Alle die bangen Augenblicke während der Krankheit deiner Lieben, die traurigen Nachtwachen, die Hoffnungslosigkeit und endlich der selige Heimgang; nichts war ihm verborgen.

Jesus weinte im Blick auf die Macht des Todes. Auch wir haben von ihr vielleicht schon einen gewaltigen Eindruck bekommen, wenn wir am Grabe unserer teuren Entschlafenen der innigen Bande gedachten, die uns mit ihnen verknüpften. Was muss nun Jesus gefühlt haben, als er am Grabe eines teuren Freundes stand, der nun eine Beute des Todes geworden? „Der Tod ist der Sünde Sold.“ Der Herr dachte daran, dass durch die Sünde das Ebenbild Gottes zerstört und dem Tode anheimgefallen sei.

Jesus sah nicht nur die Zerstörung, welche der Tod augenblicklich in dem Grabe in Bethanien angerichtet. In seinem Geiste erblickte er die ungezählte Schar der Toten, sowie das Elend und den Jammer, den der Tod in die Welt gebracht von Anfang bis zum Ende.

Können wir uns da noch wundern, dass Jesus weinte?

Noch ein Grund seiner Tränen. weinte, da er an die Unbußfertigkeit und Verstocktheit des menschlichen Herzens dachte. Der Herr war im Begriff, sein größtes Wunder zu tun. Wohl wusste er, dass viele Zeugen dieser seiner Gottestat zum Glauben geführt würden. Doch es war ihm auch nicht verborgen, dass etliche ihn verwerfen würden. Während diese ihn als den Messias anerkennen, gehen andere geraden Wegs nach Jerusalem, um die Pharisäer gegen ihn aufzuhetzen. Musste das nicht den Herrn Jesus betrüben? Eine einzige Seele ist für ihn von großem Wert. Und wenn nur eine verloren ging, weil sie seine Rettung nicht annahm und ihm widerstand, so war es für ihn Grund genug, hierüber zu trauern. Aber diese unbußfertigen Juden erinnerten ihn an die großen Scharen der verstockten Herzen, welche wohl sein Evangelium kennen, von seinen Wundern hören, aber seine große Sünderliebe nicht verstehen, seine Gnade nicht annehmen und so unbußfertig sterben, wie sie gelebt haben. Ja, diesen Verstockten galten vor allem die Tränen Jesu. - Wenn der Herr am Grabe über die Zerstörung des Leibes weinte, wie viel schmerzlicher musste es ihm sein, dass unsterbliche Seelen dem Verderben anheimfielen und verloren gingen. Bist du noch unbußfertig? Hast du noch keine Errettung gesucht? Ist dir Jesus noch ein Fremder? Liest du noch nicht sein Wort? Kennst du noch nicht seine unergründliche Liebe? Verwirfst du ihn, der dich mit so unendlicher Geduld getragen und alles getan hat, dich zu retten? Dann gelten die Tränen des Herrn in Bethanien auch dir. Mehr als 1800 Jahre sind seitdem verflossen, aber der, bei dem 1000 Jahre sind wie ein Tag, sah auch deine Unbußfertigkeit und weinte über dich, dass du seine Liebe nicht erwidern wolltest. - Sollen diese Tränen umsonst fließen? Willst du nicht von der Sünde lassen? Niemals wurde eine so herzandringende Predigt gehalten, wie des Herrn Tränen in Bethanien. Paulus weinte, wenn er der Feinde des Kreuzes Christi gedachte, aber was waren seine Tränen im Vergleich zu denen des Heilandes? So erwäge es denn noch einmal, dass diese Tränen dir gelten, sofern du noch nicht die Gnade angenommen, und suche ihn nun von ganzem Herzen, um zu denen zu gehören, welche an ihn glauben und selig werden. (John Ross MacDuff)

Predigten

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