Psalm 22,6
Andachten
Die heilige Schrifft ist Gottes wort / geschrieben / und (das ichs also rede) gebuchstabet / und in buchstaben gebildet / Gleich wie Christus ist das ewige Gottes wort / in die Menscheit verhüllet. Und gleich wie Christus in der Welt gehalten und gehandelt ist / So gehets dem schrifftlichen Gottes wort auch. Es ist ein Wurm / und kein Buch / gegen andern buchern gerechnet. Denn solche ehre mit studiren / lesen / betrachten / behalten und brauchen / geschicht jm nicht / wie andern Menschen schrifften / Wirds jm gut / so ligts unter der banck etc. Die andern zureissens / creutzigens / geisselns / und legen jm alle Marter an / bis sie es auff jre Ketzerey / sinn / mutwillen deuten und dehnen / zu letzt gar verderben / tödten und begraben / das es aus der Welt gestossen / und vergessen wird / An seine stat aber sitze die Hurr mit dem gülden Kelche / Drecketen und Drecketalen / und andern Rotten büchern. Aber es mus doch bleiben und wider auffkomen / da hilfft kein hüten noch wehren. Darumb ist das ein gut zeichen / wem die tewre gabe geschenckt ist / das er lieb und lust zur Schrifft hat / sie gerne lieset / hoch und werd helt. Den ehret Gott gewislich widerumb / das er das rechte Siegel hat der beruffenen und erweleten Heiligen / und unter der apostel und anderer Heiligen hauffen gehöret / die mit der verdampten Welt nicht halten / das Christus ein Wurm / ein Spot der Leute und verachtung des Volcks sey. Sondern mit S. Peter bekennen / Er sey des lebendigen Gottes son / Und die Schrifft sey von dem heiligen Geist geschrieben. (Martin Luther)