1. Johannes 2,28
Andachten
Und nun, Kindlein, bleibt bei Ihm, auf dass, wenn er geoffenbart wird, dass wir Freudigkeit haben und nicht zu Schanden werden vor Ihm in Seiner Zukunft!
Immer näher kommen wir dem Schluss unseres Kirchenjahres. Dunkel liegt die Zukunft vor uns und kein Lichtstrahl durchbricht den dichten Schleier, hinter dem vielleicht mancher Sarg, manche Träne, manches Unglück verborgen sind. Aber in dem allem überwinden wir gläubigen Christen weit durch Jesum, der uns geliebt und sich für uns dargegeben hat. Wenn Himmel und Erde vergehen und alle anderen Stätten wanken, so steht Er felsenfest da, denn Seine Worte vergehen nicht! Um aber Seiner Segnungen teilhaftig zu werden und den Schrecken des Gerichts zu entgehen, müssen wir, wie Johannes sagt, bei Ihm bleiben, d. h. bei Seinem Wort und Sakrament, bei Seiner Lehre und Gerechtigkeit, denn, wenn Er einst wiederkommt, als ein Richter der Lebendigen und Toten, werden Ihn sehen alle, die in Ihn gestochen haben, und werden heulen alle Geschlechter auf Erden, nämlich alle, die nicht bei Ihm und Seinem seligmachenden Evangelio geblieben sind. Er helfe uns darum selbst: bleiben in Seiner Liebe und Ihn vertrauensvoll um Hilfe bitten, wie die lieben Kinder ihren lieben Vater! „Er ist der Weinstock, wir sind die Reben.“
Als Lebendige, fruchtbringende Reben bleiben wir bei Ihm und werden an jenem großen Tage mit Freudigkeit zum Gnadenstuhl treten, denn Er, auf den wir gehofft, wird uns nimmermehr zuschanden werden lassen. Kinder sehen gern und freudig der Wiederkunft ihres geliebten Vaters entgegen. Als gläubige Kindlein werden wir auch mit unaussprechlicher Freude der Ankunft unseres himmlischen Vaters, nach dem wir oft sehnsuchtsvoll ausgeschaut, entgegensehen, denn wir sind geblieben in dem, das unseres Vaters ist. „O JEsu, meine Wonne! Komm bald und mach Dich auf, Geh' auf, ersehnte Sonne, Und fördre Deinen Lauf! O JEsu, mach ein Ende Und führ uns aus dem Streit, Wir heben Haupt und Hände Nach der Erlösungszeit!“ Amen. (unbekannt)
Johannes hatte die Gläubigen, an die er schrieb, vor Leuten gewarnt, die sich von ihnen getrennt hatten und einer falschen Lehre ergeben waren, welche unter dem Schein einer besonderen hohen Weisheit dem Fleisch zum Sündigen Raum ließ. Er sagte dagegen V. 27: wie euch die Salbung, das ist der heilige Geist, mit dem ihr gesalbt seid, von Allem belehret, und wie es auch wahr ist, und keine Lüge ist, ja wie sie euch schon belehret hat, so bleibt bei demselben. Hierauf zeigt er aber an, worauf es bei der Lehre der Salbung angesehen sei, und was für ein Zustand bei den Gläubigen daraus entstehen müsse: sie sollten nämlich in Jesu Christo sein und bleiben. Wer da sagt, er bleibe bei demjenigen, was die Salbung lehrt, muss auch in Jesu Christo bleiben, denn der Heilige Geist verklärt Jesum in der Seele, und richtet eine Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Seinem Sohn Jesu Christo in derselben an. Durch die Kraft des Heiligen Geistes wird man eine Rebe an Christo, und ein Glied an Ihm als dem Haupt. Man hangt Ihm an, und ist Ein Geist mit Ihm. Die Seele empfindet alsdann mit inniger Zufriedenheit, dass sie nicht mehr ihres eigenen Willens leben könne, nicht mehr ihrer eigenen Lust überlassen sei, nicht mehr von einem jeden Wind der Versuchungen, wie vorher, umgetrieben, aufgetrieben und niedergeworfen werde. der Heiland in dem sie ist, hält sie. Auch bemerkt sie, dass sie als eine Rebe an Christo Frucht bringen könne, und es nicht mehr bei den unkräftigen Vorsätzen und Wünschen bleibe, die Röm. 7,14-23. beschrieben werden. Dieser Zustand nun muss bis ans Ende behauptet werden; und zwar bis auf die herrliche Zukunft des HErrn: weswegen Johannes sagt: und nun Kindlein, bleibt in Ihm. Bei dem HErrn Jesu fehlt es in diesem Stück nicht. Er, der, wie der Vater, größer als Alles ist, hält die Seinigen so in Seiner Hand, dass Niemand sie daraus reißen kann; allein durch Unachtsamkeit und Leichtsinn, durch das Belieben an einer ungesunden Lehre, und durch Trennung von der Gemeinschaft der Kinder Gottes könnte man von Ihm nach und nach entfremdet werden; weswegen die Ermahnung nicht unnötig ist. Kindlein, bleibt in Ihm, auf dass, wenn Er offenbart wird, wir Freudigkeit haben, und von Ihm nicht beschämt werden bei Seiner Zukunft. Wer von dem HErrn Jesu abgewichen ist, hat etwa noch eine falsche Einbildung von sich selbst, und hält seinen Zustand für nicht gefährlich, oder gar für besser als den vorigen, besonders wenn er ihn mit einer falschen Lehre schmücken kann: von dem HErrn Jesu aber werden alle solche Leute bei Seiner Zukunft zu Schanden gemacht werden, wenn Er sie Heuchler, Übeltäter, zweimal erstorbene Bäume u. dgl. nennen, und als solche richten wird. Wer nicht in Mir bleibt, sagt Er Joh. 15,6., der wird weggeworfen wie eine Rebe, und verdorret, und man sammelt sie, und wirft sie ins Feuer, und muss brennen. Wachsamkeit, Nüchternheit, Gebet, tägliche Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes, und eine beständige Verleugnung seiner selbst, eine beständige Enthaltung und Flucht vor der Sünde und der Gelegenheit dazu ist nötig, wenn man bei Jesu bleiben soll. (Magnus Friedrich Roos)