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1. Mose 49,18

1. Mose 49,18

Andachten

Jehovah, ich warte auf dein Heil!
So sprach der Patriarch Jakob, als er in der ägyptischen Fremdlingschaft sein kampfesreiches Pilgerleben vollendete. „Jehovah. ich warte auf dein Heil!“ das war sein letzter Seufzer, ehe sein Auge im Tode brach. Mit diesen Worten aber sprach er das Sinnen und Sehnen, Flehen und Hoffen aller wahren Gottesmenschen aus von Abel an, der unter der Keule des Kain zuerst des Todes Bitterkeit schmeckte, bis hin auf die kleine Gemeinde, welcher sich Jesus zuerst offenbarte, weil sie „auf den Trost Israels wartete.“

Die Glieder des Volkes Gottes werden an zweierlei Zeichen erkannt. An dem einen, dass ihnen die Sünde das größte Übel ist, nicht die tausendfache Not des Lebens, nicht das was von Außendingen oder Menschen an sie kommt, sondern das, was in ihnen ist, was sich, wie eine vergiftende Macht, auch in die reinsten Gedanken und edelsten Entschließungen eindrängt, was man wohl bekämpfen kann, uns aber immer wieder zum Verzweifeln umgarnt, einem Heer von Schlangen gleich, und sich nicht abschütteln lässt durch eigene Macht und Kraft. - Das andere Zeichen ist dies, dass sie Rettung und Heil von Oben her erwarten, von dem Gott, der es verheißen hat und der nicht lügen kann, ob er auch mit seiner Hilfe verzieht.

Die wahren Menschen Gottes schauten allezeit in die Höhe, flehend, seufzend, wartend auf das Heil Gottes, auf den Wiederhersteller, den Er verheißen. So tief die Erkenntnis ihres inneren Elends war, so glühend war auch ihre Sehnsucht nach Errettung. Je aufrichtiger sie einwärts schauten, desto glaubensvoller und getroster konnten sie auch aufwärts schauen. Nicht dass sie gleichgültig gewesen wären gegen das, was irdisch war! O nein! sie wussten, dass Gott sein Heil nur einem Volke geben könne, das für ihn bereitet war. Darum arbeiteten sie bis auf den letzten Blutstropfen an der wahren inneren Bildung, Veredlung, Heilung und Heiligung ihrer selbst und ihres Volkes.

Aber unerschütterlich stand ihnen fest, dass das Heil selbst nicht von Unten, nicht von den Menschen, Zeitverhältnissen, Weltmächten und Weltkräften, nicht aus den Künsten, Erfindungen und Entdeckungen, nicht durch Kriegsfahrten und Friedensschlüsse der Menschen, sondern von Oben her, aus der Hand des Allmächtigen kommen müsse.

Nun, wie ist's mit dir, der du dieses liest? Das Heil, das der sterbende Jakob ersehnte, es ist erschienen und aus der Hand des verklärten Christus kannst du empfangen, was zu deinem Frieden dient. Aber es ist kein Wunder, dass so Wenige nur der Heilung teilhaftig werden, da in so Wenigen nur die Erkenntnis der inneren Krankheit und die Sehnsucht nach dem himmlischen Arzt lebendig sind. Nach wie vor erwarten die meisten Menschen das Heil von Unten her, von dem, was Welt und Zeit bietet. Bessere Geschäfte, höhere Kurse, billigere Lebensmittel, kräftigere Gesundheit, erträglichere Mieten, größere Dividenden, günstigere häusliche Verhältnisse, reiche Erbschaften, mächtige Freundschaften, oder auch anderer Leute Unglück, (da sich's dann leicht im Trüben fischen lässt,) die sollen's machen. Und ob sie empfangen, was sie ersehnen, so müssen sie dann merken, dass sie doch nur dem Eitlen nachgelaufen sind und sich selbst betrogen haben und dass sie doch schließlich im tiefsten Grunde kein Ding wahrhaft befriedigen kann, was ihnen die Welt vor Augen stellt.

Wo aber Menschen sind, die, wie Jakob, weinend und betend mit Gott gerungen haben um ihrer Sünde willen, - die wie Jakob ihr ganzes Herz und Angesicht hingewendet haben auf Gottes Heil, die sollen sich auch trösten, dass sie in Jesu Gottes Kinder sind und dass keine Macht der Sünde, keine Welt und keine Hölle sie von Jesu Liebe scheiden, ja dass er Alles in ihnen vollenden wird bis auf seinen großen Tag. (Otto Funcke)


Lieben Freunde! es sind uns vielleicht die Brautlieder von Jerusalems Schöne recht geläufig, aber versteht unsere Seele, wie Jakob es verstand, das Warten mit dem dreifachen Sinn? Das Warten zuerst der gewissen Glaubenszuversicht: Solch Heil ist mein, wahrhaftig mein, und muss mir werden; ich werde nicht sterben, sondern leben, denn der Heiland ist mein; ich weiß, an wen ich glaube, und dass Er meine Beilage des Heils bewahren wird, drum: ist der Heiland mein, so muss mir auch Sein Himmel werden! Kannst du so reden, auch wenn der Tod dir auf den Fersen sitzt, dann ist's auch kein totes, träges, gleichgültiges Gewissen; nein, dann verstehst du auch das andere Warten: das sehnliche, dürstende, das täglich tiefer aufseufzende nach Erlösung von dem Leib dieses Todes, von dem sündenbefleckten Leben, von der Angst, die den erlösten Geist so gar ermüdet, und in welche die Ruhe und Freude, der Friede von oben so wunderbar tröstend hineinwinkt; ja das Warten, das drum nicht zagt und klagt und zweifelt, wenn es gleich noch so tief und laut, einmal übers andere aufschreit: HErr, ich warte auf Dein Heil! HErr, wie lang, ach lange! Wann schlägt doch die benedeite Stunde? wann darf ich Dein Heil sehen? Solch gewisses und doch sehnliches, und doch so ahnungsvoll fröhliches Warten auf das Heil des HErrn, das macht allein ein seliges Sterben; und dies Warten der Gerechten wird Freude sein! (Theobald Wunderling.)


Als Jakob krank war, berief er seine Söhne und sprach eine prophetische Weissagung aus, deren Erfüllung nicht diese Söhne selbst, sondern ihre Nachkommen erlebten. Merkwürdig ist’s aber, dass er nach der Weissagung, die er über den Stamm Dan ausgesprochen hatte, sich mit seiner Rede zu Gott wandte, und gläubig sagte: HErr, ich warte auf Dein Heil. Heil Gottes heißt in der Bibel eine jede göttliche Hilfe, eine jede Errettung aus der Not, Christus selbst aber heißt auch das Heil Gottes, Jes. 49,6. und Luk. 2,30., wo man anstatt Heiland das Wort Heil lesen soll, und Sein Name Jesus bedeutet nichts anders als Heil oder Heiland; auch ist Seine Erlösung und der den Menschen durch dieselbe erworbene und mitgeteilte Segen oft von den Propheten als das Heil gepriesen worden. Jakob hat als ein Prophet, der im Geist redete, bei den Worten: HErr, ich warte auf Dein Heil, ohne Zweifel auf den Messias gesehen. Er hatte vorher von dem Stamm Dan etwas Trauriges geweissagt und gesprochen: Dan wird eine Schlange werden auf dem Wege und eine Otter auf dem Steige, und das Pferd in die Fersen beißen, dass sein Reiter zurückfalle. Man kann diese Weissagung auf nichts Anderes als auf den falschen Gottesdienst deuten, den der Stamm der Daniter unter Israel zuerst aufgebracht hat. So lange die Stiftshütte zu Silo war, hatten die Daniter das Bild Micha unter sich: aber auch nach derselben Zeit währte das unechte Priestertum des Geschlechts Jonathans des Sohnes Gerson, folglich auch ein falscher Gottesdienst unter den Danitern fort, bis sie aus ihrem Lande gefangen weggeführt wurden, Richter. 18,30.31., wie denn auch Jerobeam, der Sohn Nebat, eines von seinen zwei goldenen Kälbern in der Stadt Dan hat aufstellen lassen. Der Stamm Dan hat also mit dem falschen Gottesdienst unter Israel den Anfang gemacht, und ist hartnäckig dabei verharret. Die Baalim und Astharot wurden oft wieder vertilget: aber der selbst erwählte Gottesdienst und das falsche Priestertum der Daniter hat fortgewährt. Dan wurde dadurch eine Schlange auf dem Weg und eine Otter auf dem Steige, und biss das Pferd in die Fersen, d.i. er richtete einen unheilbaren Schaden unter Israel an, dass der Reiter zurückfiel, d.i. dass zuletzt kein König mehr war, der das Volk regieren konnte. Auf diese Weise sah Jakob voraus, warum das Zepter von Juda werde entwendet werden, und wie das Volk Israel zuletzt einem verwundeten Pferde gleich sein werde, das keinen Reiter mehr auf sich hat. Bei dieser traurigen Aussicht nun sagte er: HErr, ich warte auf Dein Heil. Ich getröste mich des zukünftigen Messias, oder des Helden (Schiloh), welcher die Stämme Jakob wieder aufrichten und das Verwahrloste in Israel wieder bringen soll. Er wird das Heil Gottes im Gegensatz gegen alles Schlangengift sein. Wenn die Könige Israels gefallen sind, so wird Er der König über das Haus Jakobs ewiglich sein.

Wir lernen hieraus, dass sich der Blick lebender und sterbender Knechte Gottes nie in den finstern Trübsalen endigen und verlieren soll. Sehen wir Gerichte, Trübsal, Zerrüttung, Verderben vor uns, so sollen wir nach der Anzeige des prophetischen Wortes auch noch weiter hinaus sehen, und auch auf das Heil sehen, das durch Christum hernach angerichtet wird. Wir warten aber nach den Weissagungen der Propheten darauf, dass Er in Seinem Reich noch mehr komme, und Seinen Namen auf Erden noch mehr verherrliche, und dass Er am Ende der Tage mit großer Kraft und Herrlichkeit erscheine, und aller Not der Seinigen ein Ende mache. (Magnus Friedrich Roos)

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