Johannes 8,34
Andachten
“Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“
Wenn man sich mit der Sünde einlässt, ist’s, wie wenn man in eine Falle ginge, aus welcher man Mühe hat, wieder herauszukommen. Es gibt Menschen, die immer an der Sünde, wie an einer Lockspeise, herumschleichen. Es geht ihnen wie dem Mäuschen. Dem schnappt’s bei der geringsten Berührung, und es ist entweder tot oder gefangen. Die Sünde kann auch den Tod bringen, - ach! wie oft geschieht das! Wenn nicht so plötzlich, so wird doch, wer Sünde tut, der Sünde Knecht. Er ist gefangen, und kommt aus seiner Sünde kaum wieder heraus, dass er sie nicht immer und immer nieder tut, oft auch mit Seufzen. Da muss Gottes Erbarmen wieder heraushelfen.
Der Heiland redet aus einer Zeit, wo bei den Menschen alles noch natürlich lief, und keiner sich eigentlich loswinden konnte. Erst durch Ihn, den HErrn JEsum, ist die Möglichkeit geworden, aus den Klauen der Sünde wieder herauszukommen. Wem aber Seine Hilfe nicht wird, der macht, wenn er angefangen hat zu sündigen, fort und kann sich nicht bezwingen, bis er gar verderbt und ruiniert ist. Darum, weil alle Menschen gesündigt und immer gesündigt haben, waren sie alle Knechte der Sünde, dass sie von dieser nicht mehr lassen konnten. Es war für sie eine Unmöglichkeit, von ihr loszukommen. Eben wider diese traurige Gefangenschaft zu kämpfen, ist unser HErr und Heiland gekommen. Er kann sagen: „Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei.“ Du darfst nur Ihn hören, Buße tun und glauben, so kann Er helfen durch Seines heiligen Geistes Kraft.
Wer aber freilich sich wieder gefangen nehmen lässt, an dem hat häufig das Wort Christi seine Kraft verloren; und es kann mit ihm das Letzte ärger werden als Erste. Doch ist der Heiland immer wieder bereit zu helfen; nur muss die Buße ernstlich und aufrichtig sein, und darf nicht neben der Buße, wie es auch vorkommt, ein Buhlen mit der Sünde da sein. Ach! nur die Sünde meiden, das, wovon der HErr gesagt hat: „Du sollst es nicht tun!“ O der Toren, die es so leicht mit der Sünde nehmen, und sich vom Teufel gerne vorsagen lassen: „Einmal ist keinmal,“ oder: „Einmal schadet nicht,“ während schon Eine Übertretung in die „Knechtschaft führt. Der HErr wolle uns vergeben, wo wir uns noch Sünder fühlen, und Seine Hand nach uns ausstrecken, um aus den gräulichen Banden uns herauszureißen, welche etwa noch uns umschlungen halten. (Christoph Blumhardt)
Es kommen so wenige Menschen recht mit der Sünde zusammen! Und doch, so lang man nicht auf die Sünde stößt, und in ihren Ketten und Banden sich verstrickt fühlt,` kommt es zu keiner Änderung und zu keinem rechten Christentum. Die Sünde ist eine feindliche Kraft, die in der Herzensquelle ihren Sitz hat, und durch lauter unsichtbare Kanäle sich durch unsere ganze Natur hindurchzieht, und Sinne und Gedanken, Wille und Wandel gefangen hält. Und das eigentliche Unheil ist, dass wir mit der Sünde einverstanden sind, dass wir sie mit zähem Eigensinn festhalten, dass wir fühlen und erkennen, sie macht uns elend, und nichts desto weniger die Sünde tun, und so der Sünde Knecht werden. Die Sklaverei der Sünde kommt daher, dass die Sünde nichts Vereinzeltes ist, sondern einen Zusammenhang hat; man verfängt sich in einem Netz, sobald man nur einer einzigen Sünde sich hingegeben hat. Fliehe die Anfänge und ersten Regungen des Bösen, lass es nicht zu einem Einwilligen in dasselbe, nicht in ein Eintreten in dieses dämonische Gebiet kommen, denn wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wer sagt uns das? Er, der gekommen ist unsere Sünden zu tragen und an ein Fluchholz zu nageln, und in dessen Lebensgemeinschast allein wir die Macht der Sünde brechen können. Wen der Sohn frei macht, nur der ist wahrhastig frei. Das Christentum besteht aus zwei Stücken: Erfahrung der Sünde und Erfahrung des Sündentilgers. Beides gehört zusammen, und wo das Eine fehlt, da fehlt auch das Andre. (Johann Friedrich Lobstein)
Jesus sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.
Sünde ist Feindschaft gegen Gott. In der Sünde wollen wir uns vom Geiste Gottes nicht mehr regieren lassen; wir fallen unter ein anderes Regiment - unter das des Fleisches, der Welt und ihres Fürsten. Von dem einen gnädigen und reichen Herrn reißt der Mensch sich los; dafür bekommt er in jeder Sünde einen Tyrannen, der ihn knechtet bis aufs Blut. Sieh einen ehrgeizigen Menschen an. Er lebt von dem Sonnenschein der Ehre. Wenn ihm dieser fehlt, hängt er den Kopf wie eine Pflanze, auf diees lange nicht geregnet hat. Und so ist es mit jeder andern Sünde. Wer wüsste nicht, in welche Fesseln Geist, Wollust, Hass, Lüge, Unredlichkeit und Trunksucht ihre Diener schlagen? Sie werden die armseligsten Knechte und müssen ihrem Herrn einen Tribut zahlen, wie ihn kein Herodes, kein Nero und kein türkischer Sultan je den unterworfenen Völkern abgefordert hat. Zuerst geben sie ihr höchstes Gut hin, ihren lebendigen Gott und Heiland. Darauf folgt das unbefleckte Gewissen, sie behalten nur noch ein geängstigtes; dem Gewissen folgt der gute Name. Geiz und Hoffart opfern ihren Götzen die Liebe zu den nächsten Verwandten. Wollust, Völlerei und Trunksucht zerstören nicht allein den Leib, nein auch den Geist. Und wer kann den Jammer zählen, den diese Sünden über die Familien bringen? Von dem Tage, wo sich der Mann oder das Weib solcher Sünde hingab, begann der Verfall des Hausfriedens und der Kinderzucht. Ein Elend reichte dem andern die Hand. Die Bilder des alten Götzen Moloch, dem die Moabiter ihre Kinder opferten, sind längst zerstört; es gibt aber noch Molochs genug, denen das Heil der ganzen Familien geopfert wird.
Barmherziger Gott, wohl hat uns dein lieber Sohn frei gemacht, aber wir haben uns immer wieder hingegeben in die Knechtschaft der Sünde und der Welt und haben auch ihr Elend oft genug fühlen müssen. Herr, lass es uns recht fühlen und erfahren, dass man nicht Trauben lesen kann von den Dornen, noch Feigen von den Disteln. Wecke du überall das Gewissen wieder auf und schärfe du ihm, wo sein Schwert stumpf geworden ist, dasselbe wieder mit deinem Gesetze und Worte. Wecke uns auf zum lebendigen Glauben. Hilf doch, dass unser Leben nicht mehr verkauft bleibe an die Welt, sondern mit Christo verborgen sei in dir. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause, der Sohn aber bleibt ewiglich. So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.
Wer nicht frei sein will in Gott durch kindlichen Gehorsam, der muss ein Sklave werden seines eigenen Ich, dieses tyrannischen Gebieters, und ein Knecht des Satans. Bei der Welt ist stets Teuerung an guter Kost. O bejammernswerte Seele, die im Angesicht des Todes nichts über sich sieht als einen beleidigten Gott, hinter sich ein vergeudetes Leben, vor sich eine Ewigkeit, die unsere Richterin ist. Es hilft gar nichts, über sich zu klagen, den Weg zur Rückkehr müssen wir antreten. Wir müssen uns von der Welt scheiden, so dass wir innerlich und äußerlich von ihr los werden: dann haben wir einen rechten Genuss von der errungenen Freiheit in Gott durch Jesum Christum. (W. Hofacker.)