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Psalm 51,19

Psalm 51,19

Andachten

Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstetes und zerschlagen Herz wirft du, Gott, nicht verachten. Dieser Vers wäre wohl wert, dass man ihn mit güldenen Buchstaben schriebe. Denn hier sieht man, was Gott für Opfer gefallen, welche Er allen Opfern des Gesetzes und der ganzen Welt vorziehet. So tröstet nun der Prophet hier alle betrübte Herzen damit, dass er spricht, dass Gott kein angenehmer Opfer gegeben könne werden, denn wenn wir erschreckt und zuschlagen sind, und doch in solcher Furcht und Angst glauben, dass wir einen gnädigen Gott durch Christum haben. Darnach erinnert uns auch dieser Vers, dass wir wissen sollen, dass Gott zu allen andern Opfern, Gottesdiensten und Werken nicht Lust, sondern allein an denen ein Gefallen habe, die ihn fürchten und auf seine Barmherzigkeit hoffen, und glauben, dass Gott auch uns dann gnädig sei, wenn wir im größten Elend stecken und meinen, wir seien allerdings von ihm verlassen, wie wir an Davids Exempel sehen. Da Nathan zu ihm sagte, 2 Sam. 12, 7: Du bist der Mann, der solches getan hat! da erschrak David, und schickte sich, dem Herrn dies Opfer zu tun, davon hier stehet, eben in dem, da er sprach: mit geängstetem Geiste und zerschlagenen Herzen: Ich habe gesündigt wider den Herrn. Da er aber von Nathan wiederum gehöret: So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben! da war das Opfer bereits vollbracht. Denn David ergreift, mitten im Schrecken und Fühlen des Zornes Gottes und Todes die Hoffnung der Barmherzigkeit und des Lebens. Und gewisslich, aus dieser Erfahrung ist dieser Vers hergeflossen, darinnen wir gelehrt werden, dass Gott das angenehmste Opfer sei, wenn der Sünder am höchsten Gottes Zorn und des Todes Stachel fühlet, doch sich auf seine grundlose Barmherzigkeit verlässt, die er uns in Christo verheißen und geleistet hat, und also im Zorn der Gnade und im Tode des Lebens gegenwärtig ist. Diese Kunst aber muss durch Erfahrung gelernt werden, ohne welche sie nicht recht verstanden wird, dass ein geängsteter Geist wisse, dass er eben dann in Gottes Gnade sei, wenn er Gottes Zorn am stärksten und heftigsten fühlet; auf dass also ein betrübt Herz in Verzweiflung die Hoffnung der Barmherzigkeit, und in Sicherheit, Glück und Wohlfahrt, Gottes Furcht vor Augen habe, wie an einem andern Orte aufgeschrieben stehet, Ps. 147, 11: Der Herr hat Gefallen an denen, so ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen. Also mahlet uns dieser Vers Gott für, dass lauter Gnade und Güte mit ihm sei, aber allein denen, so eines geängsteten Geistes und zerschlagenen Herzens sind. Solches lehret und prediget man wohl täglich; wenn wir es aber ins Werk bringen sollen, ach, da sind ihrer gar wenig, die in dieser Kunst geübt sind, will geschweigen, dass sie sich, nach Laut dieses Verses, sollten zu halten wissen, sondern es findet sich denn, dass ihrer Viel, ehe sie solche Anfechtung recht fühlen, flüchtig werden, und wie verzagte Krieger den Rücken wenden und davon laufen, aber mit ihrem Verderben. Denn sie entlaufen dem Regen und fallen ins Wasser, da es am tiefsten ist und ersaufen drinnen. Wir sollten aber alsdann stille stehen und feste halten und nicht feldflüchtig werden, sondern dann erst auf Gottes Barmherzigkeit hoffen und trauen, wenn wir mitten im Kampf stehen, und dies Opfer, welches der Heilige Geist hier so herrlich rühmet, vollbringen. In dieser Kunst aber wirst du gewisslich keinen Meister finden, sondern Alle, auch die versucht, geübt und etwas in dieser Kunst erfahren sind, bleiben Schüler, wie St. Paulus selbst bekennt, Phil. 3,12: Nicht, dass ich es ergriffen habe, oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möchte. (M. Luther)

Predigten

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