Lukas 12,57
Andachten
Warum richtet ihr nicht an euch selber, was recht ist?
Du weißt recht gut was an dir zu richten ist. Da richte dich selbst! Zur Sünde muss dir deine Sünde werden, und gerichtet muss sie auch werden. Das Todesurteil muss über sie gesprochen werden. Es ist nur die Frage, wer es sprechen soll. Zwei können es nur sprechen, du oder Gott. Wenn du es sprichst, kommst du mit dem demütigen Bekenntnis. Du nennst die Sünde mit dem wahren Namen. Du kannst und willst dich nicht entschuldigen; denn du selbst hast gesündigt und kein Anderer. Damit richtest du dich selbst. Das tut zwar dem stolzen Herzen wehe. Du willst nicht gern den Stab über dich brechen. Aber brich ihn nur. Richte dich selbst! Richte dich selbst! Du aber, der du keine Lust hast, dich selbst zu richten, meinst du, dass du deshalb nicht gerichtet wirst? Du wirst doch gerichtet, Gott richtet. Er bringt ans Licht Alles, was im Finstern verborgen war. Wenn er aber richten muss, dann ist er kein barmherziger Gott mehr. Das ist er nur, wenn du dich richtest. Wenn du dich richtest, ist er dein Vater; wenn er dich richtet, ist er dein Herr. Wenn du richtest, fällst du an sein Herz; wenn er richtet, fällst du in seine Hand. Aber schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Barmherziger Gott, der du nicht willst, dass Einer verloren gehe, wecke uns auf aus dem Schlaf der Sicherheit. Klopfe du an mit dem Hammer deines Wortes. Lass uns unser eigen Herz recht erkennen und verstehen. Es ist und bleibt ein trotzig und verzagt Ding, das sich heute im Stolz auf eigne Kraft erhebt und morgen in Verzweiflung am Boden liegt. Du weißt, wie schwach wir im Glauben und wie untreu wir in der Nachfolge deines lieben Sohnes sind. Du weißt, wie leicht wir uns im Urteil und Wandel herumziehen lassen in die weltförmige Art, und eingehüllt in ihren Nebel die eigene Schuld und Gefahr so wenig sehen. Ja tue uns die Augen auf über uns selbst. Amen. (Friedrich Ahlfeld)