Matthäus 10,9
Andachten
Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Taschen zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken; denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.
Nichts von dem, was der Blick der Menschen auf sich zieht, gab Jesus seinen Jüngern mit und er hat ihnen verboten, sich irgend etwas als Lohn für ihren Dienst zu verschaffen. Nur, wenn sie nichts besaßen, konnten die Jünger ihren Botendienst ausrichten. Weil sie nichts brachten, wenn sie kamen, und nichts mitnahmen, wenn sie gingen, war der Botschaft Jesu eine deutliche Versichtbarung gegeben. Man sah an der Armut seiner Boten, wovon das Evangelium spricht. Gottes Reich ist nahe, das war die Botschaft dieser Männer, die nichts hatten als ein einziges Kleid. Sie zeigten dadurch: hier wird nicht von Geld und Gut gesprochen, nicht von Glück und Macht, überhaupt nicht von Menschen und seinen Zielen, auch nicht von Juden und seinen Hoffnungen, mit denen er sich die Zukunft seiner Stadt und seines Geschlechts vergoldete. Gottes Reich ist nicht die Herrschaft des Juden und nicht die Verklärung des Menschen; Gottes Reich macht Gott gegenwärtig, bringt sein Gericht und verleiht seine Gnade. Neben diesem Ziel fällt jedes andere Anliegen dahin. Da verliert Gold und Silber allen Wert. Was liegt noch daran, ob der Apostel Schuhe oder einen Stecken habe? Gottes Reich löst den Blick von diesen Kleinigkeiten ab und erweckt in der Seele ein einziges Trachten, das, das nach Gottes Gerechtigkeit und Gnade begehrt. So brachten die Jünger das Wort Jesu zu allen. Für sie war kein Haus zu vornehm und keines zu ärmlich. Sie waren ja weder reich noch arm, sondern standen über diesem Gegensatz, der unsere Gemeinschaft zerreißt. Der Riss, den dieser Unterschied damals in der Judenschaft stiftete, war sehr tief. Ein Evangelium für die Reichen hätte die Armen gegen sich gehabt, und ebenso hätte sich jeder, der etwas besaß, von bettelnden Evangelisten abgewandt. Die Jünger Jesu waren weder Bettler, die an ihrer Armut leiden, noch Streber, die Gewinn suchen, sondern Arbeiter, die nicht mehr begehrten als ihre Nahrung, an die sie um ihres Dienstes willen ein Anrecht haben. So räumten sie, so gut als sie konnten, die Hindernisse weg, die der Judenschaft den Anschluss an Jesus schwer machten. Der grimmige Arme, der dem Reichen fluchte, sah hier eine Armut, die ihn nicht verdarb, und der üppige Reiche, der unglücklich war, wenn ihm nicht jeder Tag ein Festmahl brachte, sah hier einen Reichtum, der nicht verdarb, sondern frei machte. Denn Gottes Reich tut sich für beide auf.
Deine gütige Hand, Vater, gab mir vieles; so will ich es auch verwalten nach Deinem Gebot. Aber darum bitte ich Dich, gib mir an meinem Ort Anteil an der Freiheit Deiner Jünger. Würde ich meiner Habe wegen dich verlieren, weil ich zum Knecht meines Vermögens würde, das wäre, Vater, dein Gericht, das ich fürchte. Mein Schutz ist dein Wort, durch das wir zur Freiheit berufen sind. Amen. (Adolf Schlatter)