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Jesaja 58,12

Jesaja 58,12

Andachten

“Du sollst heißen: der die Lücken verzäunet und die Wege bessert, dass man da wohnen kann.“

Zunächst redet da das prophetische Wort mit dem Volk, dass es, wenn es lerne Gott eine rechte Faste darbringen, indem es zu allen Verleugnungen und Aufopferungen gegen den Nächsten sich fähig mache, des Segens des HErrn werde gewiss sein. Da würde es werden wie ein gewässerter Garten, und würde es den Namen eines Lückenverzäuners und Wegeverbesserers bekommen. Bei solchen Verheißungen müssen wir uns aber immer dazwischenhinein den rechten Repräsentanten des Volks Gottes, den verheißenen Knecht des HErrn, denken, der zu den Verbesserungen den Grund legen und den Anfang machen muss, und dem wir’s dann nachmachen sollen in Seiner Kraft. Denken wir uns also auch hier unter dem eigentlichen Lückenverzäuner und Wegeverbesserer nur gleich den Heiland, doch so, dass wir als Seine Jünger es auch sein sollen, weil ja doch die Pflege des Gartens uns übertragen ist.

Das Volk des HErrn und die Ihm angehören, sollen gleichsam in einem Garten sein, der umzäunt ist, dass kein Wild herzu kann, wie man vor Alters kleine Mäuerlein um den Wald her baute, damit Hasen und anderes Wild nicht herauskommen könnten und die leider verderben. Einen solchen Zaun gleichsam hat insbesondere der Heiland um sein Volk her gebaut, sofern es unter seinem Schutz wenigstens vor den Angriffen der Finsternis sollte sicher wohnen könne. Der Zaun aber hat bald, wohl durch Untreue derer, die ihn bewachen sollten, viele Lücken bekommen, und viel Wild dringt jetzt ein. Deswegen ist das Volk des HErrn besonders in unsern Tagen so vielfältig von Schlangen gebissen, vom Wild gepackt und zernagte und grauser Ruin und arge Verwüstung ist im Garten zu sehen. Nirgends kann etwas in erfreulicher Weise heraufwachsen, denn wenn auch etwas schon treibt und grünt und viel versprechen will, so kommt unversehens ein verderbliches Element dazu, dass es doch zerknickt wird und nicht aufkommt, wie viele Verstörung richtet der Feind in unsern Herzen an, auch wenn wir schon gute Eindrücke empfangen haben! Es will nicht gehen. Das Wild umbraust unaufhörlich das Herz, und der Arge kommt mit seinen giftigen Pfeilen, immer drohend, alles wieder zu vernichten und bis auf den Grund zu zerstören. Und wo sind die Lückenverzäuner und Wegeverbesserer? Wo sind die, die nur auch in rechter Weise den HErrn, der’s zu sein versprochen hat, anrufen, dass Er helfe? Ach, dass sie doch bald erstünden, die es im Namen des HErrn ausrichteten!

Zusatz: Was hat doch aber der Herr alles zu tun, einmal, bis Er das Wild und den Graus aus dem Garten herausbringt, und dann, bis Er die Lücken so verzäunt hat, dass der Zerstörer nicht mehr hinzukann. Das Erstere ist besonders schwer. Bis das in die Herzen eingedrungene Böse und Satanische wieder herausgeschafft wird, bis ein Herz, bei dem mans vornehmlich wünscht, von den höllischen Banden los wird, kostet‘s viel Kampf und Anrufung Gottes. Das Gemüt schon ist durch die List des Feindes mehr oder minder so verderbt und ausgeartet, dass man es kaum vor sich sieht, wie doch soll alles, was vom Feind eingedrungen ist, wieder abfallen, und alles soll wieder in Ordnung kommen. Wenn Gott nicht etwas Besonderes tut, — und wer glaubt an so etwas? — ist alle Hoffnung aus. Indessen wissen wir von dem, der Lückenverzäuner und Wegeverbesserer heißt. So heißt Er einmal; und weil Er so heißt, wird Er’s wohl auch müssen machen können, wie’s nötig ist. Blicken wir denn zu Ihm auf, vertrauen wir Ihm unter aller unsrer Schwachheit. Seine Zeit muss kommen, da Er hilft. Tun auch wir das unsere, so weit Er’s uns heißt; denn, wie oben gesagt, wir sollen ja dem Herrn nach auch Lückenverzäuner und Wegeverbesserer sein. Ach, wir armen Leute! (Christoph Blumhardt)

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