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Jesaja 43,22

Jesaja 43,22

Andachten

Nicht, dass du mich hättest gerufen, Jakob, oder dass du um mich gearbeitet hättest, Israel. Mir zwar hast du nicht gebracht Schafe deines Brandopfers, noch mich geehrt mit deinen Opfern. Mich hat deines Dienstes nicht gelüstet im Speisopfer, habe auch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihrauch. Mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft. Mich hast du mit den Fetten deiner Opfer nicht gefüllt. Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ja, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
Auch aus der tiefsten Not entsteht Segen und das harte Gericht, das den ganzen Bestand Israels zerbrach, macht die Größe der göttlichen Gnade erkennbar. Im Elend Babyloniens hörte für den Juden jede Möglichkeit auf, sich um Gott verdient zu machen. Es gab keinen Tempel mehr, der geschmückt werden konnte, keinen Altar mehr, der sich mit reichen Gaben anfüllen ließ. Zu irgendeiner Leistung, die als Gott geleisteter Dienst gewertet werden konnte, fehlte jede Möglichkeit. Aus der Lage des Volkes erwuchs ihm nur immer neue Demütigung, nur Grund, sich zu schämen, nur die Nötigung zur Reue. Wie soll dieses zertretene, machtlose, in das tiefste Elend hinabgestossene, als schuldig verworfene und gerichtete Volk noch der Zeuge Gottes sein? „Mein Name wird euretwegen geschmäht“, sagte der Prophet. Aber gerade diese Lage gibt dem göttlichen Wort einen besonders hellen Glanz und macht Gottes Willen offenbar. Nun kommt seine Barmherzigkeit ans Licht und es ist allen sichtbar: Hier handelt Gott um seiner Güte willen. Er verzeiht; warum tut er es? Weil er gnädig ist. Er erlöst; weshalb? Weil er Gott ist, euer Gott. Nun lernt Israel das, was wir Menschen schwer lernen, nicht sich rühmen, nicht seine Verdienste zählen, nicht seinen Gottesdienst preisen. Jetzt hört jene Versündigung auf, die dadurch entsteht, dass wir Gottes Güte durch unsere Gaben erwecken und seine Hilfe durch unser Werk begründen. Nun lernt Israel glauben. Nachdem ihm alles genommen ward, was es selber hatte, nimmt er wahr, dass es Gott hat, und lernt ahnen, was das bedeutet, Gott für sich zu haben.
Wenn ich vor Dir, Herr Gott, stehe, dann will ich mich ganz in den Anblick Deiner Gnade versenken. Mögen sich meine Tage mit redlicher Arbeit füllen, die nach Deinem Willen geschieht, und ich will meinen Fleiß in sie legen und gesammelte Kraft. Aber vor Dir, Vater, gilt nicht mein Opfern und Räuchern, nicht mein Wollen und Laufen, sondern Deine Gnade, die alles gibt, und Deine Ehre, die ewig leuchtet. Amen. (Adolf Schlatter)

Predigten

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