Sprüche 11,20
Andachten
Der Herr hat Gräuel an den verkehrten Herzen, und Wohlgefallen an den frommen.
In allen den Menschen, die von dem Mensch gewordenen Sohne Gottes sagen können: wir haben an ihm die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, wir sind in ihm Gott an genehm, Gott hat in ihm an uns sein Wohlgefallen, in denen hat mit dem Glauben ein neues, großes, heiliges Gotteswerk angefangen, das Werk der Heiligung: Sie haben in Christo nicht nur die Vergebung der Sünde, sie haben durch ihn auch die Gabe des heiligen Geistes empfangen, damit sein Leben ihr Leben und sie zu seinem Bilde verklärt werden von einer Klarheit zur andern, so dass auch jeder einzelne in eigentümlicher Weise das lebendige Bild des göttlichen Ebenbildes werde, und an jedem einzelnen Gott sein besonderes Wohlgefallen habe. Da tritt denn auch das ursprüngliche Bild Gottes wieder in sein Recht und taucht aus den Tiefen des Menschen, von allen Sündenfesseln befreit und gereinigt, wieder hervor. Es entsteht nicht ein neues Geschöpf, so dass der Mensch aufhörte ein Mensch zu sein, sondern es entsteht der neue Mensch, in dem es offenbar wird, wozu wir geschaffen sind und wozu der ganze Mensch von Gott durch die Schöpfung angelegt und vorbereitet ist. Da wird alles, was in dem Menschen sich verkehrt hat und zur Lust und Begierde geworden ist, zu einem heiligen Verlangen, zu einer heißen und heiligen Sehnsucht nach Gott und göttlichen Dingen. Das Verlangen nach irdischem Glück verwandelt sich in die Sehnsucht nach dem ewigen Leben; das Trachten nach irdischen Schätzen verwandelt sich in ein Trachten nach himmlischen Gütern; das Geizen nach der Ehre der Welt in ein Ringen nach der Ehre bei Gott, die Sucht der Eitelkeit, den Menschen zu gefallen, in das Verlangen, Gott wohl zu gefallen. Das wissen sie alle, dass sie nur in Christo gerecht sind, in dem Geliebten Gott angenehm sind, in dem, an welchem Gott sein Wohlgefallen hat, Gott wohlgefällig sind, und sie freuen sich dessen und wollen es nicht anders; aber sie wollen nun auch gern dankbar sein, sie wollen nun auch gern dem zur Freude werden, der sie also geliebt hat, sie wollen ihm nun auch gern in ihrem Leben und Wandel wohlgefallen; das treibt sie an, der Heiligung nachzujagen, alles abzulegen, was ihrem Herrn missfallen könnte, und in ihrem Tun und Lassen es zu offenbaren, dass sie hassen, was er ihnen vergeben hat, dass sie lieben, was er liebt, dass es ihr Trost, ihre Freude, ihr Ruhm, ihr Alles ist, ihm anzugehören. Wir bestreben uns, sagt Paulus, dass wir ihm gefallen; und sie wissen, dass das Bestreben nicht vergebens ist, dass er darin ihr gnädiger Beistand ist, dass er es selbst übernommen hat, sie vor seinem himmlischen Vater darzustellen ohne Flecken, ohne Tadel, ohne Mangel, heilig und unsträflich vor Gott in der Liebe, in ihr so reich, so selig, so herrlich, so vollkommen wie sein Vater im Himmel, so dass an jedem in eigentümlicher Weise Gott sein Bild in höchster Vollendung erblickt und er an allen sein besonderes Wohlgefallen hat.
O, was kann es größeres und seligeres für diejenigen geben, die den Gedanken nicht ertragen können, dass Gott an ihnen sein Missfallen hat, die über ihre Sünden unzählige bittere Tränen geweint haben, als die Gewissheit, dass Gott an ihnen sein Wohlgefallen hat, und dass sie dem, der für sie die Leiden des Todes erduldet hat, zur Freude werden können und zum Lohn seiner Schmerzen, und so können verwandelt und verklärt werden in sein Bild, dass Gott an ihnen sein Wohlgefallen hat, wie an ihm selbst! (Friedrich Mallet)