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1. Johannes 2,15

1. Johannes 2,15

Andachten

Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist.

Es liegt so nahe, die „Welt“, und was in der „Welt“ ist, lieb zu haben. Der Unglaube findet es geradezu unnatürlich, eine andere Stellung einnehmen zu wollen. Schwer ist das ja auch, wir sehen dies täglich an uns und an andern, aber wir können nicht zwei Herren dienen und auch nicht zwei Welten suchen. Dieser Welt Fürst ist nun einmal der Teufel. Ihm aber haben wir entsagt, weil Christus uns durch Sein Blut aus der Gewalt Satans erlöst hat. Wohl müssen wir in der Welt leben, aber lieben müssen wir sie nicht. Denn wir sind hier nur noch Fremdlinge, Gäste und Pilgrime. Mag der Weltmensch hierüber spotten, wir kennen unsere Stellung. „Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Wer Gott liebt, der liebt die „Welt“ nicht; und wer diese „Welt“ lieb hat, in dem ist die Liebe des Vaters im Himmel nicht. Das macht diese Sache sehr ernst! Wir wissen nun, warum so viele nicht in der Liebe Gottes stehen, sie können Ihn unmöglich lieben, weil sie die Weltart lieb haben. Ein eifriger Gott ist unser Gott. Deine Liebe will Er ganz, und nicht geteilt, für sich allein haben. Siehe und erkenne, bereue und beweine deine Torheit. Entweder gibst du nun die Weltliebe völlig auf, oder wenn du es nicht tust, gibst du Gott auf! Wie immer auch die verbotene Liebe bei dir sich äußern mag, als Liebe zum Genuss, als Habgier, als Eitelkeit, als Weltfreundschaft, o, gib sie in den Tod, oder sie stürzt dich ins ewige Elend, weil sie dich von Gott trennt. Jesus hat die „Welt“ nicht lieb gehabt, und wir wollen Ihm ähnlich werden. (Markus Hauser)


Johannes hat in seinen Briefen viel von der Gemeinschaft der Kinder Gottes untereinander, wie sie bei einem heiligen Wandel im Licht, in der Wahrheit und in der Liebe behauptet werden müsse, geschrieben. Sein liebevolles Herz hatte sich dabei in sehr zärtlichen Worten ausgegossen: sein lauterer Sinn aber hatte auch eine heilsame Schärfe hervorgebracht, wodurch er diese Gemeinschaft sowohl von der finstern Zwietracht als auch von der fleischlichen Liebe unterschieden hatte. Da er nun mit solchen Vorstellungen umging, sah er zugleich gegenüber etwas, das er Welt nannte, und sagte von dieser Welt, man solle sie nicht lieb haben. Diese Welt ist keine einzelne Person, sondern eine Menge. Sie ist der Gegensatz von den Kindern Gottes, die unter sich eine Gemeinschaft haben und Eine Kirche, Eine Herde, Ein Volk, Einen Leib, Eine Braut Jesu Christi ausmachen. Bei der Welt ist freilich Christus nicht der Hirte, nicht das Haupt, nicht der Bräutigam; sondern sie liegt im Argen, im Satan: sie ist von seinen argen Kräften umfangen, durchdrungen und gebildet. Der Satan ist ihr Fürst und Gott, wie die Schrift sagt. Bei der Welt ist kein Licht, keine Liebe und keine Wahrheit: doch aber eine Übereinstimmung in der Argheit. Es gibt einen Geist der Welt (1 Kor. 2,12.), den man bei allen Gliedern derselben doch unter unzählig vielen Formen antrifft, und welcher sich durchaus im Unglauben und in der Liebe zur Sünde, oder in der Feindschaft wider Gott und Seine Kinder, oder in argen Gedanken und bösen Lüsten äußert. Johannes macht 1 Joh. 2,16. drei Kennzeichen des Weltgeistes namhaft, nämlich die Lust des Fleisches, die Lust der Augen, und das ehrgeizige Prangen in der Lebensart. Die Lust des Fleisches ist die Begierde nach Gemächlichkeit, sinnlichen Ergötzlichkeiten, unzüchtigen Vergnügungen nach verschiedener Maße und Weise, Wohlleben im Essen und Trinken usw. Die Lust der Augen ist die Begierde, sich wenigstens an den eitlen Bildern derjenigen Wollüste zu ergötzen, die man selbst nicht ausüben will oder kann, folglich die Begierde, solches aus Büchern oder durch das leibliche Anschauen zu sammeln, und in der Phantasie mit Belieben herumzutragen. Weil aber in der Heiligen Schrift auch der Seele Augen zugeschrieben werden, so darf man allen leichtsinnigen Witz, alle aufblähende Weisheit, und alle daraus fließenden Scherze, Spöttereien, und Widersprüche gegen die Wahrheit hierher rechnen. Das ehrgeizige Prangen in der Lebensart bedarf keiner Erklärung: nur ist zu erinnern, dass alles Bestreben dazu gerechnet werden müsse, durch große oder kleine Dinge sich eine falsche Ehre, ein eitles Lob, einen Vorzug vor Anderen, oder eine Gleichstellung mit Anderen, die schon in einem Ansehen sind, zu erwerben; und dass deswegen auch Kinder und arme Leute, in denen ein Stolz ist, sich dieses Prangens schuldig machen können. In diesen dreien Stücken besteht die vermeinte Glückseligkeit der Welt, um derentwillen sie das Reich Gottes, das einen engen Eingang hat, verschmäht, und zu Gott sagt: hebe Dich von uns, wir wollen von Deinen Wegen nichts wissen.
Gott ist Liebe. Lasst uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt. Anstatt der Lust der Welt gibt Jesus den Seinigen ewiges Leben, und verschafft, dass diese zu derjenigen Zeit, da die Welt mit ihrer Lust ganz vergehen wird, Ihm gleich werden, und Ihn sehen wie Er ist, und so in Ewigkeit bleiben. (Magnus Friedrich Roos)


Wer die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Die Welt ist der Prüfstein der Christen, alldieweil sie in derselben sind. Wer sie fürchtet, und aus Furcht vor ihrer Ungunst Christum verleugnet, geht mit ihr verloren; wer sie aber lieb hat, und ihre Freundschaft dadurch erwirbt, wird von dem himmlischen Vater nicht geliebt, und liebt auch den himmlischen Vater nicht. Die Welt liegt im Argen, und kann doch ihre Gestalt so sehr schmücken, dass ein törichter Mensch sie lieb gewinnt. Sie kann den Augen und dem Fleisch etwas zur Lüsternheit vorhalten, und überdies eine gewisse kleine oder große Pracht zeigen, welche sie ehrwürdig oder ansehnlich machen soll. Dieses Alles kann noch durch eine falsche Weisheit entschuldigt, gerechtfertigt, angepriesen, ja als notwendig aufgedrungen werden, dass das Grauen davor bei Leuten, die einen Funken von Gottesfurcht hatten, vergehen kann, und sie endlich von der Liebe der Welt so bezaubert und eingeschläfert werden, dass sie zuerst auf eine ehrbare, zuletzt aber auf eine grobe Art sich der Welt in der Eitelkeit des Sinnes und in bösen Worten und Werken gleich stellen, und Andere auch verführen. Die Ermahnung Johannis: habt nicht lieb die Welt, ist also höchst nötig. Er gibt derselben dadurch einen großen Nachdruck, dass er hinzu setzt, man könne bei der Liebe der Welt die Liebe des Vaters nicht in sich haben, das ist, man könne von Ihm nicht geliebt werden, und Ihn auch nicht lieben. Welch ein Gegensatz! der Vater und die Welt; die Liebe des Vaters und die Liebe der Welt! Wähle unter diesen beiden. Die Wahl ist für einen vernünftigen Menschen nicht schwer: hingegen ist’s schwerer, die Welt und die Liebe der Welt so kennen lernen, wie sie mit der Liebe des Vaters nicht bestehen kann. Denn die Schlange, welche Evam mit ihrer Schalkheit verführt hat, ist so listig, dass sie die Menschen bereden will, die Liebe der Welt tue der Liebe des Vaters keinen Eintrag, und die Welt sei dem Vater im Himmel nicht so missfällig, dass der Liebhaber derselben sich den Zorn Gottes zuzöge. Man lerne aber die Welt nur recht kennen, wie lüstern, falsch und eitel sie sei, wie sie es mit den Geboten Gottes so gar nicht genau nehme, wie sie die Gnadenzeit verschleudere, wie sie zwar von der Tugend schwatze, aber von dem Glauben an Jesum, von der Wiedergeburt, von der Inwohnung des Heiligen Geistes nichts erfahren wolle. Man sehe sie an, und vergleiche sie mit dem Wort Gottes, mit dem Bild Christi, und mit dem Sinn und Wandel Seiner ächten Jünger, so wird man bald erkennen, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft sei. Und wer ist, der bei der Liebe der Welt sich der Liebe des Vaters wahrhaftig trösten könnte? Man stellt sich der Welt gleich, und liebt sie mit einer fühlbaren Liebe: die Liebe des Vaters aber bildet man sich nur ein, und fühlt nichts davon. Die Liebe der Welt ist wirksam, und treibt den Menschen zu vielen törichten und schädlichen Dingen: von der Liebe des Vaters wird man zu nichts getrieben. Die Liebe der Welt verhilft zu fleischlichen Ergötzungen, von der Liebe des Vaters hat man aber noch keine Erquickung bekommen. Also ist dann die Liebe des Vaters nicht in einem solchen Menschen. (Magnus Friedrich Roos)


Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, nämlich des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.
Die Welt imponiert; sie bringt den Eindruck hervor, sie sei stark. Dieser Eindruck entsteht aus der fest geschlossenen Eintracht, die das Leben aller gleichförmig macht. Ob wir in Deutschland, England oder Amerika oder auch in Tokio oder Konstantinopel leben, überall hat das Leben dasselbe Gepräge. Dieselben Triebe wirken sich überall aus; dieselben Güter füllen die Märkte und dieselben unterschiedlichen Gesetze regieren alle. Wer in der Welt lebt, ist überall daheim. Diese Eintracht unterstützt sie in ihrer arbeitsamen Regsamkeit. Eine Fülle von Kräften ist in Bewegung. Jeder tummelt sich, erwirbt, genießt, kämpft und gewinnt. Die Ergebnisse dieser Anstrengungen ragen sichtbar in die Höhe. Wir heißen diesen Turmbau unsere „Kultur“. Die Warnung des Apostels hat also guten Grund; habe sie nicht lieb, schätze sie nicht, gönne ihr keine Verehrung und Bewunderung. Kann ich aber dem Apostel gehorchen, ohne zu vergessen, dass Gott mir den Menschen deshalb zum Nächsten macht, damit ich ihn lieb habe? Hier entsteht keinerlei Schwierigkeit oder Not. Nie werde ich den Nächsten lieb haben, wenn ich die Welt lieb habe. Freilich besteht die Welt aus nichts anderem als aus den Menschen. Was sie aber zur Welt macht, ist nicht das, was jeder Mensch in sich selber ist, sondern unser gemeinsames Leben, das uns aneinander bindet und einander gleichförmig macht, macht aus uns die Welt. In diesem gesellschaftlichen, gemeinsamen Leben kommt aber gerade das nicht zur Geltung, was Gott mich am Nächsten lieben heißt. Wo sitzt die Wurzel für die ganze imponierende Arbeitsamkeit der Welt mit ihren glänzenden Erträgen? Das Fleisch ist begehrlich; damit es erhalte, wonach es verlangt, muss sich jedermann fleißig regen. Die Augen werden nicht satt und begehren immer nach neuem Schauspiel und die Leere des inneren Lebens zwingt zur prunkenden Schaustellung, durch die die Hohlheit des Daseins überkleidet wird. Das ist, sagt Johannes, nicht vom Vater, und wie kann ich werthalten und begehren, was nicht vom Vater ist? Habe ich nicht als Gottes Geschöpf den Leib und die Augen und die Mitgliedschaft im menschlichen Verband, die mir die Ehre unentbehrlich macht? Aber die verzehrende Glut der Begehrung und die nimmersatte Unruhe der Augen und die Verkehrung der Ehre in prahlende Eitelkeit, das stammt nicht vom Vater und trägt nicht Gottes Bild. Darum hüte deine Liebe. Gib sie dem, was vom Vater stammt, und wie vieles habe ich um mich, was ich lieben darf und soll, weil es vom Vater stammt!

Vom Hassen, lieber Herr, hast Du mich frei gemacht. Zum Richten hast Du mich nicht berufen und machst mich nicht zum Zerstörer der Welt. Aber meine Liebe hast Du an Dich gebunden. Dir gehört sie ganz und allem, was Dein ist, allem, was die Herrlichkeit Deines Schaffens zeigt, allem, was aus der Fülle Deiner Gnade stammt. Wie reich machst Du unsere Liebe, wieviel Arbeit gibst Du ihr. Dafür danke ich Dir. Amen. (Adolf Schlatter)


Was ist Welt? Nicht die Dinge von außen, sondern die Versunkenheit des Herzens in das Eitle. Wie es eine Gassenwelt gibt, so gibt es auch eine Stuben- und eine Begierdenwelt, und in der einen ist man so wenig sicher als in der andern. Durch den Fall in die Sünde ist das Herz auch der Eitelkeit anheim gefallen, so dass es klebt an dem, was nichts ist, als ob es etwas sei. Die Macht der Außenwelt wäre, ohne die Macht der Sünde, eine herzstärkende und zu Gott erhebende gewesen, eine wahre Himmelsleiter, aber durch die Scheidung der Seele von Gott ist die sichtbare Welt ein Götze geworden, der für den gefallenen Menschen die Stelle des Schöpfers vertritt, und an dem das Herz hängen bleibt. Von der Welt sich losmachen, heißt demnach nicht sich aus der Außenwelt zurückziehen und in die Einsamkeit flüchten, sondern die vergängliche Luft des Herzens erkennen als eine falsche, und trachten nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Das verweltlichte Herz soll wiederum zu seiner ersten Liebe zurückkehren, zu seinem himmlischen, lebendigen Gut; wo die Liebe zum Vater wiederum Herrscherin geworden ist, da bringt die Außenwelt mit ihren Reizen und Bildern keinen Schaden mehr. Wo der Schatz ist, da ist auch das Herz. Johannes schaut nicht mehr auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; das Sichtbare ist ja ein Hinfälliges, das Unsichtbare hingegen ein Ewiges. Weltliebe und Liebe zum Vater schließen einander aus; Eitelkeit und Wahrheit können nicht nebeneinander bestehen, auch nicht sich vermischen; und das Kennzeichen, das eine Seele in der Wahrheit handelt, ist die Wiedereinkehr der Gottesliebe in das leere, betrogene Herz. Selig, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. (Johann Friedrich Lobstein)

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