Jakobus 3,6
Andachten
Die Zunge ist auch ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Also ist die Zunge unter unsern Gliedern, und befleckt den ganzen Leib, und zündet an allen unsern Wandel, wenn sie von der Hölle entzündet ist.
Ich will es in einem Gleichnis darstellen: denkt euch einmal einen Topf, der über einer Flamme steht; er ist voll Unreinigkeit; nun wird er heißer und immer heißer, endlich kocht er; da steigt die Unreinigkeit immer weiter empor; endlich braust sie heraus und in das Feuer hinein. - Nun denkt euch den Menschen mit seinem Herzen, daraus die argen Gedanken hervorgehen; der Zorngeist wütet in ihm und schwellt ihm das Herz auf; jetzt macht er demselben durch Reden Luft; seine Gebärde verstellt sich wie Kains, es blickt etwas Satanisches aus seinem Auge, und was strömt nun aus diesem Munde hervor? Lauter höllische Ausgeburten! Dadurch zieht er sich selbst immer tiefer in die höllische Art hinein; die Hölle macht ihn beredt, die Worte, die er ausstoßt, bringen neues Feuer in das Rad seiner Natur, d. h. in sein Temperament, in seinen Geblütsumlauf, und so steigert er sich immer weiter, bis er ganz ein Werkzeug der Hölle und des Argen ist. Seht, das tut die Zunge. Wäre er still gewesen, hätte er nur innerlich geseufzt: Ach HErr, hilf mir, ich bin schwach, der satanische Zorngeist plagt mich; wäre er geflohen vor der Gelegenheit, die ihm Anlass zum Zorn gab, so hätte er überwunden und von der ganzen Sache nichts als Segen davongetragen: weil er aber redet, was die Leidenschaft ihm eingibt, so wird Satan Herr über ihn. Seine Sünde begann mit dem Reden. So entzündet die Zunge bei jeder Leidenschaft unsere Natur, unser Temperament, und führt den Menschen, der ihr nachgibt, immer tiefer in die Finsternis. Ach, wer ist weise und klug unter uns? Er erzeige mit gutem Wandel seine Werke, in Sanftmut und Weisheit! (Ludwig Hofacker)