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Jakobus 1,26

Jakobus 1,26

Andachten

„Wer selbst sein Herz verführet, des Gottesdienst ist eitel.“

Wieviel Täuschung in der Frömmigkeit! Bei den einen besteht sie allein in der Menge der Gebete, bei den andern in der großen Zahl äußerer Werke, welche geschehen, um Gott zu verherrlichen und dem Nächsten mit Hilfe beizustehen. Bei einigen beschränkt sie sich auf den beständigen sehnlichen Wunsch, ihr Heil zu schaffen, bei andern auf große Entsagungen. Alle diese Dinge sind gut, sie sind sogar bis zu einem gewissen Grad notwendig. Aber du täuscht dich, wenn du darein Grund und Wesen der Frömmigkeit verlegst. Jene Frömmigkeit, welche dich heiligt und dich ganz und gar Gott weiht, besteht darin, Alles zu tun, was Er will und Alles, was Er von dir wünscht, genau in der Zeit, an den Orten und unter den Verhältnissen, in welche Er dich stellt, zu vollbringen. Alle deine Bemühungen, alle deine noch so glänzenden Werke werden nur dann belohnt werden, wenn du den Willen des höchsten Meisters getan hast. Der Knecht, der dir dient, könnte Außerordentliches in deinem Hause leisten; aber wenn er nicht täte, was du wünschest, würdest du ihm doch keinen Dank für seine Handlungen wissen und dich mit Recht darüber beklagen, dass er dir schlecht diene.

Die völlige Hingabe fordert nicht nur, dass du den Willen Gottes tust, sondern dass du ihn mit Liebe tust. Gott liebt es, dass man Ihm mit Freuden gebe; in allem, was Er dir vorschreibt, ist es immer das Herz, was Er fordert. Ein solcher Meister verdient wohl, dass man sich glücklich schätze, ihm anzugehören. Diese Hingabe muss in gleicher Weise sich in allen Lagen bewähren, mögen diese dir missfallen, mögen sie Anstoß bei dir erregen, mögen sie deinen Absichten, Neigungen und Plänen zuwiderlaufen; sie muss dich fertig machen, dein ganzes Gut, Vermögen, deine Zeit, deine Freiheit, dein Leben und deinen guten Ruf daran zu geben. Wenn du in solcher Bereitschaft sie verwirklichst, dann hast du wahre Frömmigkeit. Aber da der Wille Gottes dir oft verborgen ist, so hast du noch manchen Schritt der Entsagung und des Todes zu tun: diesen im Gehorsam zu vollbringen, und zwar in blindem Gehorsam, der aber weise ist in seiner Blindheit, ist allen Menschen zur Bedingung gemacht. Der Erleuchtetste unter ihnen, der, welcher am geschicktesten ist, die Seelen zu Gott zu ziehen, der am fähigsten ist, sie zu Ihm zu leiten, muss selbst geleitet werden. (François Fénelon)


So sich jemand unter euch lässt dünken, er diene Gott; und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern verführt sein Herz, dessen Gottesdienst ist eitel.
Jakobus 1,26

Du bist zum Bild Gottes gemacht, sagt Jakobus; das macht aus dir den Herrn, der herrscht und herrschen soll. Was soll ich beherrschen? Das erste und wichtigste Gebiet, an dem du deine Herrschaft ausüben sollst, sagt Jakobus, ist dein Wort. Rennt dein Wort davon ohne Zügel, wo bleibt deine Herrschermacht? Wo bleibt dein Gottesdienst? Er spricht nicht von der Leerheit unserer Rede, dass wir sie zum Geschwätz entstellen, noch weniger von Lügen, Verleumdungen, Bosheit und Hass. Er macht mir meine Pflicht größer. Die Zunge ohne Zügel, das Wort ohne Leitung, die Rede, die nicht beherrscht ist, heißt er unverträglich mit Frömmigkeit, das sichere Wahrzeichen, dass der Mensch nicht Gott gehorsam geworden ist. Hat er Gottes Gesetz im Herzen, so verfährt er nicht mehr leichtsinnig mit seinem Wort und lässt es nicht sprudeln, wie es sich eben trifft. Dann weiß er sich für sein Wort verantwortlich, hält über ihm Wacht und handhabt es als das kostbare und wirksame Werkzeug, mit dem er Gottes Willen tut. Springt das Wort ohne Zügel von den Lippen, ziellos, tändelnd, der Wahrheit nicht unterworfen und nicht an die Liebe gebunden, bringt es nicht nur in den anderen unheilvolle Wirkungen hervor, sondern bereitet auch mir selbst eine schwere Gefahr. Gegen eine zuchtlose Frömmigkeit, bei der es nicht darauf ankommt, was wir sagen, erhebt das Herz seine Einrede. Es bangt vor den Folgen unserer Worte und begehrt nach Wahrheit, die der zuchtlosen Rede fehlt. Nun kommt es dazu, dass wir unser Herz betrügen. Wir ersticken sein Warnen und füllen es mit Einbildung. Es ist ein seltsamer Vorgang, wenn ein Mensch sich selbst hintergeht und sich selbst beschwindelt. Allein das Wort des Jakobus stammt aus wacher Beobachtung und reicher Erfahrung. Wie oft üben wir diese Kunst, unser Herz zu betrügen! Der echte Gottesdienst, der Gott vor Augen hat, macht nicht nur unseren Verkehr mit den anderen, sondern auch unser Gespräch mit unserem Herzen wahr.
Schreibe mir Dein Gesetz, Herr, Gott, in mein Herz; dann regiert es auch meine Lippen und füllt sie mit Deiner Güte und mit Deiner Wahrheit, dass sie Dir dienen. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/59/jakobus_1_26.txt · Zuletzt geändert: von aj
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