Kolosser 1,19
Andachten
Es ist das Wohlgefallen gewesen, dass Alles durch Ihn versöhnt würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden, oder im Himmel, damit dass er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst.
In diesen Worten wird die Versöhnung, die durch Christum ausgerichtet worden ist, nach ihrem größten Umfang beschrieben. Es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, dass in Christo alle Fülle (der Gottheit) wohne, oder dass derselbige voll sei von Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, dass Er nicht nur alles Gute ohne Maß habe, und selber genieße, sondern auch Alles ausrichten könne, und überdies Andere aus Seiner Fülle, aus seinem Reichtum und Überfluss empfangen können, was sie bedürfen, ohne dass Sein unerforschlicher Reichtum vermindert würde. Weil nun alle Fülle in Christo wohnt, so konnte Er auch eine große Versöhnung ausrichten, welche Alles in sich fasst; und es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, dass Alles durch Ihn versöhnt würde zu Ihm, dass nämlich dieses Alles wieder Gott zugeführt und unterworfen, und mit Gott vereinigt würde, nämlich eine jegliche Klasse der Geschöpfe, nach ihrer Ordnung und Maß. Paulus teilt dieses Alles in zwei Teile ein, und sagt, es sei sowohl dasjenige, das auf der Erden, als auch dasjenige, das in den Himmeln ist. So teilte Moses die ganze Welt ein, da er sagte: im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Auf der Erde leben Sünder, die Erde ist von Gott um der Sünde willen verflucht worden (1 Mos. 5,29.), und alle Geschöpfe unter der Sonne sind der Eitelkeit oder einem Dienst, welcher sie aufreibet, wider ihren Willen oder natürlichem Trieb unterworfen. In den Himmel ist freilich keine Sünde, kein Fluch und keine Eitelkeit eingedrungen: aber der reine Himmel stand mit der unreinen Erde gleichsam in einer Zwietracht, und konnte sich an dieselbe nicht anschließen, oder keine Gemeinschaft mit derselben haben. Christus aber hat Alles versöhnt, sowohl das auf Erden, als auch das im Himmel ist, damit dass Er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst. Durch Sich selbst hat Er Alles versöhnt, so dass Er keinen Fremden und kein fremdes Mittel dazu brauchte. Er hat aber so Alles durch Sich selbst versöhnt, dass Er durch das Blut an Seinem Kreuz Friede machte. Wie kostbar und wirksam ist also Sein vergossenes Blut! Wie wirksam und heilsam Sein Tod am Kreuz! Die Folge davon ist Friede auf Erden, Luk. 2,14., und Friede im Himmel, Luk. 19,38., oder eine neue Harmonie zwischen Himmel und Erde. Die Sünder, welche die Versöhnung durch den Glauben empfangen, gelangen zum Frieden Gottes, werden ins himmlische Wesen nach der Hoffnung, und endlich nach dem wirklichen Besitz und vollen Genuss versetzt: alle Feinde werden zum Schemel der Füße Jesu gelegt, und der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. So wird endlich Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, in Christo zusammengefasst unter Ein Haupt, Eph. 1,10. Wir haben uns nun zu bestreben, dass wir durch die Versöhnung, die durch Christum ausgerichtet worden, ein Erstling der Kreatur werden, und weit über das Schicksal Seiner Feinde erhaben, heilig und unsträflich und ohne Tadel vor Christo unserem HErrn und Bräutigam dargestellt werden (Kol. 1,22.), und zur allerseligsten, ewigen und innigsten Gemeinschaft mit Gott gelangen. (Magnus Friedrich Roos)
Es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und Alles durch ihn versöhnet würde, zu ihm, es sei auf Erden oder im Himmel, damit dass er Friede machte durch das Blut an seinem Kreuz, durch sich selbst.
Das ist ein wichtiges Zeugnis von der allgemeinen Versöhnung, die Jesus gestiftet hat durch sich selbst am Kreuze mit seinem Blute. Was die Versöhnung selbst betrifft, so führet es uns gleich in eine tiefe Betrachtung dieser großen und in dem ganzen Geheimnis Christi so weit um sich greifenden Sache. Alles nämlich war wider uns, die wir uns durch eigene Schuld von des allgütigen Schöpfers Licht und Liebe getrennt hatten und vom ganzen Reiche Gottes losgerissen und von dem Leben Gottes entfernt waren. Was für Gottes Ehre eiferte, musste wider uns sein, weil wir wider Gott waren. Und der Himmel konnte sich über unseren Verfall beschweren, weil wir seine Ordnungen gestört hatten und Gottes Willen nicht mehr auf Erden, wie im Himmel geschah. Darum waltete nun kein Friede mehr zwischen dem Himmel und der Erde. Die Zusammenfassung unter ein Haupt, die Ergebenheit unter die Hand des einigen Monarchen war eben getrennt. Durch die Versöhnung sollte nun diesem Allem abgeholfen und Alles in einen solchen Stand wiederhergestellt werden, wie es sowohl den Rechten des Thrones und aller deren, die vor demselben anbeten, als auch den Absichten des heiligen Gottes gemäß wäre. Das tat Gott durch seinen Sohn, in dem er Friede machte und Alles wieder in Christo unter ein Haupt verfasst wurde, so dass wir Menschenkinder uns auch in die Gesellschaft der Himmlischen wagen dürfen. (Johann Ulrich Steinhofer.)