Philipper 2,6
Andachten
Christus, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, und ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst.
Wer das recht bedenkt und glaubt, der kann nicht anders, er muss in rechtes Staunen über diese tiefe Erniedrigung des eingebornen Sohnes vom Vater hineinversinken. Das beugt nieder; das beugt auf die Knie vor ihm; das zerschmelzt und zerbricht alle Härtigkeit unseres hochmütigen Herzens. Sieh, liebe Seele! das Kind, das in Windeln gewickelt in der Krippe liegt in Bethlehem; das Kind, das nicht denken, keine Begriffe zusammenfassen kann, endlich lallen, endlich Worte herstammeln, endlich reden lernt; der Knabe, den du in Jerusalem siehst, dieser wahrhaftige Knabe, der Jüngling, der Mann Jesus, der wahrhaftige Mensch, siehe, das ist dein Gott, der Gott aller Götter. Das ist Der, so die Sterne herausführt nach ihrer Zahl, das ist Der, vor den David hinsteht und spricht: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Das ist Der, zu dein Abraham sagt: „ich habe mich unterwunden, mit dir zu reden, ob ich gleich Erde und Staub bin;“ das ist Der, vor dem alle Engel anbeten, und zu dessen Füßen die Ältesten, die um seinen Thron sind, ihre Kronen hinwerfen, weil er allein der Krone und der Ehre würdig ist. Und woher diese Verwandlung? Woher dieses tiefe Herabsteigen in unsere Menschheit? Dies hat die Liebe getan, die Liebe zu uns. (Ludwig Hofacker)