Römer 10,10
Andachten
“Mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Munde bekannt zur Errettung.“ (Wörtlich)
Schöner, voller, vertrauter klingt's in der Lutherischen Übersetzung: „Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig.“ Ist denn überhaupt ein Gegensatz zwischen „mit dem Herzen glauben“ und „mit dem Munde bekennen“? Ja, es kann ein stufenmäßiger Fortschritt, ein Weiterkommen damit angedeutet sein. Der Herzensglaube schafft innerlich im Menschen die Rechtfertigung; das darauffolgende Bekenntnis schließt erst die Heilserfahrung ab. Daher mag es kommen, dass wir nach einem Bekenntnis Jesu unter erschwerenden Umständen ein so gehobenes Gefühl, eine Beseligung erfahren, als wäre jetzt erst alles in Ordnung. Es muss nun noch hinzugenommen werden, was damals das Bekennen Jesu meistens einbrachte: Trübsal, Verfolgung und Verachtung. Bei uns ist's oft nur das letzte Stück, und wie scheuen wir jenes verächtliche Zurückziehen, jenes „Geschnittenwerden“ oder Totschweigen. Dann muss noch hinzugerechnet werden, dass manche Naturanlage schnell fertig ist mit dem Bekenntnis; da ist die Tugend kleiner. Andere ringen sich ordentlich mit äußerster Selbstüberwindung das Aussprechen ihres Seelengeheimnisses ab, dann bedeutet und wirkt solches Bekenntnis mehr.
Herr Jesu, vergib mir, dass ich heute am Tage eine gute Gelegenheit, dich zu bekennen, so ängstlich gemieden habe. Innerlich wog das wie eine Verleugnung! Und doch liebe und suche ich dich! Amen. (Samuel Keller)
Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man selig.
Viele glauben und rechnen sich die Gerechtigkeit Christi kühn zu; aber sie glauben nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Munde. Mit dem Herzen glaubt man, der Herzensglaube macht gerecht, macht das Herz gerecht, macht das Leben, den Sinn und Wandel gerecht - und mit dem Munde bekennt man, und das macht selig, wenn Herz und Mund zusammenstimmen. Wenn aber dein Mund die Gerechtigkeit Christi bekennt und sich zurechnet, aber dein Herz die Ungerechtigkeit liebt, so wirst du dich in deiner Rechnung betrügen, Gott wird einen Strich durch sie machen und sagen: Ich kenne dich nicht, weiche, du Übeltäter! Wenn sich ein solcher toter Glaube das Verdienst Christi zurechnet, kann er sich die Hölle, den Zorn Gottes verdienen. (Johannes Evangelista Gossner.)