Apostelgeschichte 4,34
Andachten
Es war auch Keiner unter ihnen, der Mangel hatte, denn wie Viele ihrer waren, die da Äcker oder Häuser hatten, verkauften sie dieselben und brachten das Geld des verkauften Gutes, und legten es zu der Apostel Füßen; und man gab einem Jeglichen, was ihm Not war.
So groß war die Macht der heiligen Liebe in jenen ersten Zeiten, dass Äcker und Häuser, Geld und Geldeswert davor gänzlich zurücktraten. Da ward es wahr: Ich habe Gott und hab' genug! Und es war ihnen ein Geringes, das Irdische daran zu geben, damit keiner unter ihnen Mangel habe. Ganz ausgestorben ist diese heilige Liebe, Gott sei Dank, noch nicht in der Christenheit. Milde Stiftungen, Vermächtnisse, Schenkungen geben Zeugnis davon; zu allen Zeiten hat es Herzen gegeben, welche Äcker und Häuser geringe achteten neben den ewigen Heilsgütern, und die Liebe Christi hat sie getrieben, zu sorgen, dass einem Jeglichen gegeben werde, was ihm Not ist. Aber dieser Sinn ist wie ein Frühlingstag im März-Monat, hin und her verstreut und vereinzelt, und sollte doch allgemein sein. Darum leiden Tausende Mangel, und es ist nicht möglich, einem Jeglichen zu geben, was ihm Not ist. Wo es an das Kapitel vom Geben kommt, da sind die Meisten taub und schwerhörig; und wo es sich um Äcker und Häuser handelt, da halten sie mit beiden Händen fest wie mit Krallen. Es ist eine ernste Prüfung, die Jeder zu bestehen hat, ob sein Christentum auch etwa da aufhöre, wo das Geben anfängt! Liebe Freunde! es ist ein Bann unter uns, das ist das Festhalten und Ansichreißen. Geiz und Hartherzigkeit vertragen sich absolut nicht mit der Liebe Christi, und wer's im Munde führt, aber nicht mit linder Hand bekräftigt, der ist vor dem Herrn ein tönend' Erz und eine klingende Schelle. Ein Jeglicher bedenke wohl das Wort: „mit demselben Maß, damit ihr Andern messet, wird euch gemessen werden.“ Also ein vollgedrückt', gerüttelt' und geschüttelt' Maß“ ist nimmer zu viel. ! (Nikolaus Fries)