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Lukas 2,29

Lukas 2,29

Andachten

HErr nun lässt Du Deinen Diener im Frieden fahren, wie Du gesagt hast. Denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen.

Es soll auch an uns wahr werden, was Simeon von sich sagt: „HErr, nun lässt Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast.“ Ich möchte hinfahren in Frieden! Mit meinem JEsus werden mir selbst die Schmerzen des Todes zu Gnadenerfahrungen, sie sind die letzten Wehen, aus denen das ewige Leben geboren wird. Und was Er zu der scheidenden Seele reden wird, was das Herzensauge schauen wird, wenn das Leibesauge schon gebrochen ist, was das Herzensohr hören wird, wenn das leibliche Ohr nichts mehr hört, das weiß ich jetzt nicht; aber das ist gewiss: habe ich im Leben meinen Heiland gesehen, so werde ich ihn auch im Tode schauen; der Tod kann mein Fragen nach Ihm und mein Warten auf Ihn nicht unterbrechen, sondern Er wird es verklären und vollenden. Ich bin mitten im Tod, vom Tod zum Leben hindurchgedrungen und der Frieden Gottes, der hier mein Sterbekissen ist, auf das ich getrost mein sündiges Haupt bette, bleibt dort mein schönes Erbteil, meine Siegespalme und Ehrenkrone. Der Kampf ist aus, alles Fragen beantwortet, alles Warten belohnt und meine Seele ist bei dem HErrn und sieht Ihn und in Ihm ihre Seligkeit! Das sollst du haben und erleben, das liegt für dich im Wort: „Du sollst den Tod nicht sehen, du hast denn zuvor den Geist des HErrn gesehen.“ Amen. (Robert Hesse)


HErr, nun lässt Du Deinen Diener im Frieden fahren, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen.
Simeon hatte im Geist erkannt, und war durch die Weissagungen der alten Propheten vergewissert, dass die Zeit vorhanden sei, in welcher der Heiland Gottes geboren werden sollte; da er dann durch den Heiligen Geist zu einem sehnlichen Verlangen, denselben vor seinem Tode noch zu sehen, erweckt wurde. Der HErr begegnete auch diesem seinem Verlangen durch eine innerliche Antwort oder Einsprache, wodurch er versichert wurde, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des HErrn gesehen. Da es nun geschehen war, freute er sich, und sagte: HErr, nun entlässt Du Deinen Diener im Frieden, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen. So hat ein Christ manchmal einen vom Heiligen Geist erweckten Wunsch in sich, dieses oder jenes Werk Gottes noch zu sehen, diese oder jene Erfüllung seiner Bitten noch zu erleben; und ist, wenn sein Wunsch erfüllt worden, lebenssatt, und wünscht mit einem von allen irdischen Dingen abgezogenen Herzen, dass ihn nun der HErr von seinem Dienst entlassen möchte, und zwar im Frieden. Dieser Friede ist eine innerliche Ruhe der Seele, welche durch keine Anklage, aber auch durch keinen Sturm unordentlicher Begierden, länger zu leben, und endlich auch durch kein Grauen vor dem Tod und Grab gestört wird. Er setzt die Gnade Gottes voraus; denn ohne diese Gnade wären genug Ursachen zur innerlichen Anklage, zur Lüsternheit nach irdischen Dingen, und zum Grauen vor dem Tod vorhanden: die Gnade aber bringt Frieden, und dieser Friede erleichtert das Sterben. Wer im Frieden stirbt, kann denken, er werde von seinem mühsamen Dienst und gefährlichen Posten entlassen oder losgebunden, und komme nun in eine selige Freiheit. Freilich muss man dabei den Heiland Gottes im Glauben ansehen, wenn man Ihn auch nicht mit Augen sehen kann wie Simeon; denn dieser Heiland, den Gott der Welt gesandt und gegeben hat, ist der Grund aller Gnade, und hilft dem Menschen allein zu einer friedsamen Hinfahrt. Viele haben ihn gesehen, und sind in das Verderben hingegangen; aber von denen, die bis an ihr ende an Ihn glauben, wird Keiner verloren, sondern Alle empfangen das ewige Leben. Glauben ist also mehr als das leibliche Sehen. Simeon sah Ihn als ein Kind mit seinen Augen; er glaubte aber auch, was er nicht sehen konnte, dass dieses Kind der Heiland Gottes sei. Der Heilige Geist, der diesen Glauben in ihm gewirkt hat, wirke und erhalte ihn auch in mir und den Meinigen, damit wir als Diener Gottes eine gnädige und ruhige Entlassung von dem Dienst, den wir Ihm unverdrossen auf der Erde leisten sollen, erlangen. Er ist’s, der Seine Diener beruft und entlässt. Die Ungeduld, welche der mit Leiden vermengten Arbeit überdrüssig ist, wünscht zuweilen eine Entlassung, ehe die rechte Stunde dazu gekommen ist, wünscht zuweilen eine Entlassung, ehe die rechte Stunde dazu gekommen ist: der höchste Hausherr aber weiß, wann jeder Seiner Knechte ausgedient hat, und hält ihn sodann nicht ohne Ursache auf. Wohl dem, der mit dem Wink des Hausherrn, er mag auf das längere Bleiben auf der Erde, oder auf die baldige Entlassung zielen, zufrieden sein kann! (Magnus Friedrich Roos)


Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.
Das Jahr rollt dahin mit rasender Eile. Und dieses Hinschwinden des Jahres ist nur ein starkes Zeichen von dem Hinschwinden unseres ganzen Lebens. Es predigt uns mit lauter Stimme, dass wir unerbittlich und wie im Fluge der Ewigkeit entgegengehen, dass wir Gäste und Fremdlinge auf Erden sind und hier unten keine bleibende Stätte haben. „Du lässest die Menschen dahinfahren wie ein Strom“, betete Moses schon (Psalm 90,5); ja wir Alle fahren dahin. Aber wohin und wie? Selig, wer mit dem alten Simeon jubilieren kann: „Herr, du lässest deinen Diener in Frieden fahren.“

Wer fährt denn in Frieden hin durch die Pforten des Todes?

Der gewiss nicht, der da meint, mit dem Tode sei alle Existenz aus. Das ist ein Gedanke, der Einen wahnsinnig machen könnte, wenn man ihn durchdenkt. Er ist auch so entsetzlich, dass allermeist auch die größten Spötter und Atheisten, wenn sie an der Leiche ihrer Geliebten stehen, aller ihrer Theorie zum Trotz, gerne von Unsterblichkeit und Wiedersehen hören und reden. - Die aber fahren auch nicht in Frieden hin, die nur eine unbestimmte Hoffnung, für ihre Hoffnung aber eigentlich keinen anderen Grund haben, als dass sie es wünschen. Auch alle Ahnungen helfen da nicht aus; hier kann nur Gewissheit Trost schaffen. „Fragst du mich, woher ich komme? (sagte jener Weltweise), so antworte ich: Ich weiß es nicht. Fragst du mich, wohin ich gehe? Ich weiß es nicht. Aber ich sehe den Himmel voller Sterne und die Herzen der Menschen voll von Ahnungen des Himmels.“ Das ist schön und ergreifend geredet, aber solche ferne blitzende Ahnungen geben keinen Frieden. - Auch Die haben selbstverständlich keinen Frieden, die von der Existenz eines Himmels und einer Hölle fest überzeugt sind, in Betreff ihrer selbst aber sagen: „Wohin mein Weg führt, himmelwärts oder höllenwärts, das muss die Zukunft lehren.“

„Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren,“ so jubiliert der alte Simeon erst, als er das Christuskindlein auf seinen Armen hält und den Heiland Gottes schaut. In dem „nun“ liegt, dass eben jetzt etwas möglich wird, was vorher unmöglich war. Und doch war Simeon „fromm und gottesfürchtig“ und hatte sein Leben lang auf den Trost Israels gewartet. Aber so wenig er, wie irgend Einer der großen alttestamentlichen Glaubenshelden hatte in seiner Frömmigkeit und Gottesfurcht den Frieden gefunden, die Gewissheit, mit Gott so unverbrüchlich Eins zu sein, dass Tod, Teufel, Sünde und Hölle sie nimmermehr von Ihm, dem Vater der Herrlichkeit und dem Urgrund alles Lebens, scheiden könnten. Nun, da er in dem Christuskindlein die Hoffnung Israels erfüllt sieht; nun, da er, ohne sich zu stoßen an der Torheit und Niedrigkeit der göttlichen Offenbarung, das Wort Heiland aussprechen kann, nun wird das Herz des alten Mannes verjüngt und adlergleich schwingt es sich auf zu dem Throne seines Gottes.

Die Sage erzählt gar tiefsinnig, dass der alte Simeon bereits blind gewesen, bei der Annäherung des Christuskindes aber sehend geworden sei. So ist's jedenfalls im Geistlichen gewesen. Zum wahren Schauen der Herrlichkeit und Liebe Gottes, zum klaren Blick in ein seliges Jenseits kommt auch das Auge der edelsten, frommsten Gottesknechte erst, wenn ihnen Jesus als der Heiland enthüllt wird.

Nun, lieber Leser, das Jahr rollt hin; wer weiß, ob's nicht dein letztes ist. Jedenfalls, auch wenn dir noch mehrere Jahrzehnte beschieden wären, ist's doch das köstlichste Ding und das nötigste Ding, dass man weiß: Es sei früh oder spät, dass ich hinfahre, aber, wann es auch sei, ich fahre im Frieden hin, denn meine Augen haben das Heil in Christo gesehen. Zum lichten Vaterhaus geht meine Bahn, mitten hindurch durch das Gebrause des Lebens, mitten hindurch durch die rauschenden, schauerlichen Wasser des Todes, - dennoch zum Vaterhaus, denn ich habe in Jesus den Vater gefunden!“ O flehe du so redlich, wie Simeon flehte, dass der Heiland sich dir offenbare; suche Ihn, wie Simeon Ihn suchte, liebe und lobe Ihn, wie Simeon Ihn liebte und lobte, nachdem er ihn gefunden, so wird auch deines Lebens Sylvester einmal eine „Hinfahrt im Frieden“ sein.

Lange hab' ich mich gesträubt,
Endlich gab ich nach:
Wenn der alte Mensch zerstäubt,
Wird der neue wach.
Und so lang du dies nicht hast
Dieses „stirb und werde!“
Bist du nur ein armer Gast
Auf der trüben Erde. (Otto Funcke)

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nt/42/lukas_2_29.txt · Zuletzt geändert: von aj
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