Jesaja 48,21
Andachten
Sie hatten keinen Durst, da Er sie leitete in der Wüste; Er ließ ihnen Wasser aus dem Felsen fließen; Er riss den Fels, dass Wasser heraus rann. Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden!
Durst leiden schafft große Qual; da ist kein Frieden, da ist heftiges, unruhiges Verlangen, bis der Durst gelöscht ist. Aber wie nun, wenn alles Trinken nichts hilft? wenn das Dürsten gleich wieder da ist, ja noch immer heftiger wird. So geht's den Gottlosen. Brennender Durst ist in ihnen - nach der Welt und ihren Gütern; die Lüfte und Begierden wollen befriedigt sein. Geld, Wollust, Ehre, Genuss, leppigkeit, Prunk und Pracht darauf geht das Dürften, und je mehr sie trinken, desto gieriger werden sie, weil das Menschenherz nicht eher Ruhe findet, bis dass es ruht in Gott. Die Gott-Losigkeit trägt den Fluch des Dürstens in sich selber. Die Kinder Israel hatten feinen Durst, als der Herr sie leitete in der Wüste, Er ließ ihnen ja Wasser aus dem Felsen fließen. Seht da, Wüste und Felsen und doch Wasser und kein Dürften! Das ist doch lauter Wunder-Güte! Ist das geschehen im Alten Bunde, sollte es uns denn nicht auch geschehen, nachdem es am Kreuze geheißen: Mich dürstet! O diesem Dürsten Jesu entquillt ein kristallner Strom, ein Strom des Mitleids und der Güte, aus welchem wir trinken dürfen alle Tage, auch in der Wüstenzeit, wenn's dürre ist und die Sonne brennt, auch wenn die Menschen wie Felsen sind. Komm dann, Seele, nach Golgatha, nimm das Kreuz Jesu, stoße es in den dürren Boden, wo du willst, es wird überall Wasser fließen; mach' es wie Mose, schlage mit diesem Kreuzholz den Felsen, und sei gewiss, der Fels reißt und gibt Wasser. Im Psalm heißt es: Sie gehen durchs Jammertal und machen sich daselbst Brunnen. Gehörst Du zu Diefen? - Solche Brunnenbohrer sind nur die Kreuzträger in der Nachfolge Jesu. Die Andern haben freilich auch die Bibel und die Predigt und das Sakrament, aber es nügt nichts, sie dringen nicht durch bis zur Quellen-Tiefe, wo das Lebendige Wasser quillt. Ihr Dürsten geht auf andere Dinge, und so kommen sie nicht zum Frieden. Es sollen dem Herrn danken Alle, die zur vollen Genüge gekommen sind. (Nikolaus Fries)