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Prediger 11,4

Prediger 11,4

Andachten

Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.
Das Wort müsste eigentlich ein alter frommer Bauersmann erklären. Doch auch wir können begreifen, dass ein Landmann, der immer voll Bedenklichkeiten ist, ob auch wohl Wind und Wetter gut sei und gut bleibe, gar schwer zum Säen kommt; desgleichen dass dem schließlich die Ernte auf dem Felde verfaulen wird, der sich durch jedes drohende Wölklein bange machen lässt und meint: Nein, heute dürfen wir den Erntewagen nicht anspannen; es könnte möglicher Weise ein Gewitter kommen. Wer so immer voll Bedenklichkeiten, Skrupel und Ängstlichkeiten ist, der kommt zu nichts, weder zur Saat noch zur Ernte. -

Da haben wir aber ein Bild von den geistlichen Dingen. Wie oft ist zum Beispiel der sogenannte „gute Wille“ und die beste Absicht da, ein neues Leben, ein Leben mit und vor Gott, anzufangen und dem alten Wesen Valet zu geben, und es kommt doch nichts daran, weil der, den doch Gott gerufen hat, zu sehr auf Wind und Wolken sieht. Es ist eine Klage, die der Dichter im Namen von Unzähligen niedergeschrieben hat:

„Zwar der Schluss ist oft genommen,
Dass ich mich wollt reißen los,
Aber, wenn's zur Tat sollt' kommen,
Fand ich mich von Kräften bloß.“

Hier ist ein Mensch aus schwerer Krankheit vom Rand der Ewigkeit hergekommen; - dieser stand mit heißen Tränen an dem Grab seines Vaters, dieser wieder ist in einer Predigt im tiefsten Grunde seines Gewissens getroffen worden; - ein Vierter wurde bei seiner Konfirmation durch die Hand Gottes mächtig erfasst; - wieder ein anderer ist wie erschüttert durch unerwartete Segnungen Gottes oder durch Rettung aus großen Nöten; - ein Sechster - Siebenter - Achter sind auf andere Weise innerlich erweckt worden. Wie heiß waren ihre Gelübde; wie entschieden ihre Vorsätze; wie fest waren sie innerlich überzeugt, es muss ein Neues mit uns werden! Und doch wurde es kein Neues. Warum nicht? Sie sahen auf Wind und Wolken. Jetzt hieß es in ihnen: Was werden aber die und die unter meinen Bekannten und Verwandten sagen, wenn ich ihnen kund tue, dass ich nicht mehr auf dem alten Wege mit ihnen gehen kann? Wie will ich ihren Spott, ihre Verachtung ertragen? Wie will ich ihren Gegengründen antworten? - Dann wieder hieß es: Wie werde ich die und die alte süße Gewohnheit entbehren, wie werde ich mich von dieser und jener mir so liebgewordenen, wenn auch schädlichen, Gemeinschaft losmachen können? Dann wieder kamen andere Stimmen: du wirst es den Frommen doch nie recht machen können; sie werden dir nie vertrauen, weil du in vielen Punkten nicht mit ihnen übereinstimmen kannst; so wirst du dann ganz allein stehen. Am gefährlichsten aber sind die Bedenken, die aus dem eigenen Herzen aufsteigen: „Meine Sünde ist zu groß, als dass sie mir könnte vergeben werden. Ich bin zu weit abgekommen von dem guten Wege.“ Oder: „der Geist des Unglaubens und des Zweifels hat zu sehr mein ganzes Wesen ergriffen und durchwirkt, aus mir wird doch nie ein rechter Mensch Gottes!“ So denken und so sprechen, das heißt auf Wind und Wolken sehen, und so lange Einer so überlegt, wird er nicht einmal zur rechten Geistessaat, geschweige zur Ernte kommen. Nicht auf Wind und Wolken sollst du sehen, sondern auf Gottes Allmacht und Liebe, auf seine starke Hand, die sich durch Wasser und Feuer hindurch retten wird; nicht auf deine klugen Zweifel, sondern auf die schreienden Bedürfnisse deines Herzens, auf den inneren Jammer, die Öde und Leere, die eben gestillt werden müssen, es gehe wie es gehe, falls du nicht total verarmen und verkommen willst. So steh' auf, brich auf, greif' an! schaue in die Höhe glaubensvoll, - und die Berge werden vor dir zur Ebene werden. (Otto Funcke)

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at/21/prediger_11_4.txt · Zuletzt geändert: von aj
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