Psalm 50,.14
Andachten
Opfere Gott Dank, und bezahle dem Höchsten deine Gelübde.
Psalm 50, 14.
Indem der heilige Sänger Dankopfer und Gelübde zusammenstellt, zeigt er uns, wie es mit dem Bezahlen dieser Gelübde gemeint ist. So nicht, dass wir nur an einzelne Gelöbnisse und Versprechungen denken dürften, wie sie etwa der Mensch im Drange dankbarer Liebe oder in Not und drohender Gefahr vor Gott ablegt. Nein, das Gelübde, mit welchem wir vor Gott treten, muss dem Opfer, welches wir bringen, entsprechen. Wir schulden Gott unser Herz, so geloben wir in dankbarer Liebe, es ihm zu neuem Dienst und willigem Gehorsam darzubringen. Das sind Gelübde, die in keinem Christenleben fehlen dürfen, und durch deren Bezahlung wir Gott die Ehre geben. Ist er doch auch nicht wie ein Mensch, den wir durch allerlei Versprechungen locken, uns einen Dienst zu erzeigen, zu welchem er sonst nicht bereit ist. Noch weniger können wir vor dem heiligen Gotte, dem wir uns selbst ganz und gar schulden, uns durch besondere Gelübde ein Verdienst oder eine höhere Heiligkeit vor anderen erwerben. Darum stellt schon das alte Testament die Ablegung solcher Gelübde gänzlich in die Freiheit des Einzelnen und mahnt nur zur Treue in der Erfüllung des abgelegten Gelübdes. „Wenn du das Geloben unterwegen lässt,“ heißt es (5. Mos. 23, 22. 23), „so ist dir's keine Sünde. Aber was zu deinen Lippen ausgegangen ist, sollst du halten, und danach tun, wie du dem Herrn, deinem Gott, freiwillig gelobet hast, dass du mit deinem Munde geredet hast.“ Das schließt nicht aus, dass der Christ aus Dankbarkeit oder in heilsamer Selbstzucht sich Entbehrungen und Entsagungen vor Gott auflege. Was wäre auch das für ein Dank für die erfahrene wunderbare Hilfe des Herrn, aus dem nicht das Gelübde hervorquölle, nun aber auch nie wieder in den vorigen Unglauben und Kleinglauben zurückzufallen! Wie dürfte der Dank für eine gnädige Bewahrung vor Sünde und einen Sieg über die Versuchung ohne das Gelübde sein, sich nun auch nicht selbst wieder in die Versuchung zu führen! - Aber eben darum, wie steht es mit der Erfüllung unserer Gelübde? Ach, wie oft geben wir nach so vielen Erfahrungen der göttlichen Macht und Güte und Anschauungen unseres Unglaubens und Kleinglaubens den vorigen Zweifeln Raum! Wie oft sieht uns der Abend schon wieder an derselben Stätte, an welcher wir in der Versuchung erlagen, und die wir am Morgen in herzlicher Reue nie wieder zu betreten gelobten! Was ward aus den Versprechungen, mit welchen wir in den besten Stunden unseres Lebens uns dem Herrn zu neuem Gehorsam zusagten, und wie groß ist immer wieder die Kluft zwischen unserem Wollen und Vollbringen, unseren Gelübden der Treue und des Gehorsams und der Bezahlung derselben! (Friedrich Peter Ludwig Luger)