5. Mose 4,32
Andachten
Dann frage nach den vorigen Zeiten, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen geschaffen hat, von einem Ende des Himmels zum andern, ob je ein solch' großes Ding geschehen, oder desgleichen je gehört sei, dass ein Volk Gottes Stimme gehört habe aus dem Feuer reden, wie du gehört hast, und dennoch lebst?
Hier ist gemeint die Gottes-Stimme, welche aus Feuer und Rauchdampf des Berges Sinai, das zehnfache „Du sollst“ und „Du sollst nicht“ geredet hat zu dem Volke. Und so durchdrungen ist Mose, der Knecht Gottes, von der majestätischen Herrlichkeit des Herrn und von der Nichtigkeit der menschlichen Kreatur, dass er's als das Größte nennt und erkennt, seitdem die Menschen geschaffen, vor solcher Offenbarung des Einigen und Allerhöchsten den Odem zu behalten und nicht in Staub und Asche zu zerfallen. Wahrlich, wir könnten es uns wohl wünschen, dass solche Erkenntnis Gottes und des Menschenwesens unter uns zu finden wären, denn daraus ergibt sich Beides: die rechte Beugung und Aufrichtung. Wo und wann redet denn nun der lebendige Gott aus dem Feuer zu uns Menschenkindern? - Die Pfingstleute haben's erfahren, als sie an den Jüngern sahen die feurigen Zungen, als wären sie zerteilt und hörten sie aus solchem Feuer die großen Taten Gottes preisen; da ging es ihnen durchs Herz und sie fragten mit Zittern: was sollen wir tun? Warum denn ging es ihnen durchs Herz? Weil sie aus dem Feuer die Stimme Gottes hörten und mit Angst es fühlten, dass sie verlorene und verdammte Sünder seien! Aber sie lebten dennoch, sie wurden nicht zu Staub und Asche, weil Gott nicht will den Tod des Sünders, sondern, dass er sich bekehre und lebe. Das ist das Größte von dem Tage an, da Gott die Menschen geschaffen, von einem Ende des Himmels bis zum andern! - Dieses große Ding: Gottes Stimme aus dem Feuer rechtschaffener Buße hören und dennoch leben, soll Jedermann erfahren, denn es ist der Weg zur Seligkeit. Hast Du's erfahren, und lebst dennoch? verwunderst Du Dich nicht des barmherzigen Gottes, Der nicht wollte Deinen Tod, sondern, dass Du lebst? nennst Du dieses nicht unter allen großen Dingen, die von Anbeginn geschehen, das Allergrößte? O, so freue Dich doch, Dir ist ja Heil widerfahren, und schaffe alle Tage Deine Seligkeit mit Furcht und Zittern! (Nikolaus Fries)