1. Korinther 1,21
Andachten
Dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.
Blickt man hinein in die Weisheit und Wissenschaft der Welt, und durchläuft, was die Weltweisen ohne das Licht der Heiligen Schrift erfunden haben, ach wie viel trifft man da Dämmerlicht, wie viel Dunkelheit, ja oft die Finsternis; der Eine behauptet das, der Andere etwas Anderes, und zuletzt behauptet Jeder etwas Falsches. Am besten und am gründlichsten hat sich darüber ein alter heidnischer Weltweiser geäußert: das Ende seiner langen Forschungen sei das, dass er nun wisse, dass er nichts wisse. Dieser Heide ist weiter gekommen als manche, die sich klug dünken unter den Christen. Dass wir nichts wissen in göttlichen Dingen, das wird Jedem klar werden, der sich dazu bequemt, die Wahrheit zu suchen und sich zu einer ernstlichen und ganzen Bekehrung anzuschicken; er wird Ja und Amen sagen zu dem Liedervers: „Was ist blinder als ein Sünder?“ Ja, was ist blinder? Ich weiß nichts Blinderes. Und doch will er sehen; doch will er klug sein; doch will er wissen, was zu seinem Seelenheil dient, ehe er es gelernt hat von Dein, der das Licht der Welt ist; bald geht er zu weit rechts, bald zu weit links; bald ist er zu weit oben, bald zu weit unten, und wenn er seine Torheit in zehn Fällen eingesehen hat, so handelt er im elften Fall doch wieder nach seiner eigenen Weisheit, statt, da ihm Weisheit mangelt, sie sich zu erbitten von Dem, der selbst die Weisheit ist. Es ist eine erstaunlich tiefe, fast unzerstörliche Wurzel des Vernunftstolzes im Herzen; es kostet den Geist der Wahrheit erstaunlich viel Mühe und Geduld, bis ein Sünder nur das erkennt, dass er selber nichts weiß, was doch Wahrheit ist, und dass er sich den rechten Weg erst zeigen und sich führen lassen muss, wie ein Kind in Einfalt und Unschuld sich führen und gängeln lässt von seinem Vater. (Ludwig Hofacker)