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Matthäus 2,23

Matthäus 2,23

Andachten

Und Joseph kam und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth, auf dass erfüllt würde, das da gesagt ist durch die Propheten: „Er soll Nazarenus heißen.“

Ein guter Musiker fasst alle Stimmen und Töne zusammen, dass sie ein Ganzes, eine Harmonie werden. Freilich die falschen Töne schreien hervor, sie lassen sich nicht mit hineinbinden. So fasst Gott aller Menschen und Völker Taten und Gedanken zusammen, dass sie auch eine Harmonie werden. Er vermag aber noch mehr, denn jener Musiker. Bei ihm müssen auch die falschen Töne, die gottlosen Gedanken, die ruchlosen Taten mit in seinen Chor. Und dieser Chor lautet: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr.“ Sie müssen alle mit am Reich Gottes bauen. Siehe, wie er diesen Herodes braucht. In dem Propheten Haggai, da steht ein Wörtlein: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Herodes treibt das Kind nach Ägypten, und der Lügner offenbart wider seinen Willen Gottes Wahrhaftigkeit, denn nach seinem Tod kehrte Joseph mit dem Kind zurück. Wiederum sagen andere Prophetenworte: „Er soll Nazarenus heißen.“ Aber Maria und Joseph wären wohl gern wieder nach Bethlehem gezogen, denn auf dieser Stadt ruht für sie das heiligste Andenken. Da steht in Judäa ein anderer Tyrann auf. Der alte Herodes war gestorben. Sein Sohn Archelaus war nicht besser denn er. Aus Furcht vor diesem zieht Joseph nach Nazareth in Galiläa. Wie also Herodes in seiner Grausamkeit das eine Wort des Propheten wahr gemacht hatte, so machte sein Sohn das andere wahr.

Herr, du kannst deine Feinde dir untertan machen, dass sie ohne es zu wissen und zu wollen deinen Siegeszug mit bereiten helfen. Lass uns, auch wenn noch so viele Feinde sich gegen dich erheben, nicht an der Hoffnung auf deinen vollen Sieg irre werden. Behüte aber vor allem uns selbst, dass wir nicht auch uns denen anschließen, die dir eine Heimat auf Erden verweigern. Wir tun es, so bald unser Herz sich dir verschließt; darin willst du ja auch heranwachsen.

Wir tun es, sobald wir dich verleugnen und sitzen da die Spötter sitzen. so leite denn auch heute unsere Gedanken, Worte und Werke, dass der Tag uns nicht einst vor dir verklage, sondern dass er uns immer tiefer hineinführe in deine heilige Gemeinschaft. Amen. (Fr. Ahlfeld)


Und (Joseph) kam, und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf dass erfüllt würde, das da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarenus heißen.
Es hat einen besonderen Reiz in das Jugendleben großer Männer hineinzublicken. Da entdeckt man oft die verborgenen Keime und die feinen Würzelchen, aus denen dann später gewachsen ist, was die Bewunderung der Welt erregte. Wie sollten wir nicht auch in dem Jugendleben unseres Herrn und Heilandes emsig forschen, ob auch die Nachrichten darüber gar sparsam sind. Bald schon hatte sich der schöne Himmelsglanz, davon die Krippe Jesu umstrahlt war, in eitel Finsternis verwandelt. Ja, über dem Neugeborenen tun sich die Himmel auf und jubelnde Engelchöre steigen zur Erde hernieder, neue Sterne gehen auf am Firmament, geheimnisvolle heidnische Männer aus dem Lande des Aufgangs vereinigen sich mit schlichten Hirten zur Anbetung Christi und in den geheiligten Hallen des Tempels ertönt über dem Kindlein die Stimme der Propheten. Dann plötzlich, - welch' jäher Wechsel? Flucht vor dem Tyrannenschwert durch Nacht und Wüste, verborgenes Leben im Lande der Heiden, der alten Feinde Israels, darauf angstvolle Rückkehr in die Heimat, endlich Armut und saure Arbeit in einem geringen Flecken Galiläas!

Von dem Aufenthalt in Ägypten wird nichts berichtet. Das das Kind staunend vor Pyramiden und Obelisken gestanden habe, dass es sinnend und forschend in das großartige Weltgetreibe dieses Volkes hineingeschaut habe, - das sind phantastische Träumereien. Die heilige Familie wird vermutlich, aus mehr als einem Grund, in einem verborgenen Winkel des Landes gelebt haben. - Was aber das Leben in Nazareth betrifft, so müssen wir uns in das kleine Haus einer geringen Handwerkerfamilie hineindenken. Die Eltern Jesu waren Leute, die täglich im Schweiß ihres Angesichts arbeiten mussten, wenn sie täglich essen wollten. Wie's aber in solchen Verhältnissen geht, so wird auch der Jesusknabe von früh auf hunderterlei kleine Dienste in Küche und Werkstatt, Garten und Ackerfeld haben leisten müssen. Übrigens hatte die Bevölkerung von Nazareth einen schlechten Ruf in der Umgegend, dem sie auch später, Jesu gegenüber, alle Ehre machte. (Joh. 1,40; Luk. 4,29.) Das Volksleben in Galiläa überhaupt war in jener Zeit der Römertyrannei ein durch Leid und Freud tief bewegtes. Die Bevölkerung war so dicht, dass wir in allen deutschen Landen nichts Ähnliches haben. Denn das Land, das jetzt wie ein Totenantlitz anzuschauen ist, war damals wie ein großer lachender Gottesgarten, insonderheit auch Nazareth war von einem entzückenden Hügelland umgeben. Palmenhaine und Weinberge, Pflanzungen von Oliven und Feigen wechselten mit fruchtbaren, wasserreichen Fluren. In weiter Ferne des Nordens aber machten die leuchtenden, mit ewigem Schnee bedeckten Alpenhöhen des Libanon einen erhabenen Abschluss; über Allem der tiefblaue orientalische Himmel, von dessen ungetrübter Schönheit wir uns kaum eine Vorstellung machen können.

Ohne Zweifel wirkten alle diese Dinge mächtig mit ein auf die Erziehung und Entwicklung des Jesuskindes. Das Hauptgewicht aber müssen wir doch - abgesehen von dem, was direkt durch Gottes Geist geschah - auf den Einfluss der Eltern im häuslichen Leben legen. Diese waren zwar arm an irdischen Gütern, aber desto reicher an den geistlichen Gaben und an allem Dem, was den inwendigen Menschen ziert. Joseph scheint ein unbedeutender, aber kindlich frommer Mann gewesen zu sein. Dagegen war Maria ein so hochsinniges und dabei tief demütiges, ein so einfaltsvolles und doch innerlich reiches Wesen, solch ein lauterer Spiegel edelster Weiblichkeit, wie wohl nie ein Weib auf Erden weder vorher noch nachher. (Wir haben in der Adventszeit davon ausführlicher geredet.) Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass nie ein Kind auf Erden eine solche Mutter hatte. Gewiss dürfen wir ihren Einfluss nicht unterschätzen, wenn auch immer wieder betont werden muss, dass in der Entwicklung des Jesusknaben ein ganz außerordentliches göttliches Wirken offenbar wurde.

Wenn nun aber auch die besten Mütter, beim besten Willer, der Maria nicht gleichkommen, so sollen sie doch alle wissen, wie unaussprechlich wichtig ihr Tun und Lassen für die Zukunft ihrer Kinder ist. Wie oft haben die größten Männer rückwärts gewiesen in das Stillleben ihres Vaterhauses: „Nächst Gott habe ich meinen Eltern Alles zu danken. Sie haben mit dem Tau lauterer, betender Liebe und mit treuer, weiser Zucht die Pflanzung Gottes, die in mir war, gehütet und ihr zu dem rechten Wachstum verholfen. Vornehmlich meine Mutter war eine Pflegerin heiliger Güter; wie eine Priesterin erschien sie mir und sie lebte es mir vor, dass Gott dienen in Herzenseinfalt eitel Friede, Freude und Freiheit sei“. - Solche Eindrücke folgen dann, lockenden, warnenden, segnenden Engeln gleich, in alle Wirrnisse und Stürme des Lebens hinein und weisen mit wunderbarer Gewalt rückwärts auf das irdische und überwärts auf das himmlische Vaterhaus. - Diejenigen Menschen hingegen, die in ihrer Jugend von einem unchristlichen oder unlauteren, scheinchristlichen Geiste umweht, - die darum in ihren tiefsten unbewussten Bedürfnissen nicht verstanden und nicht gepflegt und dagegen in dem tiefsten Heiligtum ihres Herzens verwirrt wurden, - die müssen nachher allermeist durch viel schwerere Zweifel und Kämpfe, Irrungen und Krisen hindurchgehen, bis sie zu innerer Harmonie, Klarheit und Heilsgewissheit kommen. O dass sich insonderheit jede Mutter das doch sagen wollte: Nicht nur meiner selbst wegen, sondern auch meiner Kinder wegen, muss ich mich heiligen in dem Herrn, denn unaussprechlich mächtig ist das, was von mir auf die Kinder ausgeht, und unaussprechlich groß darum auch meine Verantwortung. Möchte jede Mutter aus dieser Gesinnung heraus beten lernen:

Komm in mir zu wohnen,
Lass mein Herz auf Erden
Dir ein Heiligtum schon werden;
Komm du nahes Wesen,
Dich in mir verkläre,
Dass ich dich stets lieb' und ehre;
Wo ich geh',
Sitz' und steh',
Lass mich dich erblicken
Und vor dir mich bücken. (Otto Funcke)

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