Es wurden aber auch hin, geführt zwei andere Übeltäter, dass sie mit ihm abgetan würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst, und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten, und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.

Das sei unser Trost und unser Vorbild. Gibt es eine Vergebung? Kann, darf Gott vergeben? Können alle Sünden vergeben werden? Muss nicht hier und da eine geängstete Seele seufzen: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden könnte? Das Wort des sterbenden Erlösers gibt uns die volle Antwort. Will deine Vernunft zweifeln, halt dich an Jesu Wort allein: Vater, vergib ihnen. Will dein Herz dich verdammen, flüchte dich unter Jesu Kreuz, er hat es gesagt: Vater, vergib, und er hat dies Wort besiegelt mit seinem Kreuze, feinem Blute. O so dank ihm für dies Wort unendlicher Liebe. Diese seine Fürbitte kommt ja auch dir zu gut, sie deckt ja auch dich mit zu. Sei getrost, dir ist vergeben. Geh hin in Frieden, und sündige hinfort nicht mehr.

Denn dazu freilich muss die Gnade Jesu uns treiben. Christus ist nicht ein Sündendiener, und seine Vergebung ist nicht ein Ruhekiffen für die Trägheit unseres Fleisches. Sondern die Fürbitte des sterbenden Erlösers kommt uns nur dann zu gut, wenn wir wie das Volk zu Jerusalem unter dem Kreuze an die Brust schlagen und umkehren, umkehren von unsern alten Wegen auf Gottes Wege, die Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit; nur dann, wenn Jesu Gnade und Liebe unser Herz bricht und umwandelt, aus der Weltlust in Gottesliebe, aus Trotz und Härte in Versöhnlichkeit und Barmherzigkeit gegen die Brüder. Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. So hat der Herr auch für mich mitgebetet, und ich wollte unter seinem Kreuze stehen und unversöhnlich bleiben? (Adolf Clemen)