Hebräer 4,16
Andachten
So lasst uns nun hinzutreten mit freudiger Zuversicht.
Wenn wir Gelegenheit haben, lautere Jünger Christi kennenzulernen, wenn wir in ihr Gebetsleben einen Einblick gewinnen, so gelangen wir zu der Erkenntnis, dass solche Beter um so freudiger werden, je anhaltender sie beten. Inbrunst und Kraft des Geistes nehmen zu, indem wir kindlich beten. Unterbrechungen hemmen den Geistesstrom. Je weniger einer betet, desto mehr nimmt der Zug und Trieb zum Gebet ab, endlich sinkt es zur bloßen Form herab. Bete, bete immer wieder, rede herzlich mit deinem Gott, so wird Beten deine Freude und Wonne werden. Die Offenbarung Gottes in uns während des Betens bringt es mit sich, dass die Freudigkeit nicht ab- sondern zunimmt. Weil wir damit die Gemeinschaft mit Gott pflegen, erfahren wir Seine erwärmende, freudig machende Liebe. Der Umgang mit dem liebsten Freunde, mit Jesus Christus, wird zur unentbehrlichen Seligkeit. Die Nähe Jesu macht das Herz immer weiter, daraus fließt immer neue Gebetsfreudigkeit. Ewige Anbetung Gottes ist der höchste Genuss. Je mehr wir darüber nachdenken, was alles verhindert wird durch das Gebet ohne Unterlass, desto stärker wird das Verlangen nach diesem Seelenzustand. Die Sünde kann nie eine Macht werden, wo ohne Unterlass gebetet wird. Und wenn Menschen wider einen solchen Beter aufstehen, so können sie ihn nicht überwinden; sie müssen mit all ihrer List zuschanden werden, weil ihn eine feurige Mauer umgibt. Auch kann Satan mit seinen Lockungen und Versuchungen nicht aufkommen. Gott ist mit dem Beter, wer will wider ihn etwas ausrichten? (Markus Hauser)
Lasst uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not ist.
Diese Aufmunterung wird aus dem Hohenpriestertum Jesu Christi hergeleitet. Der Apostel sagt nämlich V. 5.: wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde; darum lasst uns hinzutreten mit Freimütigkeit zu dem Thron der Gnade. Der Hohepriester hat nämlich ein Opfer für uns geopfert, das ewiglich gilt; auch lebt Er immerdar und bittet für uns. Seine Fürbitte aber ist auf unsere Schwachheit und auf unsere Versuchungen eingerichtet. Er kennt unsere Schwachheit nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch aus der Erfahrung, denn er ist allenthalben gleichwie wir vom Satan und von der Welt versucht worden; auch haben Ihn nach dem Willen Seines himmlischen Vaters alle beschwerlichen Umstände des menschlichen Lebens betroffen. Er ist freilich nie von Seiner eigenen Lust gereizt und gelockt worden, weil Er eine heilige menschliche Natur hatte, auch ist Er bei den Versuchungen, die von außen her auf Ihn drangen, unschuldig und unbefleckt geblieben; doch weiß Er, wie empfindsam und wie schwach die menschliche Natur sei, und wie weh Alles tue, das auf sie dringt. Daraus ist denn im Stand Seiner Erniedrigung ein empfindliches Mitleiden gegen uns entstanden, welches ihm zuweilen Tränen ausgepresst hat; aber auch im Stand der Herrlichkeit ist ein liebreiches Mitleiden, doch ohne Leiden, in Ihm. Er erinnert Sich Seiner ehemaligen Versuchungen; Er weiß, was für ein Gemächt wir sind, Er denkt daran, dass wir Staub sind. Seine Fürbitte ist also eine barmherzige und mitleidige Fürbitte, und bezieht sich auf unsere Schwachheit. Um Seinetwillen ist der Thron der Majestät im Himmel, auf dem Er selber sitzt (Hebr. 8,1.)=, ein Thron der Gnade, weil immer die Begnadigung Vieler auf demselben geschieht, und von demselben reiche und tägliche Gnadenerweisungen ausgehen. Wir schwachen Leute dürfen uns nun unsere dem HErrn Jesu wohl bekannte Schwachheit nicht zurückschrecken lassen, sondern gläubig betend hinzutreten zu dem Gnadenthron und zwar nicht einmal mit einer blöden Schüchternheit, sondern mit der Freimütigkeit, die Hebr. 10,22. beschrieben wird, und sich nicht auf unsere eigene Unschuld, Gerechtigkeit und Stärke, sondern auf das Opfer und die Fürbitte des mitleidigen Hohenpriesters Jesu gründet, und wenn wir so hinzutreten, so werden wir anstatt der Strenge Barmherzigkeit finden, und anstatt des Fluchs Gnade finden, auf die Zeit, da uns Hilfe not sein wird. Diese Zeit ist nun freilich immerdar. Die ganze Frist vor meinem Tod erfordert eine aneinander hängende göttliche Hilfe. Zuweilen entstehen aber Nöten und Gefahren, da auch eine besondere Hilfe nötig ist. Bei dem Sterben fällt diese Notwendigkeit einem Jeden in die Augen. So will ich denn das freimütige Hinzutreten zu dem Gnadenthron auch heute und täglich üben; der HErr Jesus aber wird mir’s an rechtgelegener Hilfe nie mangeln lassen. Ihm sei Lob und Dank gesagt! (Magnus Friedrich Roos)