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Epheser 5,17

Epheser 5,17

Andachten

Darum werdet nicht unverständig, sondern verständig, was da sei des Herrn Wille.
Oft trifft man Leute, die Einem unter Tränen versichern, dass sie in den wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens fehlgegriffen und sich so selbst in unendliches Leid gestürzt haben. Wie manche Ehe ist unglücklich und ohne Segen, weil Mann oder Weib in unbewachter Stunde, durch Leidenschaft oder durch allerlei äußere Vorzüge geblendet, eine Wahl getroffen haben, die sich bald als töricht erwies! Wie Mancher schlägt einen Weg ein, an welchen er fortan gebunden ist, und der doch keineswegs der rechte war. Wie oft heißt's: „Vorgetan und nachbedacht hat Manchen in groß Leid gebracht“. Nicht selten entscheiden auch Eltern über ihre Kinder, Vormünder über ihre Mündel, verwirrt, ohne dass sie es merken, durch allerlei Liebhabereien und Eitelkeit, und bald müssen sie spüren, wie töricht sie gehandelt haben. Wie sollen wir denn dazu kommen, das Rechte zu treffen? In unserem Text, und sonst sehr oft mahnen die Apostel: „Prüft und erkennt welches da sei des Herrn Wille“. Wissen und tun wir den Willen des Herrn, so gehen wir sicher, ob auch alle Menschen uns verlachen, ob auch die augenblickliche Gegenwart gegen uns spricht. Denn des Herrn Willen ist Weisheit und Leben für uns, so gewiss er selbst das Licht der Welt, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Wo wir ohne ihn entscheiden, handeln wir „in Unverstand“, wie Paulus sagt. Freilich begreift der Apostel, wenn er so spricht, unter Verstand etwas Anderes, wie man gemeiniglich in der Welt tut.

Was man im gewöhnlichen Leben Verstand nennt, ist ja freilich eine gute Sache, aber es dringt doch nicht tief unter die Oberfläche der Dinge. Wir sehen, dass Menschen, die sehr viel Verstand haben, in den wichtigsten und tiefsten Fragen oft höchst unweise handeln, ja total ratlos sind. Wir sehen, dass die gescheitesten Menschen in der Regel mehr gefürchtet als beliebt sind, wenn sich mit ihrem Verstand nicht die Liebe gepaart hat. Dass vollends Hochmut dumm macht, wird auch an den kritischsten Köpfen offenbar. Die Furcht und Liebe des Herrn aber ist Weisheit und das Böse meiden ist Verstand; aller „Verstand“ aber, der mit unreinen Leidenschaften verbunden ist, wird schließlich zum größten Unverstand, auch hier in der Welt schon.

Sicherer als der Verstand trifft in schwereren Entscheidungen ein unmittelbares Gefühl und Ahnungsvermögen. Manche Menschen, besonders manche weibliche Wesen, sind damit begabt. Wir hören oft Frauen sagen: „Ich habe einen Widerwillen, ein Grauen vor dem und dem Menschen“; oder: „das und das tue; vor diesem und jenem hüte dich“, usw. Fragt man nach Gründen, so haben sie keine. „Es ist mir so; ich habe es so im Gefühl“, antworten sie, und es ist in der Tat wunderbar, wie viel sicherer oft dieses Gefühl trifft, als aller kritische Verstand. Aber auch das Gefühl kann oft entsetzlich täuschen. Durch die Sünde ist unser Gefühl so gut wie unser Verstand, ja auch unser Gewissen gar sehr verwirrt und nicht weniger sind die Dinge um uns her durch die herrschende Macht der Sünde verfinstert und verdunkelt. Darum sagt auch die Schrift: „Wer sich auf sein Herz (und Gefühl) verlässt, der ist ein Narr“, so gut wie sie mahnt: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand!“

Aber wie soll man denn in so vielen schweren und folgereichen Entscheidungen das Rechte treffen? Dass man's aus der Bibel auch nicht so unmittelbar herauslesen kann, ist offenbar. Es kommen Fragen und Lagen des Lebens, die in der ganzen Bibel weder Gleichnis noch Ähnlichkeit haben. Denen aber, die gewohnt sind, durch den Rat anderer Personen, möchten es auch noch so hoch begabte und begnadigte Geister sein, sich so blindlings leiten zu lassen, ruft Jehova das fast hart klingende Wort zu: „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt“. Wir sollen ja gerne guten Rat hören und durch das Urteil weiser, liebreicher, demütiger, betender Menschen uns befruchten lassen, aber die eigentliche Entscheidung sollst du doch selbst treffen, oder vielmehr, dein Herr und König Jesus Christus soll sie treffen. Seinen Willen gilt's zu erkennen und dann in Einfalt den erkannten Willen zu tun.

Ja, wie können wir denn seinen Willen wissen? Nun, woher weiß ein liebendes Weib ohne viel Kopf- und Herzbrechen den Willen ihres Mannes? Woher erkennt ein Kind seines Vaters Willen? Wie versteht eine treue Dienerin, was ihre Herrin wünscht? Nicht wahr? Durch die innige, demütige, hingebende Liebe wird nicht nur das Herz erwärmt, sondern auch der Verstand erleuchtet. O, wolltest du nur recht kindlich mit deinem Heiland umgehen, alle falschen Stützen brechen, in sein Wort und in seinen Willen dich recht hineinleben, um reichere Gaben seines Geistes lauterlich bitten, die gewöhnlichen Mittel der Gnade einfältiglich brauchen, - kurzum vor Ihm wandeln und aus seiner Fülle nehmen, wahrlich, so würde auch dein Weg klar und gewiss werden in seinem Licht und du würdest ein freier Mann werden durch die Gebundenheit an Christum.

Wenn Irrtum uns befangen,
Kein Strahl die Nacht durchbricht,
Wie können wir gelangen
Zum wahren Lebenslicht?
Getrost! Es strömt die Klarheit
Von Gottes ew'gem Thron,
Denn Christus ist die Wahrheit,
Der eingeborne Sohn. (Otto Funcke)

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