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Römer 12,1

Römer 12,1

Andachten

O Herr Jesu Christe, des lebendigen Gottes Sohn, Du Spiegel der göttlichen Majestät und ewigen Klarheit, der Du uns geliebt hast bis an’s Ende, und aus brünstiger Liebe am Kreuz für uns arme Sünder gestorben bist, und uns damit vom ewigen Tode erlöset und ein Vorbild der rechten inbrünstigen Liebe gelassen hast, nach welchem wir Dich über alle Dinge und von ganzem Herzen lieb haben, Dein Wort halten und uns nach Deinem neuen Gebot und Beispiel unter einander herzlich lieben, uns damit als Deine rechtschaffenen Jünger und wahre Christen beweisen sollen: verleihe, dass solches nun auch unter uns wirklich also geschehe, wie Du es von uns haben willst. Gib, dass sich ein jeder Christ des andern, als Glied Eines Leibes, mit brüderlicher Liebe und herzlicher Treue annehme; dazu, dass solche Liebe nicht falsch oder erdichtet, sondern rechtschaffen und ungefärbt sei; dass wir uns unter einander nicht nur mit Worten und mit der Zunge, sondern mit der Tat und der Wahrheit lieb haben.

Entzünde durch Deinen heiligen Geist unsere Herzen, dass wir nach Deinem Vorbild auch unsere Feinde lieben, und Gutes tun denen, die uns hassen und verfolgen, und Dir die Rache in allen Dingen mit Geduld übergeben. O Du Sohn Gottes, nimm von uns weg allen Hass, Neid, Feindschaft; alle Bitterkeit samt aller Bosheit lass ferne von uns sein, auf dass wir nicht das Band der Vollkommenheit trennen und auflösen. Hilf, dass wir einander von Herzensgrund verzeihen, gleich wie Du uns vergeben hast, und dass wir die Sonne nicht lassen untergehen über unsern Zorn, auch nicht Raum geben dem Lästerer.

Ja, Herr, gib Gnade, dass wir Dir dienen in rechtschaffenem Glauben, der durch die Liebe kräftig und tätig ist, auf dass wir in Dir ewiglich bleiben und Du in uns, also, dass uns weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur von Deiner ewigwährenden Liebe abscheiden könne, der Du lebest und regierest mit dem Vater und heiligen Geist in Ewigkeit. Amen. (Friedrich Arndt)


Ich ermahne euch durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Wenn man Gottesdienst üben will, so soll's vernünftig und nicht unvernünftig sein; es soll nach der Grundsprache dem logos gemäß, d. h. dem vom ewigen Wort in uns gelegten Lebens- und Richtwort (Joh. 1,4) entsprechend sein. Solches ist der Fall, wenn man bei dem, was man tut, sich mit Gott und Gottes Heiligkeit im Einklang weiß; und wenn man so Gott in sich vernimmt, ist's vernünftig. Somit wäre der Gottesdienst insbesondere unvernünftig, wenn er ein bloßes Lippenwerk wäre, aus mehr mechanischen Zeremonien bestünde, dabei man Gottes nicht in Seiner Heiligkeit sich bewusst wird. Das Wort Vernunft hat hienach eine schöne Bedeutung; und man muss sich in Acht nehmen, dass man nicht gar zu sehr, wie es Viele machen, dieses Wort heruntersetzt. Nur eine solche sogenannte Vernunft, die man eigene Vernunft nennt, mit der man sich über Gott und wider Gott stellt, ist das Schlimme, dem wir entgegenstehen müssen. Da ist aber die Vernunft zur Unvernunft geworden, weil bei ihr der Mensch außer der Gemeinschaft mit Gott steht. So lange aber Vernunft Vernunft bleibt, als etwas dem ewigen Wort Verwandtes, da lasse du, lieber Christ, sie nur gelten.

Vernünftig also, wenn ich Gott dienen will, soll ich's machen, so wie es zu dem Gottesdienst wirklich passt. Dies tun wir, wenn wir unsere Leiber Gott zum Opfer begeben. Unter Leib versteht hier Paulus die ganze Persönlichkeit des Menschen fürs äußere Leben, wie wenn er sagte: „Begebet euch selbst, euer ganzes Wesen mit all eurem Tun und Lassen, Gott zum Opfer.“ Was wir in diesem Leben tun und treiben, das nicht irgendwie im Dienste Gottes stünde, und womit wir nur uns, nicht ihm dienten, wäre kein rechter Gottesdienst; und wenn es denn doch Gottesdienst sein will, wäre es ein unvernünftiger Gottesdienst. Für uns dürfen wir nichts mehr wollen, Alles muss Gott geopfert sein. Alles eigene Gelüste, unter Umständen auch edlere Dinge, wie Kunst und Wissenschaft, muss wegfallen. Unsern Leib müssen wir zu zähmen wissen, an den irdischen Dingen dürfen wir nicht hängen bleiben, zeitliche Ehre darf uns nicht kitzeln, wenn nicht Gott damit geehrt ist. Es muss also Fleischeslust, Augenlust, hoffärtiges Leben geopfert werden. Damit begeben wir unsere Leiber Gott zum Opfer; und tun wir's nicht so, so ist's mit all unserem Dienen: Gottes etwas Unvernünftiges.

So meint's Paulus; und zu Solchem, weil's eben bei Vielen hart gehen will, ermahnt er uns um der Barmherzigkeit willen, die Gott in Christo an uns getan hat, und die wir Ihm also schuldig sind. Aber, wenn wir's recht überlegen, wie viel fehlt uns dazu!

Zusatz. (Das rechte Opfer.)

Selbst wenn das Opfer gebracht ist, ist's noch nicht immer vernünftig. Der Apostel setzt nämlich noch hinzu, dass das Opfer müsse „lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sein.“ Betrachten wir das auch noch ein wenig.

Lebendig ist das Opfer, wenn wir dabei rege zu allem Guten werden, nicht untätig und faul uns niederlegen und schlafen, vielmehr wachen und beständig auf der Hut sind, um als Kämpfer Gottes zu überwinden, auch bereit, dem HErrn in Seinen Gliedern zu dienen. Wie Viele bringen doch da ein totes Opfer, auch wenn sie opfern, sofern sie ihren ganzen Gottesdienst in untätigem Andächteln aufgehen lassen, ihre Mitwelt fast gar vergessen, mit nichts auf diese einzuwirken Willens sind! Nur um so untätiger, eingezogener, zurückgezogener wollen sie sein, und zwar aus Grundsatz, wie wenn's so das Rechte wäre, je mehr sie Gott dienen zu wollen vorhaben. Diese bedenken nicht, dass sie nicht zu träger Ruhe, sondern zu lebendiger Tätigkeit ihre Leiber, d. h. sich selbst, Gott opfern sollen, dass das Opfer lebendig sein müsse.

Sodann soll das Opfer heilig sein, in heiliger Weise Gott dargebracht werden. Dies geschieht nicht, wenn man sich selbstgefällig darin beschaut, in seinen Opfer sich bespiegelt, und etwa meint, Gott müsse dem viel Dank wissen, der Ihm, um Ihm zu dienen, so viel opfern könne. Wer's so macht, bringt gleichsam etwas Schadhaftes, Räutiges, Verkrüppeltes, nichts Heiliges auf den Altar, während nach dem Gesetz einst, uns zum Vorbild für die geistliche Unbeflecktheit, Alles ohne Schaden und Fehl sein sollte, das man auf den Altar legte. Wie leicht aber schleicht sich auch ins Beste die Eigenliebe oder gar Heuchelei ein; und da ist's denn, als ob man, was man mit der einen Hand zum Opfer bringt, mit der andern wieder zurückzöge, sofern's nicht Gott, sondern dem eigenen Menschen gilt, also überhaupt gar kein Opfer mehr ist. Wie unvernünftig kann nicht auch auf diese Weise unser Gottesdienst werden!

Endlich soll das Opfer auch Gott wohlgefällig sein. Dies geschieht, wenn wir damit nicht wider den Willen Gottes uns wehe tun, oder gar Andern damit wehe tun, wenn wir nicht über dem, was wir Gott opfern zu müssen meinen, das vergessen, was wir unserem Bruder schuldig sind, und Opfer lieblos von Andern verlangen, weil wir sie bringen wollen, wenn wir nicht missverständlich, oder aus eigener Wahl und im Eigensinn, oder ohne es recht zu überlegen, als Opfer hingeben, was Gott uns zur Benützung in Seinem Dienst lassen wollte, wenn wir nicht Opfer bringen, die er nicht haben will, die Ihm also nur missfällig sein können. Viel ließe sich hierbei sagen, welch ein Missbrauch mit dem Worte Pauli: „Ihr sollt eure Leiber,“ d. h. euch selbst, oder was es sonst sei, „Gott zum Opfer begeben,“ getrieben wird, wenn man den Beisatz außer Acht lässt, dass das Opfer auch Gott wohlgefällig, d. h. nach Seinem Willen, gebracht werden soll. Immer wieder wissen's die Menschen mit ihrem Gottesdienst aufs Unvernünftige zu treiben. Sollen wir aber mit Allem, wie wir's machen, Gott wohlgefällig sein, so ist's dieses nur, wenn wir auch den Menschen wohlgefällig sind. Dies geschieht, wenn wir beim Opfern unsrer Leiber, d. h. unser selbst, vornehmlich allen Zorn, alle Feindschaft, alle Bitterkeit, allen Stolz auf den Altar legen, und fein sanftmütig, demütig, friedfertig, barmherzig werden. Wer so Gott dient, der bat einen vernünftigen Gottesdienst. Denken wir hierbei auch an das, was Paulus sonst (1 Kor. 13,3) sagt: „Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.“ Warum das? Weil ohne die Liebe nichts Gott wohlgefällig ist.

Vergessen wir's nicht, dass uns Paulus um der Barmherzigkeit Gottes willen in Christo Jesu ermahnt, dass wir doch nach allen Seiten trachten sollen, es mit unserem Gottesdienst vernünftig zu machen! Aber, o Vernunft, wie fehlst du in unsern Zeiten bei so Vielen im Denken und im Leben! (Christoph Blumhardt)


Ich ermahne euch durch die Barmherzigkeit Gottes.
Paulus spricht immer anders als wir. Hätte er gesagt: ich tröste euch durch die Barmherzigkeit Gottes, oder ich verkündige euch die Vergebung durch die Barmherzigkeit Gottes, dann spräche er, wie es unsere religiöse Sprache uns lehrt. Nun nennt er uns Gottes Barmherzigkeit als das, woraus seine Mahnung entsteht, und welche Mahnung! Sie steigt empor auf alle Höhen des christlichen Berufs, greift nach unserem Leib, damit er unser lebendiges Opfer sei, ordnet unser Verhältnis zur Welt, damit wir unserem Verhalten die andere Gestalt gegen als die, die die Welt ihm gibt, und zeigt uns den unerschöpflich reichen Dienst innerhalb der Christenheit, in der jedes Glied an dem vom Leib zu vollbringenden Werk seinen tätigen Antheil hat. Und dies, Paulus, beschreibst du als die Folge der göttlichen Barmherzigkeit. Daran heißt du uns erkennen, dass Gott sich unserer erbarmt. Aber dieses Erstaunen gehört nur meinem kranken Ich an mit seiner Eigensucht. Ihr freilich wäre es lieb, wenn kein Anspruch an mich gerichtet würde, oder doch nicht ein solcher, der mich ganz „mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele und dem ganzen Vermögen“ erfasst. Paulus sah aber in unserem Gottesdienst Gottes Gnade, nicht eine mit Unlust übernommene Notwendigkeit, sondern das innig und völlig von uns begehrte Gut. Darum heftet er den Blick der Christenheit eben jetzt, da er von ihrer Pflicht und ihrem Werk, von ihrer Liebe und ihrem Dienst spricht, auf Gottes Barmherzigkeit. Wäre sie nicht für uns vorhanden, so könnte Paulus nicht von diesen Dingen mit uns reden. Dafür ist es die Voraussetzung, dass Gott ganz nahe zu uns herantritt, ganz in unsere Lage sich hineinstellt, so mit uns fährt, wie es unserem Kraftmaß entspricht, und das von uns verlangt, was wir innerhalb der Natur und der Welt an unserem Ort werden können. So behütet er uns davor, dass wir denken wie jener boshafte Knecht, der das empfangene Geld seinem Herrn zurückgab und sagte: „Ich wusste, dass du ein harter Herr bist.“ Das sagt keiner, der in der christlichen Verpflichtung die Bezeugung der göttlichen Barmherzigkeit erkennt.
Durch deine Barmherzigkeit, Vater, bin ich an den Ort gestellt, an dem ich stehe, und mit der Pflicht begabt, der ich gehorche. Von dir kommt sie, der du deine Gnade darin vollkommen machst, dass wir dir gehorchen dürfen. Wir bedürfen alle der Mahnung; dein Wort gibt sie uns hell und stark. Ich will hören. Amen. (Adolf Schlatter)


Begebet eure Leiber zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.
Nichts ist im selben Maß mein Eigentum wie mein Leib. Alles andere, Nahrung und Kleid, Haus und Geschäft, sind es erst im abgeleiteten Sinn und bekommen dadurch ihren Wert, dass ich meinen Leib habe. Was hat es für einen Sinn, dass mir ein solches Eigentum gegeben ist? Damit ist mir der Stoff zum Opfer gegeben. Meinen Leib soll ich, weil er mir als mein Eigentum gegeben ist, Gott dargeben, damit sich das höchste aller Gesetze erfülle, dass das, was von Gott kommt, für ihn bestimmt ist und zu ihm geht. Ist es aber wirklich wahr, dass mein Leib mein Eigentum sei, über das ich Macht habe? Hat nicht mein Leib Macht über mich, so dass er über mich verfügt? So ist es, solange ich von Gott fern bin. Von Gott verlassen versinke ich in meinem Leib. Nun ist mir aber Gott nicht fern, sondern ich lebe in seiner Gnade, bin seines Willens kundig und seiner Gnade teilhaft. Nun bin ich der Herr und Eigentümer meines Leibes; das bin ich aber nicht dazu geworden, damit ich über ihn nach meiner Lust verfüge. Menschliche Gewaltherrschaft lässt sich die Natur nicht gefallen. Wenn ich von ihr verlange, da sie meiner Eigensucht diene, packt sich mich sofort und macht mich sich untertan. Es gibt aber noch eine andere Weise, den Leib zu regieren, die, die ihn unter Gottes Willen stellt und ihn so gebraucht, dass er Gott dient. Nun ist mein Leib heilig. Nicht die Gebeine toter Christen hat Paulus heilig genannt, sondern von lebenden Leibern gesagt, dass sie heilig seien, weil die sie besitzen, die durch sie Gottes Willen tun.
Mein Leib, großer Gott, plagt mich mannigfach. Bald regt er mich auf und bald bedrückt er mich. Aber eben so, wie er ist, darf ich ihn dir übergeben. Nachdem du der Herr und Regierer meines Herzens geworden bist, machst du deine königliche Gnade dadurch voll, dass du auch unsern Leib und alles, was wir in unserem Leibe tun, mit deinem Wohlgefallen begnadest als unseren vernünftigen Gottesdienst. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/45/roemer_12_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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