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Apostelgeschichte 2,37

Apostelgeschichte 2,37

Andachten

Und sie sprachen zu Petro und den andern Aposteln: Ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir tun?

Oft hört man die Leute sagen: „Es ging mir durchs Herz,“ oder es ging mir „durch und durch“. Sie meinen dann gewöhnlich irgend etwas Trauriges, was ihre Augen geschaut haben, wie man denn auch von „herzzerreißendem Jammer“ redet. Und in der Tat, daran ist in dieser Welt kein Mangel. Schreiber dieses sah in einer einzigen Stunde ein edles Weib, die von ihrem lasterhaften Manne mit Füßen getreten wurde; dann einen starken Mann, der ins Operationszimmer gebracht wurde, und sein Auge war so stier und durch jeden Nerv seines ganzen Körpers zuckte Angst und Schmerz; dann ein zweijähriges Mädchen, das an der bleichen Leiche ihrer Mutter saß, sie streichelte und sagte: „Gleich wird Mama wach und dann gibt sie mir Bratäpfel“. Ja, das sind herzzerreißende Dinge und ihrer sind viel. Ich wandte mich um und sahe, (schreibt Salomo,) und siehe - Tränen!

Und es ist ein Heil, dass es auf Erden nicht an mitleidigen Menschen fehlt, denen solcher Jammer „durchs Herz“ geht. Aber unter diesen ist ein großer Unterschied. Die Einen lassen's bei Tränen, Rührungen und Worten bewenden, die Anderen aber haben keine Ruhe, sie müssen, sie wollen dem Jammer abhelfen, so viel ihnen möglich ist. „Was müssen wir tun?“ fragen sie, und in dieser Frage ist ihr ernster Wille und ihre ganze Kraft. Wer auf dem festen Lande steht und schaut von da aus die Schiffbrüchigen, die in den Masten hängen, und macht eine rührende Tragödie darauf, der tut nichts Schlechtes, sagt Claudius. Wer aber mit Gefahr seines Lebens die Schiffbrüchigen rettet, der tut erst etwas. Wir stimmen dem gewiss Alle bei. Ja, wir werden sagen: Eigentlich ist's Denen nur durchs Herz gegangen, bei denen aus dem durchbohrten Herzen die Frage: „Was sollen wir tun?“ herausgesprungen ist.

So war's bei der Pfingstgemeinde. Diesen Leuten war es „durchs Herz“ gegangen; darum fragen sie auch „was sollen wir tun?“ Aber nicht fremde Not zunächst, sondern die eigne innere Not, die eigne Sünde und Schuld, die ihnen durch Gottes Wort aufgedeckt worden ist, - die ist ihnen durchs Herz gegangen.

Wenn sie fragen: Was sollen wir tun, so meinen sie: Was sollen wir tun, um mit dem Gott, dem wir durch unsere Sünden ins Angesicht schlugen, versöhnt zu werden? was sollen wir tun, damit das zerrissene Band zwischen Gott und uns wieder angeknüpst werde? was sollen wir tun, um in Christo Jesu Gottes Kinder zu werden?

Aber ist die Frage nicht falsch gestellt? Dürfen, sollen, müssen denn wir etwas tun, um selig zu werden? Ist nicht alles Gnade? - O törichtes Geschwätz! als ob die Gnade Gottes etwas vermöchte über den Menschen, ohne dass er sich danach streckt! Was soll ich tun? so fragt auch Paulus, als der heilige Strahl Christi sein Herz durchbohrt hat. „Was soll ich tun, um selig zu werden?“ so fragt der Kerkermeister die Apostel. „Was müssen wir tun?“ fragen die besten Zuhörer der Pfingstpredigt. Und in allen diesen Fällen lautet die Antwort nicht: „Ihr müsst nichts tun,“ sondern in der Tat wird ihnen etwas gezeigt, was sie tun sollen.

„ Aber,“ so höre ich sagen, „die Apostel weisen die Leute ja nur auf Buße und Glauben hin. Wie magst du da noch von einem „Tun“ reden?“ O, das ist der Jammer in der Christenheit, dass man aus Buße und Glauben ein Ding, ein Unding gemacht hat, darin keine Tat, keine Arbeit, kein Kampf des Menschen mehr ist. Die Buße soll kein Tun sein? Wer das meint, der weiß noch nicht, was Buße ist! Wir sagen gerade umgekehrt: Die wahre Buße ist die Tat aller Taten; die glaubensvolle Sinnesänderung ist das Werk, welches die Mutter aller guten Werke ist, auch jener Werke des barmherzigen, starken Mitleids, davon wir erst sagten. Ach, wer erst so klug geworden ist, dass er sich nicht zunächst den Jammer anderer Leute, sondern den eigenen inneren Jammer, durchs Herz lässt gehen, - wer erst so ehrlich ist, dass er das Wort des heiligen Gottes durch seinen Hochmut, seine Selbstgenügsamkeit, Eigensinnigkeit und Eigengerechtigkeit durchfahren lässt, wer so den eigentlichen Kern seines Wesens von diesem Worte treffen lässt, dem wird's auch seinen Kaltsinn, Geiz und Selbstsucht durchbohren. Die ganze Geschichte des Christentums ist ein großer Beweis dafür, dass die leiden der Menschheit Denen am meisten „durchs Herz“ gingen, denen zuerst Gottes Wort „durchs Herz schnitt.

Darum spotte nicht über das Wort Buße! Siehe, damit verspottest du dich selbst. Dein innerstes Herz redet ganz anders.

Sage nicht mit einem modernen Schriftsteller: Buße sei eine Sache „für alte Weiber und für abgelebte, weltschmerzliche Subjekte, nicht aber für Männer“. O du starker, tapferer Mann, versuche es einmal damit! Versuche es einmal, mit Gott ganz allein zu sein, - du und Gott ganz allein. Lass einmal dies deinen ganzen Wilen sein: „Ich muss wissen, wer ich bin und wie's in mir aussieht. Ich muss wissen, wer Gott ist und was Er in mir sucht. Ich will wissen, was bei mir fehlerhaft ist, was fallen muss, was neu werden muss. So nahe dich Gott. Du wirst bald merken, dass dazu sehr viel Mannhaftigkeit gehört, und wenn du ehrlich und mannhaft bleibst, so wirst du so zum Werk der Buße und der glaubensvollen Hingabe an Christum kommen. Das Wort von der Buße, das dir durchs Herz ging, wird sich ins Wort des Lebens wandeln. (Otto Funcke)

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