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Lukas 1,50

Lukas 1,50

Andachten

Seine Barmherzigkeit währet für und für, bei denen, die Ihn fürchten.
Gnade zu üben - Verbrecher, die den Tod verwirkt haben, zu begnadigen, ist das höchste Recht der landesherrlichen Majestät. Darin erweiset sich des Königs Macht am Gewaltigsten, dass er sagen kann. Dieser hier soll sterben, Jener soll leben. Aber ach, bei Verdammung und Begnadigung durch Fürsten ist's oft ungerecht genug zugegangen. Allerlei Launen, augenblickliche Stimmungen, Sympathien, Antipathien, parteiliche Fürsprachen oder aber auch Verdächtigungen wirkten da nicht selten gewaltig auf die Entscheidung ein.

Bei dem Heiligen in der Höhe aber wird die Barmherzigkeit nach einem gewissen ewigen Gesetze erteilt. Sie gehört nämlich, wie Maria singt, „denen, die Ihn fürchten“. Maria meint nicht die Furcht vor der Strafe und dem Zorne Gottes; solche Furcht hat keinen Wert. Kain hatte diese Furcht, als er den Abel erschlagen hatte; Judas wurde davon gefoltert, als er sich selbst das Leben nahm; den König Saul quälte diese Angst also, dass er verzweifelt nach Endor kam und zu den Mächten der Hölle seine Zuflucht nahm. Diese knechtische Furcht entfernt uns nur von Gott, statt uns Ihm näher zu bringen. Sie lässt uns wohl zittern vor Ihm, aber, wie sie nicht aus Gottes Liebe stammt, so führt sie auch nicht zur Erkenntnis dieser Liebe. Die Kinder, die nur um der Schläge willen den Vater fürchten, verdienen den Namen „Kinder“ nicht; sie sind vielmehr Sklaven.

Maria meint die zarte heilige Furcht, die aus der Liebe fließt, da es Einem davor graut den Geliebten zu betrüben, ihm weh zu tun, in das Verhältnis mit ihm die geringste Störung zu bringen, gleichviel ob dabei von Strafe die Rede ist oder nicht. So muss es sein: dass die Sünde gehasst wird, weil sie Sünde ist, nicht weil sie böse Folgen hat; so muss es sein: dass geliebt wird um der Liebe willen, weil solch Lieben selig macht. Wo's so steht, da ist dann keine größere Furcht als diese, dem Herzen des Vaters wehe zu tun.

Kennst du diese Gottesfurcht, die alle wahren Heiligen Gottes zu dem gemacht hat, was sie waren? Führest du deinen Wandel in solcher Furcht? Lebt in dir etwas von dem, was der Patriarch Joseph so ausdrückte: „Wie sollte ich ein so großes Übel tun und wider meinen Gott sündigen?“ Könnte ich etwas tun, was zwischen seine und meine Liebe tritt, was einen Flecken oder gar einen Riss in unserer Gemeinschaft macht? Sollte ich etwas unterlassen, was mich mit Ihm inniger vereinigt und was wohlgefällig ist vor seinen Augen? Sollte ich diese seine beseligende Gnade, die mir begegnen will, versäumen?

O wohl dir, wenn, auch nur dem schwachen Anfang nach, diese Furcht dein Leben beherrscht! Da wird dir offenbar werden, dass seine Barmherzigkeit über dir währet für und für, - trotz so mancher anklebenden Sünde, Schwäche und Gebrechlichkeit, und du wirst fort und fort aus dem heiligen Brünnlein Gottes Gnade um Gnade empfangen,

Der Herr, der aller Enden
Regiert mit seinen Händen.
Der Brunn der ew'gen Güter,
Der ist mein Hirt und Hüter.

Er lässet mich mit Freuden
Auf grüner Aue weiden,
Führt mich zu frischen Quellen,
Schafft Rat in schweren Fällen. (Otto Funcke)

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