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Lukas 18,11

Lukas 18,11

Andachten

Der Pharisäer stand, und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner; ich faste zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.

Hier haben wir den Selbstgerechten, wie er leibt und lebt. Ich bin, ich gebe, ich habe es ist immer das Ich, das voran steht. Der Selbstgerechte ist sein eigenes Fundament; er hilft sich selber, vervollkommnet sich selber

und erlöst sich selber. Was ihn so getrost und feuerfest macht, das ist sein Fasten, sein Zehntengeben, überhaupt seine vereinzelten Werke. Nach der Gesinnung fragt er nicht; der Pharisäermantel ist ein gar weiter, darein lassen sich selbst Kamele verstecken. Er dankt Gott und weiß nicht, dass er eigentlich nur sich selber dankt. Die schlechten Leute alle, denen er glücklicherweise nicht gleicht, machen ihn, wenn er sich ihnen gegenüber betrachtet, jedes Mal besser; freilich schaut er immer nur unter sich, nie über sich. Solch ein Mensch kann es mit einzelnen Pflichten haarscharf nehmen, aber immer nur mit solchen, die mechanisch abgefertigt werden können, und deren Erfüllung bei der Welt Lob einerntet. Liebe, Barmherzigkeit, Selbstgericht erwarte man von keinem Pharisäer, weder von einem jüdischen, noch von einem christlichen. Er steigt wohl in den Tempel, und hat seine Gottesdienste, vielleicht seine Hausandachten, sein Tischgebet, seine Buß- und Bettage, aber Alles das ist nach der Uhr eingerichtet, und wer ihn etwa in der Zwischenzeit zum Gebet oder zu einer kleinen Erbauung auffordert, über den wird er höchst erstaunen. Wie kann ein Mensch so sein Gewissen totschlagen? Ach! es ist nichts leichter. Man darf das Gewissen nur ein Mal überhören, und das zweite Mal klopft es schon minder stark, und bald redet es noch leiser, bis es endlich ganz schweigt. Und einstweilen wird die Kruste der Selbstgerechtigkeit immer dichter. Der Stolz ist auch ein Bildhauer, und kann Salzsäulen machen, über welche die ganze Hölle sich freut. (Friedrich Lobstein)

Predigten

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nt/42/lukas_18_11.txt · Zuletzt geändert: von aj
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