Lukas 16,22
Andachten
Es begab sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben.
Während es von dem reichen Manne heißt, „er ward begraben,“ er hatte noch eine prächtige Leichenfeier, sagt der HErr von dem Armen: „er ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.“ Die treue Schutzwache der Engel, die ausgesandt sind zum Dienst derer, die ererben sollen die Seligkeit, die jedem Gotteskind beigegeben sind und es unsichtbar schätzend umgeben: sie stehen am Sterbebette ihrer Schützlinge und tragen freudig und triumphierend eine erlöste Seele heim. Noch mehr! Unser HErr hat uns das liebe Wort hinterlassen: „Ich will wiederkommen und euch zu Mir nehmen, auf dass ihr seid wo ich bin.“ Er selbst ist da, wo eine bekehrte Seele abscheidet und nimmt sie in Empfang. Während beim Tod eines Weltmenschen niemand sich seiner verlassenen Seele annimmt, kein Gott Sich um ihn kümmert, erblickt ein scheidendes Gotteskind, alsbald wenn das irdische Auge bricht, seinen HErrn und sieht sich in Gemeinschaft seliger Christen. O, was wird es doch sein, wenn wir einmal hinübergehen dürfen! wenn wir sehen dürfen, dass die Wirklichkeiten des ewigen Lebens alle unsere Hoffnungen weit übertreffen! (Carl Wagner-Groben.)
Es begab sich, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.
Auch dieses gehört zu dem Dienst Gottes, um deswillen die Engel auf die Erde gesandt werden, dass sie den Seelen der Gerechten, wenn sie aus ihren Leibern gehen, Beistand leisten, bis sie an dem guten Ort sind, den ihnen Gott bereitet hat, wo sie aber wiederum in der Gemeinschaft heiliger Engel stehen werden. Lazarus war auf Erden ein elender Bettler, und hatte zuletzt einen Leib voll von Geschwüren. Weil diese nicht verbunden, ja nicht einmal mit Kleidern bedeckt waren, so kamen Hunde und leckten ihm dieselben. Er starb endlich, und genoss auch bei seinem Sterben die Pflege und Wartung nicht, welche viele Andere genießen. Wer hätte gedacht, dass dieser in der Welt unglückselige Mann von Gott so geliebt und wertgeachtet sei, dass er Engel senden werde, um ihn in Abrahams Schoß zu tragen. Es geschah aber, und Lazarus verwunderte sich ohne Zweifel sehr, dass er, der vor der Türe des reichen Mannes gelegen und Jedermanns Fußtuch gewesen war, so vornehme Träger haben, und von ihnen – wohin? bis zu dem Abraham, dem berühmten Heiligen, dessen sich alle Juden rühmten, getragen werde. Die Engel setzten ihn in Abrahams Schoß nieder, und Abraham nahm ihn in denselben auf, weil er ihn für einen Menschen hielt, der sein echter Sohn durch den Glauben geworden sei. Da konnte nun Lazarus ruhen, da wurde er getröstet, da war er von denjenigen, welche Qual leiden, durch eine große Kluft geschieden.
Ich werde auch sterben. Wenn aber meine Seele aus dem Leib gehen wird, so wird sie in eine neue Welt gehen, von welcher ich zwar Vieles in der Heiligen Schrift gelesen, die ich aber nie gesehen habe. Wie soll sie da den Weg finden? Dieses wird ohne mein Sorgen geschehen. Gott wird sie aufnehmen. Er wird Seinen Engeln über ihr Befehl tun, und sie wird ohne Zweifel auch von gerechten Seelen, die schon vor ihr dahin gekommen sind, Handreichung genießen. Nur soll ich bis an mein Ende in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams wandeln, und nach seinem Vorbild Gott, der in Seinem Wort mit mir redet, glauben, und gewiss sein, dass Er, was Er verheißt, auch tun könne, und dass Er Tote lebendig mache, und dem, was nicht ist, rufe, wie dem, was ist, Röm. 4,17.21. Die Gemeinschaft der Heiligen im Himmel wird sehr erquicklich sein. Lazarus hatte den Abraham bei Leibesleben nie gesehen, weil dieser viele hundert Jahre vor ihm gestorben war: nun kamen sie aber in einem guten Ort zusammen; gleichwie auch Moses und Elias mit einander auf dem Berg erschienen, auf welchem Jesus verklärt wurde. Auch Johannes sah die seligen Menschenseelen in der Offenbarung immer bei einander, und hörte ihr harmonisches Lob Gottes. Ohne Zweifel kennen sie einander, und die Liebe unter ihnen ist größer und reiner, als sie auf Erden ist.
So lange wir auf Erden wallen, soll uns die Gemeinschaft mit Kindern Gottes teuer, und das Angedenken derer, die vor uns ihren Lauf vollendet haben, wichtig sein. Wenn wir aber sterben, so genießen wir etwa die Fürbitte, den Zuspruch und die tätige Hilfeleistung von christlichen Freunden, bis wir dahin fahren. Alsdann hören sie auf, uns zu dienen. Niemals werden wir also ohne eine Gemeinschaft sein. Doch wird Gott über Alles von uns geliebt und gepriesen werden. Ihn sehen, Ihn als das höchste Gut genießen, wird unsere größte Glückseligkeit sein. (Magnus Friedrich Roos)
Es begab sich aber, dass der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch, und ward begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf, und sah Abraham von ferne und Lazarum in seinem Schoß.
Zwei Orte gibt es in jener Welt, nicht drei: einen Ort der Seligkeit und einen Ort der Qual. Von einem Fegfeuer oder einem Mittelzustand zwischen Seligkeit und Verdammnis weiß die Schrift nichts. Der Herr spricht ebenso nur von zwei Wegen und von zweierlei Menschen (Matth. 7, 13. 14. 25. 46); die Scheidung behält Er sich vor, wann er die Einen zu seiner Rechten und die Andern zu seiner Linken stellen wird. Unsere Augen können keinem Menschen auf den Grund schauen, aber Jeder kann sich selber prüfen, wie er steht zu seiner ewigen Zukunft. Der reiche Mann erwachte in jener Welt als ein Betrogener und Verlorener; seine einzige Schuld war sein irdisch gesinntes Herz; fleischlich gesinnt sein ist eben eine Feindschaft wider Gott. Der arme Lazarus, den wir an dem Ort der Seligen sehen, ist seinerseits nicht seiner Schwären wegen in den Himmel gekommen, sondern weil er unter dem Kreuz den Frieden mit Gott und die Gerechtigkeit, die dem Glauben beigelegt wird, gefunden hatte. Und wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. Der Reiche kann nicht mehr selig werden und Lazarus kann nicht mehr von der Sünde, dieser Quelle des Elends, erreicht werden. Es ist eine Kluft zwischen den Beiden, wie der Herr sagt; man kann sich wohl sehen, die Seligen können herabblicken auf die Verdammten und die Verdammten können aufblicken zu den Seligen, aber die Scheidung zwischen Beiden ist eine ewige, das steht fest. In dieser Parabel zieht uns der Herr den Vorhang weg und wir sehen auch bei manchen Fragen, die uns noch übrig bleiben, doch vollständig genug, was uns erwartet. Es gibt einen Himmel und eine Hölle, und wie ich mir mein Leben hier mache, so finde ich es dort. Wiedergeboren oder ewig verloren wer Ohren hat zu hören, der höre! (Friedrich Lobstein)