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Jeremia 17,9

Jeremia 17,9

Andachten

Mein Herz, du rühmst dich des Ewigen, und ist doch wohl nur Irdisches in dir? Steige tiefer hinab. Ist deine Stille auch eine wahre Stille? Gedenkst du des Sabbaths, ihn stündlich zu heiligen? Oder wirken deine Leidenschaften unter dem Schlummer der Trägheit ihr Werk, und nur deine Schwachheit hindert sie, in Flammen auszubrechen? Hält vielleicht eine Sünde die andere im Zaum? – Du bist mäßig aus Geiz? edel, weil du eitel bist? liebreich aus Absichten? tätig aus Ruhmsucht? herrschest streng über Andere, schlaff über dich selbst? – Stehst du ganz im Dienste deines Herrn, und liebst den über Alles, der dich mit seinem Blute geliebt hat? Wie wäre es, wenn du für Ihn sterben sollst? oder Ihm zu Ehren wider deine Neigung leben? Bist du ganz frei von dir, dass du in vollem Ernst sagen kannst. Dein Wille geschehe? – Gestehe es nur, du hast noch gar nicht recht angefangen, dich selbst zu verleugnen, und gibst nur einen Willen dran, um einen andern zu erkaufen. Dich bändigt nicht deine Tugend, sondern dein Schicksal. Deine Natur ist etwa so glücklich, stumpf zu sein für einen Reiz, den du an deinem Nächsten richtest. Für Wollust begnügst du dich mit Tändelei; du marktest mit deinen Begierden, und dünkst dir ein Heiliger, wenn du ihnen einen Groschen abgedungen hast. Manchmal fällst du schrecklich hinein, und willst dich glauben machen, das habe ein Anderer getan. Gift und Schwefel fährt aus deinem Munde, wenn dein Ich mit eine Nadel berührt wird; aber das Lob ist dir linde wie Oel. Wenn du für das Recht streitest, so ist’s nicht das Recht, sondern der Streit, was dir anliegt. Deinen Sinn zu verfechten, das dünkt dich eine Heldenschaft. Opferst du ihn aber auf, was gilt’s, es steht ein Schreckbild hinter der Hecke, das du zu sühnen meinst, wenn du sprichst: Ich tue es gern. Hilfst du, so hoffst du Hülfe; leihest du, so locken dich die Zinsen. Wenn du liebst, so liebst du dich selbst, und willst nicht deinen Gegenstand, sondern dich beglücken. Bist du nicht der ewige Götze deines Dienstes? Trauerst du um etwas Anderes als um deinen Verlust? Möchtest du doch reich sein, um wohlzutun, nämlich dass der Arme dir viel zu danken hätte; und bist du reich, so machst du dich selber arm, denn du sorgst für den morgenden Tag. Du hast die Erde noch lange nicht aufgegeben wie ein Todkranker, und der Himmel, der dir angeboten ist, liegt dir noch fern im Raum, wie das Gericht in der Zeit. Sogar finden sich Flecken ganz kindischer Gefallsucht an dir; und du schämst dich nur, wenn sie dich nicht den Allervortrefflichsten heißen. Macht dir auch eine Sünde so heiß, wie ein dummer Streich in der Gesellschaft? Sind also die Leute die Götter, und Gott weniger als ein Mensch? Du richtest deine Schuldigkeit aus, um dich bei dir selbst zu benedeien; erließe man’s dir aber, so wäre dir’s eben recht. Hast du je des Andern Kreuz getragen? Oder ist dein eigenes dir süß geworden? Hast du Gott gedankt, wenn Er dich äußerlich gebunden hat, um dich innerlich frei zu machen? Hast du dann recht gejauchzt, als du merktest, der schönste der Siege sei die Selbstüberwindung? – Hast du es schon in Gedanken versucht, für Feinde dein Leben zu lassen? Hast du auch schon versucht, deines Dieners Diener zu sein, was doch die Heiden taten; und hast du Füße gewaschen, ohne dass es Jerusalem wusste? – Kannst du besser ausüben als predigen, und liebst du vielleicht nur unter Rednern zu sein, und nicht unter Tätern? – Ergrimmst du auch fein über den Strafprediger in dir, und schlägst ihm aufs Maul, dass er dir Ruhe lasse, die noch schlimmer ist als er? – Kostet dich’s gar keinen Kampf, dich zu überzeugen, dass du ein sündig Ding und ein Nichts bist; und weißt doch auch Nichts damit, dieses zu wissen und zu bekennen? – Siehe, kannst du dir selbst auf Tausend nicht Eins antworten: wir denn dem Allwissenden? und hat Jeremias nicht Recht, wenn er sagt: „Das Herz ist ein trotzig und verzagt Ding, wer kann es ergründen?“ - - Was soll ich aber tun, sprichst du, da ich sehe, dass ich so unergründlich schlecht bin?“ – Geh’, und wasche dich täglich dreimal im Blute der Erlösung, und siebenmal im Jordan des Geistes, so wirst du rein werden. Tue Buße und lass es dir ein Fest sein, besser zu werden, so wirst du besser werden. Wisse auch, dass wie du bist, so sind Andere, und Andere wie du, und habe Mitleid mit dem Fleisch, das wir alle zusammen gemein haben. Denn Gott, welcher größer ist als du, mein Herz, hat Mitleid mit uns Allen.

Herr, wie weit bin ich noch davon entfernt, ein wahrer Christ zu sein! Bedecke, was ich gelebt habe; regiere meine Zukunft und mache Du selbst mein Leben zu einem Advent für die Ewigkeit. Amen. (Friedrich Arndt)


Es ist das Herz ein trotziges und verzagtes Ding.

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. (Heb. 13,9)

Die Wahrheit dieser beiden Worte sehen wir an den Jüngern. Im Eigenwillen ihres Herzens greifen sie zum Schwert, für den Herrn zu kämpfen, da die Feinde Hand an ihn legen; und in derselben Stunde verlassen sie ihn alle und fliehen. Denn sie haben die Mahnung ihres Meisters verschmäht: Wacht und betet. Sie haben sich auf sich allein gestellt. Wer sich aber auf sein eigen Herz verlässt, der wird zu Schanden. Auf sich allein gestellt, ist das Menschenherz ein trotziges und verzagtes Ding, so schwach in seinem Trotz, wie in seinem Verzagen. An den Jüngern sieh, was du bist, in deiner Kraft allein. Du bist elend schwach. Und auch wo du in deinem Trotze aufspringst, ist es doch nur scheinbare Stärke, dem Fieberkranken gleich, der aufspringt, um alsbald ohnmächtig zurückzusinken. Darum verlass dich nicht auf deine Stärke, die Stärke deines Glaubens und deiner Treue. Verlass dich auf den Herrn allein. Halte dich an ihn. Wirf dich seiner Gnade in die Arme. Die Gnade macht das Herz stark zum Siege. Die Gnade Jesu Christi. Wo er in einem Herzen wohnt, da wird das Herz fest und treu. Er ist ja der Fels der Ewigkeit, der Ewiggetreue. Seine Gnade und Treue wankt nimmermehr. Wenn Alle untreu werden, Er bleibt unwandelbar treu. - Welcher Schmerz war es für ihn, dass in jener Stunde die Jünger ihn alle verlassen, auch Johannes. Und doch kommt keine Klage über seine Lippen. Er hält sie nicht zurück, er lässt sie fliehen, und doch hält er sie mit unzerreißbaren Banden bei sich fest. Sie mögen ihn verlassen, aber er lässt sie nicht. Das sei unser Trost in aller Anfechtung und Versuchung: Die Treue des Herrn, dass er uns trotz all unserer Untreue in seiner Hand hält. (Adolf Clemen)

Predigten

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