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Psalm 23,4

Psalm 23,4

Andachten

Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich.

Wandern im finstern Tal ist nicht angenehm und doch kann die Stimmung bei solchem Wandern eine gar verschiedene sein, eine getroste und eine trostlose. Es fragt sich eben, wie man in das finstere Tal gekommen sei; ob Sünde Jemand hineingebracht hat, oder ob der Herr in das finstere Tal geführt hat. Kommt man durch Sünde, durch Ungehorsam gegen Gott in ein finsteres Tal, so kann es nicht anders sein, als dass man unglücklich ist. Warum? weil Gott in solchem Fall nicht mit uns geht; man steht allein, ohne Licht, ohne Trost, im Elend. Wie oft ist das der Fall! Zwar kann man manchen Schritt tun, ohne sofort zu merken, dass es in die Finsternis hineingeht; denn der Teufel kann einem gar schöne Landschaften vor Augen malen. Es bleibt aber dabei: ohne Gott geht es in die Finsternis hinein. Wer so hineinkommt, muss eben umkehren, etwas Anderes bleibt nicht übrig; sobald er umkehrt, wird es wieder Licht. Führt aber der Herr in das finstere Tal, so geht Er mit, und wie ganz anders steht man dann da! Ist Er bei uns, so brauchen wir kein Unglück zu fürchten, er führt nie, nie in das Unglück, sondern in die Freude. Es entspricht aber seiner erzieherischen Weisheit, dass er durch Nacht zum Licht führt. Bist du durch ihn in ein finsteres Tal gekommen, so will er dich im Glauben üben, im Glauben ohne Schauen. Das kann uns nicht erspart werden. Wir müssen lernen, dem Herrn vertrauen auch in Tagen, in welchen wir kaum einen Schritt weit sehen. Wenn wir nur gewiss sind, dass nicht eigene Lust und Wahl uns auf diese Probestation gebracht hat. Ist der Herr bei uns, so haben wir Stecken und Stab; Seine Verheißungen im Verein mit dem Reichtum erfahrener Gnade sind unser Halt.

Guter Hirte! führe Du mich; ich will Dir folgen. Führst Du mich in ein finsteres Tal, so gib mir Glaubenshalt und Trost. Und komme ich einst in das Todesschattental, so bringe mich zu ewiger Freude vor Deinen Angesicht. Amen. (Elias Schrenk)


Als Jakob aus Mesopotamien heimzog und seine bei seinem Schwiegervater Laban sehr sauer verdienten Herden mit sich führte, sah er besonders auch darauf, dass ihm sein Vieh nicht möchte übertrieben werden, und schonte desselbigen, so viel er konnte (1 Mos. 33,13.). Jakob ist hierin das Bild eines guten Hirten, des die Schafe eigen sind, und ein herrliches Vorbild des Heilandes. Denn das ist auch des Heilandes Art, dass er seine Schafe nicht übertreibt, sondern Geduld mit ihnen hat. Er kann warten, kann auswarten; mit der geduldigsten, schonendsten Zärtlichkeit nimmt er sich seiner kränkelnden Schafe an; er verachtet auch das geringste Fünkchen göttlichen Lebens nicht, das in einem Herzen liegt, sondern er sucht ihm aufzuhelfen, dass es in eine rechte Flamme ausbreche. Er ist kein harter Mann, dem man nicht genug bringen könnte, sondern er ist sanftmütig und sieht auf das Niedrige. Darum sagt schon Jesajas (61,1-3.) von ihm: „Der Geist des HErrn ist über mir, darum hat mich der HErr gesalbt; er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den Gebundenen eine Öffnung; zu predigen ein gnädiges Jahr des HErrn und einen Tag der Rache unseres Gottes; zu trösten alle Traurigen; zu schaffen den Traurigen zu Zion, dass ihnen Schmuck für Asche, und Freudenöl für Traurigkeit, und schöne Kleider für einen betrübten Geist gegeben werden, dass sie genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des HErrn, zum Preise.“ Ja, wo auch nur ein Senfkörnlein Glaubens in einem Herzen sich findet, da darf man gewiss sein: der Heiland sieht es und pflegt es und wartet der Stunde, wo er dem Senfkorn das volle Gedeihen geben und es zu einem mächtigen und starken Glaubensbaum emporwachsen lassen kann. Er zerbricht das zerstoßene Rohr nicht; er löscht das glimmende Döchtlein nicht aus, bis dass er das Gericht hinausführe zum Siege (Matthäus 12,20), bis die Stunde gekommen ist, wo er mit seinem göttlichen Leben durchbrechen und seine Feinde, die in der Seele sich gegen ihn erheben, zum Schemel seiner Füße legen, bis er den Niedrigen aus dem Staub heben und in volle Klarheit und in die Freude, die nicht mehr von einem genommen wird, einführen kann. (Ludwig Hofacker)


Die Losung spricht vom finstern Tal. Wir sind auch heute auf eine schmerzliche Weise ans finstere Tal erinnert worden. Ein uns fast allen wohlbekannter teurer lieber Bruder in Straßburg (Herr Mausch) wird heute Mittag um 3 Uhr ins Grab eingesenkt, - war nur 24 Stunden lang krank! Der HErr hat ihm schnell durchs finstere Tal geholfen. Er ist im Glauben gestanden, und hat viel in allerlei christlichen Vereinen Straßburgs gewirkt, auch große Liebe zu unsrem Hause, schon in den Tagen Möttlingens, gehabt. Er wird mir und vielen in Straßburg unvergesslich bleiben. - Gottlob. dass der HErr auch für uns durchs finstere Tal gegangen ist; und Er hatte es zuvor finsterer, als es nur ein Mensch haben kann. Fühlte Er sich doch selbst von Gott verlassen, wiewohl Er auch unter dieser Verlassenheit doch noch rufen konnte und nicht davon abließ: „Mein Gott, mein Gott!“ In Stunden der Verlassenheit sich nicht verlassen lassen, - versteht ihr's? - in Stunden der Verlassenheit sich vom lieben Gott nicht verlassen lassen, das ist besonders wichtig, dass wir es lernen, - und der Heiland lehrt's uns. Auf ein Tüpfelchen, kann man sagen, kam bei Ihm alles an. „Eli, Eli.“ rief Er, und dieses hebräische Wort „Eli“ ist zusammengesetzt aus „El“ d. h. Gott, und „I“ d. h. „mein“; und letzteres wird nur mit einem Tüpfelchen oder Strichlein geschrieben. Aber mit diesem Tüpfelchen behielt Er den Faden bis zum Herzen seines Vaters. Denket an den Glauben, wie ein Senfkorn, was auch wir mit dem, nach der Versicherung des HErrn, auszurichten vermögen. Aber so musste Er durch, und so hat Er sich auch durchgekämpft im Glauben (Heb. 12,2), und ist damit unser Retter geworden. Weil Er hindurchgekommen ist, hat Er das Recht, uns auch hindurchzubringen; und für uns wird's nur dann schwer, wenn das eigene Gewissen trostlos machen will. Ja, das kann's schwer machen. Aber Er hat für uns geblutet; so darf auch das eigene böse Gewissen uns nimmer mutlos machen, wenn wir nur Ihn ansehen, annehmen und festhalten. „Dein Stecken und Stab trösten mich,“ lesen wir; und wie kann doch der HErr JEsus uns Stecken und Stab werden.

Auch so lange wir hienieden wallen, geht es fortwährend durch Todesnoten hindurch. Man gehe unter den Tröstungen des Kampfes JEsu ruhig, gelassen, seine Straße weiter, wenn auch geplagt, gepeinigt und bedrängt auf allerlei Weise. Nur Ihn, den gekreuzigten und Auferstandenen, nicht fahren lassen, Ihn als Stecken nehmen, mit dem man läuft, und als Stab, auf den man sich stützt, - und weiter, Er führt zur Herrlichkeit. (Christoph Blumhardt)


Dein Stecken und Stab tröstet mich.

David meint den Hirtenstab. Ihn beruhigt das Bewusstsein, dass er auch hier unter Seiner Hut und Leitung stehe. O, wenn der schon so sprechen konnte, der es noch nicht erlebt, dass der gute Hirte, auf dessen Schultern er sich lehnt, selbst vor ihm her ins dunkle Tal hinabstieg, um ihm zu zeigen, dass es einen Ausgang habe, der in lauter Licht und Herrlichkeit führe, wie weit näher ist es uns gelegt, die wir den guten Hirten tatsächlich über Tod und Grab triumphieren sahen, und Sein Wort, an Seine Schäflein gerichtet, haben: „Ob Ich hingehe, will Ich doch wieder zu euch kommen und euch zu Mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin!“ Ja, Er kann durch die Todestüren träumend führen. Er kann machen, dass schon durch das Dunkel des Todes selbst etwas wie festlicher Schimmer sich ergießt, dass das Scheiden unter freundlichem Lächeln und herzigem Küssen geschieht, dass der Seele nur holde, himmelschöne Bilder vorschweben, ja dass die Hinfahrenden uns zu Tröstern werden, statt wir ihnen. - O, Er kann Großes, Großes tun im finsteren Todestal: Wie lichtet und verklärt die Gemeinschaft mit dem guten Hirten uns schon das Dunkel dieses Erdenlebens! Wer Ihm gehört, „fürchte kein Unglück!“ (Friedrich Wilhelm Krummacher)


Kein Unglück fürchte ich; denn Du bist bei mir.
Siehe, wie unabhängig von allen äußern Umständen und Verhältnissen der Heilige Geist einen Jünger Christi machen kann! Welch ein herrliches Licht kann in uns scheinen, wenn um uns her Alles dunkel ist! Wie sicher, wie selig, wie ruhig, wie reich an Frieden können wir sein, wenn die Welt erzittert und die Grundfesten der Erde sich bewegen! Ja, der Tod selbst mit all seinen furchtbaren Schrecken ist ohnmächtig, die freudige Stimmung eines Christenherzens zu zerstören; vielmehr ertönt die himmlische Musik im Herzen nur um so süßer, heller und seliger, bis die letzte Wohltat, die uns der Tod erweisen kann, uns zu Teil wird, und der irdische Gesang mit den himmlischen Chören verschmilzt und die zeitliche Freude sich auflöst in ewige Wonne! O, darum lasst uns zuversichtlich hoffen auf die Macht des hochgelobten Heiligen Geistes, der uns tröstet. Liebe Seele, siehst du etwa Mangel und Armut voraus? Fürchte dich nicht, der göttliche Geist kann dir in all deinem Mangel eine größere Fülle wahrer Güter schenken, als die Reichen in ihrem Überfluss besitzen. Du weißt nicht, was für Freuden dir zugedacht sind in deiner Hütte, welche die Gnade mit Rosen der Genügsamkeit umpflanzt. Fühlst du, dass deine Körperkräfte mehr und mehr abnehmen? Blickst du langen, leidensvollen Nächten und schweren Schmerzenstagen entgegen? Ach, werde nicht traurig! Dein Tränenlager wird dir zum Throne werden. Was weißt du doch, wie jeder stechende Schmerz, der deinen Körper durchzuckt, zu einem Läuterungsfeuer werden mag, das deine Schlacken verzehrt, zu einem Strahl der Herrlichkeit, der die geheimen Falten deines Herzens durchleuchtet? Werden deine Augen dunkel? Der Herr Jesus will dein Licht sein. Verlässt dich dein Gehör? Der Name deines Jesu wird deiner Seele schönster Gesang sein, und Seine Person deine teuerste Wonne. Sokrates pflegte zu sagen: „Weise können auch ohne Gesang glücklich sein“; aber Christen können noch glücklicher sein als alle Weisen, wenn schon alle äußern Freudenquellen versiegt sind. In Dir, mein Gott, soll mein Herz frohlocken, mag auch von außen Übels kommen, was da will! Durch Deine Güte, o Heiliger Geist, wird mein Herz unnennbar fröhlich sein, ob mir hienieden auch Alles mangle. (Charles Haddon Spurgeon)


Und ob ich schon wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück; denn Du bist bei mir; Dein Stecken und Stab trösten mich.
Süß sind diese Worte, indem sie die Zuversicht eines Sterbebettes beschreiben. Wie viele haben sie in ihren letzten Stunden mit inniger Freude wiederholt!

Aber dieser Vers ist ebenso anwendbar auf die Angst der Seele mitten im Leben. Einige von uns sterben wie Paulus täglich durch eine Neigung zum Trübsinn. Bunyan legt das Tal des Todesschattens viel früher in die Pilgerreise hinein, als den Strom, der am Fuße der himmlischen Hügel fließt. Manche von uns sind mehrere Male durch die finstere und furchtbare Enge des „Todesschattens“ gegangen, und wir können es bezeugen, dass der Herr allein uns fähig machte, aufrecht zu stehen unter den wilden Gedanken, den geheimnisvollen Schrecken und dem furchtbaren Drucke desselben. Der Herr hat uns gestärkt und uns über aller wirklichen Furcht vor Unglück empor gehalten, selbst wenn unser Geist daniedergebeugt war. Wir sind gedrückt und unterdrückt worden, aber dennoch sind wir am Leben geblieben, denn wir haben die Gegenwart des großen Hirten gefühlt und die Zuversicht gehabt, dass sein Hirtenstab den Feind hindern würde, uns eine tödliche Wunde zu versetzen.

Sollte diese jetzige Zeit eine durch die Rabenflügel eines großen Schmerzes verdunkelte sein, so lasst uns Gott verherrlichen durch ein friedenvolles Vertrauen auf Ihn. (Charles Haddon Spurgeon)


Ob ich schon wanderte im finstern Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir.

Was ist das finstere Tal der Schäflein Christi? Antwort: Es ist das liebe Kreuz, Verfolgung und der zeitliche Tod. Aber auch da dürfen Gläubige kein Unglück fürchten, weil ihr großer Hirte bei ihnen ist. Die Gegenwart des HErrn im Kreuze ist ein großer Trost; darum ist diese Schluss-Rede wohl zu merken: Wo Christus ist, darf man sich vor keinem Unglück fürchten, auch vor dem Tode nicht. Der HErr Christus aber ist bei allen Gläubigen, darum dürfen sich dieselben vor dem Tode und vor keinem Unglück fürchten. Solcher Trostsprüche haben wir viele, die diese teure Verheißungen in sich fassen. Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir, weiche nicht, denn Ich bin dein Gott; Ich stärke dich, wenn du schwach bist; Ich helfe dir, wenn keine Kreatur helfen kann; Ich errette dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit, wenn alle Feinde und die ganze Welt wider dich sind. Wir seien, wo wir wollen, und wenn es auch im Feuer wäre, so kann uns kein Unglück schaden, wenn wir Christum bei uns haben.

Er führt mich auf rechten Wegen, Er geht voran, ich folge nach. Und wenn ich gleich in finstern Stegen und Tälern voller Ungemach durch dick und dünn, durch Dorn und Hecken muss wandern, soll mich doch nichts schrecken, denn Du bist bei mir stetiglich. Du bist mein Licht, mein Stern, mein Führer, mein Stab und Stecken, mein Regierer; auf Deinen Achseln ruhe ich. (Johann Arnd)


Dein Stecken und Stab trösten mich.

Der Stecken und Stab unsers guten Hirten ist: Seine Barmherzigkeit, die uns tröstet, und Seine Allmacht, die uns schützt. Ist die Sünde mächtig, der Teufel stark und gräulich, der Tod schrecklich, die Hölle abgründlich, die Welt und alle Tyrannen dir zu stark, ei! so gedenke: Wer ist Christus? Was hast du für einen Hirten? Ist Er nicht ein wahrer, ewiger, allmächtiger und starker Gott? Ist die Sünde mächtig, so gedenke an die Person, die dich von Sünden erlöst hat, die Gott und Mensch, und demnach viel mächtiger ist, als aller Welt Sünde. Woher hat das Leiden und Sterben Christi solche Macht, die Sünde zu tilgen? Antwort: Daher, dass die Person, die für uns gelitten und ihr Blut vergossen hat, Gott und Mensch ist. Ist der Teufel, Tod und die Hölle stark, mächtig und schrecklich, so gedenke, dass Christus, dein Hirte, alle diese Feinde überwunden. Sind dir die Welt und die Tyrannen zu mächtig, so gedenke, dass Christus mit Seiner eisernen Rute die Könige der Erden zerschmeißen wird. Siehe, liebes Schäflein Christi! das ist deines Hirten Stecken und Stab, Seine Person, die Gott und Mensch ist, Sein Amt und Sein Wort, damit wird Er dich wider alle Höllen-Pforten schützen, dadurch wirst du auch siegen und überwinden.

Hallelujah sei Dir gesungen, o holder Hirt, o süßes Lamm! Ach, hätt ich hunderttausend Zungen, zu rühmen Dich, mein Bräutigam! Doch, Du willt nicht viel Zungen haben; nur eins ist, das Dein Herz kann laben: Ein Herz, das Dich nur liebt allein. Das wollst Du mir, o JEsu, schenken, so will ich stets bei mir gedenken: mein Hirt ist mein, und ich bin Sein. (Johann Arnd)

Predigten

Arndt, Johann - Erbauliche Psalter-Erklärung - Psalm 23, Vers 4-6.

Es hat der Psalmist wohl recht gesagt (Ps. 4,4): erkennt doch, dass der HErr seine Heiligen wunderlich führt; der HErr hört, wenn ich ihn anrufe. Davon haben wir ein Beispiel an Abraham, Isaak und Jakob, an Joseph und allen Kindern Israel. So führt der treue Hirte, unser HErr Jesus Christus, seine Schäflein oft ins finstere Tal; dass sie aber nichts Böses zu befürchten haben, weil ihr getreuer Hirte bei ihnen ist, davon wollen wir jetzt aus dem Psalm in der Furcht Gottes reden.

V. 4. Und ob ich schon wandre im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Was ist das finstere Tal? Es ist das liebe Kreuz, Trübsal, Verfolgung und der zeitliche Tod. Und warum führt denn Christus die Seinen dahin? Nicht zu ihrem Verderben, sondern zu ihrer Seligkeit, um sie desto besser zu weihen und zu schützen. Denn ohne Kreuz kann man Gottes Wort nicht recht verstehen, sonderlich die Psalmen: wer mit David leidet, der kann David verstehen; allein die Anfechtung lehrt aufs Wort merken, und die Geduld bringt Erfahrung. Wenn ein Mensch nicht geübt ist im Kreuz, was versteht der? So kann man den Trost Gottes ohne Kreuz nicht recht schmecken, ohne Kreuz kann Glaube und Gebet nicht recht geübt, noch deren Kraft empfunden werden, kann auch nimmermehr die verborgene Bosheit des Menschenherzens gedämpft, und wahre, gründliche, herzliche Demut, Sanftmut und Geduld erweckt werden; ohne Kreuz wird der Mensch nicht so begierig nach dem ewigen Leben und der Erlösung aus dieser Welt, noch dankt und lobt er Gott so herzlich als in Errettung aus großen Nöten. Siehe darum führt sich dein getreuer Hirte in das finstre Tal des Kreuzes, auf dass du diese edle Weide mögest genießen, welche du sonst nimmermehr schmeckst.

Darum spricht David, er fürchte kein Unglück, denn das Kreuz Christi ist kein Unglück, sondern eine heilsame Arznei, die uns zur Gesundheit der Seele und zum ewigen Leben befördert. Ach wenn wir doch das lernen könnten, so würden wir Gott für unser Kreuz danken; wie leicht und süß würde uns dann Christi Joch werden! Denn es kommt ja von Gott und ist der Wille Gottes, der uns zu allem Guten und zum ewigen Leben bereitet und führt, und vom ewigen Verderben errettet. Und weil nun dieses David wohl versteht, so spricht er, er fürchte kein Unglück, er habe sich Gott ergeben und wisse wohl, Gott werde ihn nicht lassen verderben. Von einem solchen Gläubigen sagt auch Psalm 112 (V. 7): wenn eine Plage kommen will, so fürchtet er sich nicht, sein Herz hofft unverzagt auf den HErrn.

Der zweite Grund, warum wir uns vor dem Kreuz nicht fürchten, viel weniger darin verzagen sollen, ist die Gegenwart des HErrn: du bist bei mir. Wo Christus ist, da darf man sich vor keinem Unglück fürchten, auch vor dem Tod nicht: der HErr Christus aber ist bei allen Gläubigen, darum brauchen sie sich nicht zu fürchten. Solche Trostsprüche, welche die teure Verheißung der Gegenwart des HErrn enthalten, haben wir viele, z. B. Jesajas 41 (V. 10): fürchte dich nicht, ich bin bei dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott, ich stärke dich, wenn du schwach bist, ich helfe dir, wenn keine Kreatur dir helfen kann, ich errette dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit, wenn alle Feinde ja die ganze Welt wider dich sind. Ach, lieber HErr, bist du wirklich bei mir? sehe ich dich doch nicht. Antwort: du musst auch andere Augen haben, um mich zu sehen, den Glauben und deinen erleuchteten Verstand; damit siehst und erkennst du meine Allmacht, Erhaltung und wunderbare Hilfe im Kreuz. Sollte der HErr nicht anders bei uns sein können als auf sichtbare Weise, oder wie wir es nach unseren Sinnen und unserer Vernunft begreifen können?

Der dritte Grund, warum wir uns in Kreuz und Unglück nicht fürchten sollen, ist der mächtige Schutz Gottes: dein Stecken und Stab trösten mich. Ein Hirte gebraucht seinen Stab zu zweifachem; er ergreift damit die Schafe und zieht sie zu sich, sie zu heilen, wenn sie krank sind, und wehrt damit dem Wolf und allen Feinden und schützt sie. Das findet sich auch bei Christo, und darum heißt es: dein Stecken und Stab trösten mich, ich verlasse mich auf deine Barmherzigkeit und Allmacht; deine Barmherzigkeit tröstet mich, deine Allmacht schützt mich. Daran halte sich in allen Anfechtungen. Will sich der Satan erschrecken und zerreißen, so halte dich an den Stab deines Erlösers: ich kenne meine Schafe; sie sollen nimmermehr umkommen, und Niemand soll sie aus meiner Hand reißen (Joh. 10,27 f.). Und wirst du angefochten, ob du denn auch unter die Zahl der Erlösten und Seligen gehörst, so sprich mit dem Apostel (1 Tim. 2,4 f.): Gott will, dass allen Menschen geholfen und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass solches zu seiner Zeit gepredigt würde. Siehe das ist der tröstliche Stab deines Hirten. Du findest aber in Christo auch den Stecken des hohen Schutzes in seiner ewigen Gottheit. Ist die Sünde mächtig, der Teufel gewaltig, der Tod schrecklich, die Hölle ein Abgrund und die Welt dir zu stark, so denke daran: wer ist Christus? was für einen Hirten hast du? Ist er nicht ein wahrer, ewiger, allmächtiger, starker Gott? Ist die Sünde mächtig, so ist Christus, der dich von Sünden erlöst, noch viel mächtiger. Ist der Teufel ein starker Gewappneter, so ist Christus viel stärker als ein allmächtiger Gott und hat den Satan überwunden, uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis, ausgezogen die Fürstentümer und Gewaltigen und einen Triumph aus ihnen gemacht. Ist der Tod schrecklich, so ist dagegen Christus tröstlich und hat dem Tod die Macht genommen und Leben und ewiges, unvergängliches Wesen an's Licht gebracht durch das Evangelium. Ist die Hölle ein Abgrund, so hat Christus über die Hölle gesiegt: ich will sie aus der Hölle erlösen und vom Tod erretten; Tod, ich will dir ein Gift sein, Hölle ich will dir eine Pestilenz sein (Hos. 13,14). Ist dir die Welt zu mächtig, so gedenke, dass Christus mit seinem königlichen Szepter und seiner eisernen Rute die Könige auf Erden wie Töpfe zerschmeißt und alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße legt. Siehe das ist deines Hirten Stecken und Stab, damit er dich tröstet und schützt wider alle Höllenpforten; dadurch wirst auch du siegen und überwinden.

V. 5. Du bereitest vor mir einen Tisch gegen meine Feinde, du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein. Ach, lieber HErr, sprichst du, soll ich über alle deine Liebe und Treue und große Wohltaten noch dein Gast sein? Ja spricht der HErr; wenn du nicht mein Gast wirst, so kannst du auch meine Wohltaten nicht genießen. Ich gönne dir aber auch alle meine Güter und Wohltaten so herzlich gerne, dass ich dir dieselben zu einer Speise und einem Trank gemacht habe, auf dass sie ja in dein Inwendiges gingen und sich so innig mit dir vereinigten, als Speise und Trank Fleisch und Blut wird. Ich wollte gerne, dass deine Seele mit meinen Wohltaten gespeist, gelabt, erquickt, geheiligt, gereinigt, erleuchtet, begnadigt und beseligt werde.

Wie hat sich denn Gott uns zu unserer Speise gemacht? In unserem HErrn Jesu Christo, in seiner Menschwerdung, in seinem bitteren Leiden und Sterben, da er sich für uns am Kreuz opferte und als das Gotteslamm schlachten ließ. Joh. 6,55 spricht der HErr: ich bin das lebendige Brot vom Himmel gekommen; wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit und wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Gott und unser HErr JEsus Christus wird uns ferner zu einer Speise in seinem Wort und Evangelium; wenn wir Gottes Gnade und die Vergebung der Sünden im Wort durch den Glauben ergreifen, so wird uns das Evangelium eine Kraft Gottes zur Seligkeit; und davon lebt man, wie ein König Hiskias (Jes. 38,16) sagt. Im heiligen Abendmahl wird Christus durch Darreichung seines Leibes und Blutes unsere Speise und unser Trank, da wir nicht allein seiner Wohltaten, sondern seiner selbst genießen und teilhaftig werden. Da wird dir Christus alles, wonach deine Seele verlangt: hungert und dürstet deine Seele, Christus ist deine Speise und dein Trank; bist du betrübt und traurig, er ist dein Trost und deine Freude; bist du unruhig in deinem Herzen, er ist deiner Seele Friede; bist du arm, er ist dein Reichtum, bist du verachtet, er ist deine Ehre, bist du verfolgt, er ist deine Zuflucht, dein Arzt, wenn du krank bist, dein Leben, wenn du tot bist. Ein herrlicher Tisch, wie ihn kein Mensch, kein Engel hätte bereiten können.

Warum und zu welchem Ende tut das Gott der HErr? Zu unsrem Trost wider unsere Feinde. Denn wenn uns die Feinde und die böse Welt betrüben, so tröstet uns Gott inwendig und bereitet uns einen Gnadentisch wider unsere Feinde und schenkt uns aus seinem Trostbecher einen Freudentrunk, dass wir nicht verzagen. Da der HErr Christus in seinem höchsten Leiden war, da kam ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Also tut Gott allen Betrübten, die ihm vertrauen, wie David spricht (Ps. 25,2.3): keiner wird zu Schanden, der deiner harret; darum lass auch mich nicht zu Schanden werden, dass sich meine Feinde nicht über mich freuen; und Micha (7,8): freue dich nicht, meine Feindin, dass ich darniederliege, ich werde wieder aufstehen, und ob ich gleich im Finstern sitze, so ist doch der HErr mein Licht. Wenn unsere Feinde den inwendigen Trost des Herzens auch nehmen könnten, sie täten es gerne; aber hier steht: der HErr hat uns diesen Tisch bereitet: du bereitest einen Tisch vor mir, welchen mir die Feinde nicht nehmen können, und diesen Tisch setzt Gott in unsere Seele, da die Feinde keinen Eingriff tun können. Er ist vor uns bereitet und vor allen unseren Feinden verborgen. Inwendig schmecken wir diesen Freuden- und Gnadentisch, haben eine Seele voll Gottes, obgleich wir äußerlich voll Leids sind.

Du salbst mein Haupt mit Öl. Gleichwie wir pflegen unseren Tisch mit Blumen zu zieren, wenn wir Gäste haben, also pflegten die Juden ihre Gäste zu ehren und gossen köstlichen Balsam auf ihr Haupt, davon der Mensch schön ward und fröhlich, und dessen köstlicher Geruch das ganze Haus erfüllte. So gütlich will uns der HErr auch tun über seinem Tisch und uns mit dem rechten himmlischen Freudenöl seines Heiligen Geistes erquicken. Denn der Heilige Geist ist in den betrübten Seelen ein rechter Herzensbalsam und ein herzerquickender Geist, durch, dessen Trost und Kraft alle auswendigen Trübsal können überwunden werden. Es ist das ein herrlicher Trost, dass wir alle mit dem Geist unseres HErrn Jesu Christi gesalbt werden zu Priestern und Königen, zu einem ewigen Reich, zur Unsterblichkeit, und diese Salbung ist es, die in uns bleibt, die uns alles lehrt (1 Joh. 2,27).

Er schenkt mir voll ein. Wenn unser Herz nur leer ist von der Welt und der Liebe zur Welt, so füllt er es mit himmlischem überfließenden Trost, dass des Menschen Herz viel zu klein ist, solchen Reichtum der Gnade Gottes zu fassen. Denn Gott ist so milde, dass er sich in eine gläubige Seele ganz und gar einsenkt mit all seinem Reichtum. Er behält nichts, was er nicht einer solchen Seele gäbe, denn er gibt sich ihr selbst. Das heißt ja voll eingeschenkt. Ach, wenn wir den Reichtum der Gnade Gottes in Christo erkennen wollten, so würden wir sehen, dass Himmel und Erde und alle Menschen zu klein wären, diesen Reichtum zu fassen, die Höhe seiner Gnade, die Tiefe seiner Liebe, die Länge seiner Sanftmut, die Breite seiner Demut, die Größe und Würdigkeit seines Verdienstes, die Unschätzbarkeit seiner Wohltaten und seiner Güte.

V. 6. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang, und werde bleiben im Hause des HErrn immerdar. Eine gläubige Seele sitzt allezeit an Gottes Tisch und isst mit ihm, d. h. genießt seiner Güte und seiner Wohltaten. Wenn der Mensch im tiefsten Kerker säße und im größten Elend wäre, so sitzt doch die Seele an Gottes Tisch, und isst bei ihr Gutes und Barmherzigkeit. Wenn auch der Mensch in den äußerlichen Geschäften seines Berufes einhergeht, und sein äußerliches Amt verrichtet, sitzt doch seine Seele an Gottes Tisch, und wird sein Amt, Werk, Arbeit und Beruf begleitet und bewahrt durch die Güte und Barmherzigkeit Gottes, dass es wohl verrichtet werde, Gott zu Ehren und zu Nutz des Nächsten. Da begegnen einander Güte und Treue, und küssen sich Gerechtigkeit und Friede im Herzen der Gläubigen und in allem ihren Tun und Lassen. Darum bittet David (Ps. 40,12): lass mich deine Güte und Treue allezeit leiten und behüten.

Gott, unser HErr, behält aber seine Gäste allezeit bei sich in seinem Hause; denn diese Mahlzeit währt fort und fort in Zeit und Ewigkeit, und die gläubige Seele isst ohne Unterlass von Gottes Tisch; darum muss sie auch allezeit im Haus des HErrn bleiben. Denn wenn sie aus dem Haus des HErrn geht, so kommt sie von Gottes Tisch. Darum bleibt sie allezeit im Haus des HErrn, d. h. im Glauben, in Christo JEsu. So bittet auch David (Ps. 27,4): Eins bitte ich vom HErrn, das hätte ich gerne, dass ich im Hause des HErrn bleiben möge mein Lebenlang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HErrn und seinen Tempel zu besuchen. „Es ist aber auch das Haus des HErrn der innerste Grund unserer Seele, da Gott wohnt; darin sollen wir bleiben und uns nicht an die gottlose Welt hängen, an Augenlust und Fleischeslust und hoffärtiges Leben, sondern einkehren in unserem Herzen und darin bleiben. Dann können wir im Hause Gottes von Gottes Tisch immerdar essen, bis wir ins himmlische Jerusalem kommen, da das Lamm Gottes selbst die Auserwählten führt zu lebendigen Wasserbrunnen und alle Tränen von ihren Augen abwischt. Darum sagt der 100ste Psalm: jauchzt dem HErrn alle Welt, dient dem HErrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. Erkennt, dass der HErr Gott ist, er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Amen.

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