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Psalm 118,27

Psalm 118,27

Andachten

Schmücket das Fest mit Maien, bis an die Hörner des Altars!

Es war am Morgen dieses Tages, den wir den „heiligen Abend“ nennen, (heute vor schier drei und ein halb Hundert Jahren,) da steckte Luthers liebe Hausfrau, die Käthe, ihren Kopf in das Arbeitszimmer ihres Mannes hinein. Sie war ein wenig hitzig und fast außer Atem. „Martin,“ sagte sie, „ich kann die Arbeit nicht zwingen und ist gar noch viel zu rüsten; tu mir die Liebe und setze Dich an die Wiege des kleinen Hans, dass Du sein hütest und ich freie Hand bekomme!“ Und der große Doktor, ob er gleich aufs Fest studieren musste, hat sich mit seiner Biblia ganz gehorsam und geduldig an des Kindes Wiege gesetzt, wie die Käthe gesagt hatte. Und wie er so hineingelugt und sein kleines, geringes, ohnmächtiges, schlafendes Kind angeschaut hat, da ist's ihm schier übermächtig geworden im Herzensgrund. Und hat ihn der Gedanke bemeistert, dass der ewige Sohn des Vaters auch so ein armes Menschenkindlein worden sei. Und bald hat er nicht anders können, er hat die Harfe von der Wand genommen und gestimmt und schnell hat's fein geklungen. Denn aller Christenheit zu Gute hat er das herrliche Lied gedichtet und komponiert und gesungen:

„Vom Himmel hoch da komm' ich her,
Ich bring' euch gute neue Mähr,
Der guten Mähr bring' ich so viel,
Davon ich singen und sagen will!“

und wie's weiter geht. Und er ist darüber so freudig worden, dass er sich nachher noch gar bei seiner Käthe hat bedanken müssen, darüber, dass sie ihn an die Wiege postiert hatte.

„Ja,“ höre ich sagen, „das ist eine feine Geschichte und das Lied ist auch schön. Wir wollen's am Abend unter dem Christbaum singen. Aber bis dahin ist noch gar viel zu schaffen; wir sehen schier kein Durchkommen. Auch uns geht's wie der Frau Lutherin; wir haben auch unsere Hänschen, Lenchen und Fritzchen zu versorgen und Tausenderlei zu kramen, damit es am Abend hell werden kann.“

Nun, das ist auch recht und nirgends in der Welt ist Weihnachten so schön wie in deutschen Landen und an keinem Tage ist unser Volk so fröhlich wie an diesem Tage. Und die Zurüstung muss auch sein. Darum haben wir uns auch durch den Psalmisten mahnen lassen: „Schmücket das Fest mit Maien, bis an die Hörner des Altars!“ Freilich, Maien gibt's bei uns zu Lande jetzt nicht und ein Altar mit Hörnern ist auch nicht vorhanden. Aber sind's auch keine Maien, nun, so sind's doch Tannen, und ist's kein Altar, so ist's doch ein großer voller Weihnachtstisch, wo die Liebe ihre Opfer bringt. Ja, was wird man heute noch Alles erleben! wie manche alte und neue Hoffnung wird erfüllt, wie manches süße Geheimnis wird geklärt werden! Gott schenke dir viel Freude und liebliche Überraschungen, lieber Leser!

So will ich jetzt auch nicht von der Eitelkeit aller Dinge reden und dass doch schließlich alle diese Herrlichkeit nur nichtig und schwindsüchtig sei. Das wäre sehr unkindlich! Nein, freue dich nur, weil Gott Freude gibt. Von der Eitelkeit aller Dinge wirst du ohnedies wieder frühe genug Erfahrung machen.

Ich will auch nicht mahnen: „Ihr lieben Hausväter und Hausmütter tut des Guten nicht zu viel!“ Das wäre eine unpraktische Rede; damit kommt man heute nicht durch: „Was geschehen muss, muss geschehen!“ Gut, du sollst auch in dem Allen nicht gestört werden: Schmücke das Fest mit Maien! Aber verwirre deine Seele nicht in den äußeren Dingen. Nimm dir doch erst einige Augenblicke und schaue ein wenig in dich hinein und in die Höhe hinauf! Du putzt das ganze Haus, schmückst Christbaum und Weihnachtstisch und wolltest dein eigen Herz vergessen? Das wäre eine böse Sache. Sammle dich, lass das Hetzen. Es ist ein Jammer, aber es ist wahr, dass viele sonst liebe Frauen an keinem Tag im Jahre so unliebenswürdig, so hastig, so gereizt, und viele Christen an keinem Tag so unchristlich sind, wie am Tag vor dem Christtag. Und in tausend Häusern bekommen die Kinder erst am Abend unter dem Weihnachtsbaum ein freundliches Wort zu hören. Das ist doch eine böse Sache! Du musst innerlich stille werden. Siehe, das heilige, stille, sanfte Säuseln, darin dein Gott selber naht, will sich erheben. Aber wie magst du dies Säuseln hören, wenn du selbst so im unruhvollen Gebrause bist? Nein, bitte du jetzt den Herrn einmal recht, dass Er dich sammle, dass Er deine Seele in's Zentrum hineinleite, in seine wunderbare Liebe, die heute erschienen ist, und dass Er dir heute viele gute Gedanken gebe, echten himmlischen Weihnachtssonnenschein. Ja, du kannst über aller Arbeit voller Christus-Licht sein, wolle es nur und flehe nur darum. Dann erst ist das Fest recht geschmückt.

Und käme dir Einer in den Sinn, der einsam und traurig und ohne Festfreude ist, den notiere dir schnell für morgen, falls du nicht heute schon hingehen und Weihnachtslicht bringen kannst. Das heißt dann „mit Maien schmücken!“ Und wenn deinem Geist, der sich freuen will, Einer in den Weg träte, mit dem du zerfallen bist, und ist zwischen dir und ihm einmal warm gewesen und nun kalt geworden, „und er hat mich schwer beleidigt!“ sagst du, o ich bitte dich, denke daran, dass du in dem Heiland, der heute geboren ist, Vergebung aller deiner Sünden empfangen hast aus lauter Gnade. Und notiere dir's nicht für morgen, dass du dann deinem Widersacher den Frieden bringen willst (denn solche Notizen gehen allermeist verloren!), nein, gehe gleich hin und nimm dein bestes Gesicht mit. So hast du dann das jetzt mit Maien geschmückt, auch wirst du finden, dass du nachher mit der Arbeit so viel flinker vom Flecke kommst. Und am Abend, wenn es im Zimmer hell ist, wird's dann in deinem Herzen noch viel heller sein. Dann wird das stille sanfte Säuseln kommen und du wirst fröhlicher sein, denn alle Kinder, denn in deinem Herzen wird leuchten, was Sankt Johannes schrieb: „Sehet, welche Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen!“ (O. Funcke)

Predigten

Gedichte und Lieder

Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.

Gott, erleuchte meine Seele,
Mit dem Licht der Ewigkeit!
Nimm hinweg von meinen Augen
Alle Nacht und Dunkelheit;
Rühre die erwachten Sinne
Mit dem Geist des Lebens an;
Mache dieses Leibes Glieder
Deinem Willen untertan.

Leite meinen Schritt am Morgen
Auf den Weg des Friedens hin,
Dass ich vor dir geh' und wandle,
Und am Abend bei dir bin.
Führe mich auf rechter Straße,
Wo ich Jesu Füße seh',
Dass ich nicht die Spur verlasse
Und in das Verderben geh'!

Herr, du siehst mich allenthalben,
Allerorten, wo ich bin;
Wo ich wandle, wo ich bleibe,
Richtet sich dein Auge hin
Wie die Sonne dort vom Himmel
Auf den Kreis der Erde schaut,
Und in jedes Tröpflein leuchtet,
Das im niedern Grase taut.

Dort, wohin den Blick ich richte,
Ist die Gegenwart des Herrn;
Seinem Geist und Angesichte
Ist das Fernste nicht zu fern.
Nahm' ich Flügel gleich den Winden,
Flög' ans Meer, so bleibst du nah;
Bettet' ich mir in der Tiefe
Tiefsten Grund, so bist du da.

Großer Gott, lass deine Nähe
Allezeit mir tröstlich sein;
Lass vor deinem Angesichte
Nicht verschmachten mein Gebein.
Lass mich Trost und Gnade finden
In dem Glanze deiner Macht;
Halte mich in deinen Händen,
Wenn mein Geist zu dir erwacht.

Sieh' herab vom höchsten Sitze
Auf dein Volk in dieser Welt;
Neige deines Zepters Spitze
Über Jacobs Wanderzelt.
Lass von deinem Angesichte
Segen strömen auf die Flur;
Mach', o Gott, in deinem Lichte
Fröhlich alle Kreatur'!

Lass dein Antlitz mit uns gehen
In dem Wandel dieser Zeit,
Bis einst unsre Füße stehen
Auf den Höh'n der Ewigkeit.
Lass in dieser Wallfahrt Grenzen
Deine Hand uns nahe sein,
Bis einst unsre Häupter glänzen
In der Klarheit Widerschein.

Herr! dein Wort ist Ja und Amen,
Gott, erhöre mein Gebet,
Weil ich bitt' in dessen Namen,
Der zu deiner Rechten steht!
Dein Erbarmen hat kein Ende; -
Sieh herab auf dieses Haus;
Breite deine Segensbände
Über deinen Kindern aus!

Amen! (Christian Wilhelm Spieker)


„Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.“

Erhebe dich, o meine Seel'! die Finsternis vergehet;
Der Herr erscheint in Israel, sein Licht am Himmel stehet.
Erhebe dich aus deinem Schlaf,
Dass er was Gutes an dir schaff',
Indem er dich erleuchtet.

Im Licht muss Alles rege sein und sich zur Arbeit wenden;
Im Licht singt früh das Vögelein, im Licht will es vollenden.
So soll der Mensch in Gottes Licht
Aufheben billig sein Gesicht'
Zu dem, der ihn erleuchtet.

Lasst uns an uns're Arbeit gehn, den Herren zu erheben;
Lasst uns, indem wir auferstehn, beweisen, dass wir leben;
Lasst uns in diesem Gnadenschein
Nicht eine Stunde müßig sein;
Gott ist's, der uns erleuchtet.

Ein Tag geht nach dem andern fort, und unser Werk bleibt liegen.
Ach hilf uns, Herr, du treu'ster Hort, dass wir uns nicht betrügen.
Gib, dass wir greifen an das Werk,
Gib Gnade, Segen, Kunst und Stärk'
Im Licht, das uns erleuchtet.

Du zeigst, was zu verrichten sei auf unsern Glaubenswegen;
So hilf uns nun und steh' uns bei, verleihe deinen Segen,
Dass das Geschäft von deiner Hand
Vollführet werd' in alle Land,
Wozu du uns erleuchtet.

Ich flehe, Herr, mach' uns bereit zu dem, was dir gefällig.
Dass ich recht brauch' die Gnadenzeit; so flehen auch einhellig
Die Kinder, die im Geist gebor'n,
Und die sich fürchten vor dem Zorn,
Nachdem du sie erleuchtet.

Das Licht des Glaubens sei in mir ein Licht der Kraft und Stärke;
Es sei die Demut meine Zier, die Lieb' das Werk der Werke.
Die Weisheit fließt in diesem Grund
Und öffnet beides, Herz und Mund,
Dieweil die Seel' erleuchtet.

Herr, bleib bei mir, du ew'ges Licht! dass ich stets gehe richtig;
Erfreu' mich durch dein Angesicht, mach' mich zum Guten tüchtig,
Bis ich erreich' die güldne Stadt,
Die deine Gnad' gegründet hat
Und ewiglich erleuchtet. (Christian Wilhelm Spieker)

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