Apostelgeschichte 16,23
Andachten
Und da sie sie wohl gestäupt hatten, warfen sie sie in das Gefängnis, und geboten dem Kerkermeister, dass er sie wohl bewahrte. Der nahm solches Gebot an, und warf sie in das innerste Gefängnis, und legte ihre Füße in den Stock. Um die Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott, und es hörten sie die Gefangenen.
Das war keine Kleinigkeit: erstlich gestäupt, d. H. bis aufs Blut mit Ruten gepeitscht; sodann ins Gefängnis geworfen, und zwar ins innerste, wo kein Lichtstrahl eindrang, und war voll Moder-Geruch und Grauen; und endlich noch die Füße in den Stock gelegt, d. h. so befestigt und geknebelt, dass sie sich gar nicht rühren konnten und in so peinlicher Lage, dass sie sich nicht recken noch strecken konnten. Das war ganz anders als die ärgsten Verbrecher jetzt in den Gefängnissen und Zuchthäusern, wo sie wie in Palästen wohnen. Für diese Gefangenen in Philippi war nicht an Schlaf zu denken. Was aber tun jetzt diese schwer misshandelten Leute? Als die Mitternacht herbeikommt, wo ein Tag sich scheidet vom andern, da beteten sie und lobten Gott, und müssen's sehr laut und kräftig getan haben, vielleicht mit Gesang und Psalmen, denn es hörten sie die andern Gefangenen im äußeren Gefängnis, die doch wahrscheinlich durch eiserne Türen von ihnen geschieden waren. War das eine Zeit und ein Ort, Gott zu loben mit lauter Stimme? - Wenn da stünde: sie weinten und wehklagten leise vor sich hin und seufzten: „Die Herberg' ist zu böse, der Trübsal ist zu viel“, das könnte man begreifen. Aber, wir sollen hier sehen die sieghafte Herrlichkeit des Christenglaubens; gerade hier aus der untersten Tiefe steigt es empor wie auf Engelsflügeln, das Loben des lebendigen Gottes! Wir wissen ja, aus welcher Tonart und nach welcher Melodie es geht, nämlich: Gewürdigt, o Jesu, gewürdigt um Deines Namens willen Schmach zu leiden!“ Das ist der Geist der ersten Zeugen! das ist der Sieg, der die Welt überwunden hat! O Herr, bekehre doch unsere Herzen, als der nachgeborenen Kinder, zu unsern großen Vorfahren! (Nikolaus Fries)