Und der Hohepriester stand auf, und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen? Aber Jesus schwieg stille. Und der Hohepriester antwortete und sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es.

Sie haben falsche Zeugen aufgestellt, den Herrn zu verklagen. Aber Jesus schweigt, und mit seinem Schweigen richtet er sie. O heiliges Schweigen Jesu! Daran sollen auch wir schweigen lernen, wo wir Unrecht erfahren, dass wir nicht Scheltwort mit Scheltwort vergelten und im Zorn auffahren, sondern das Böse ertragen und stille bleiben. Daran sollen auch wir schweigen lernen, wo wir ein Kreuz tragen müssen, dass wir nicht murren und klagen, sondern in Geduld es auf uns nehmen. Von Jesu lernen wir das gottgefällige Schweigen und das gottgefällige Bekennen. Vor dem hohen Rate, im feierlichsten Augenblicke bezeugt er sich als Gottes Sohn! Dies Zeugnis aus Jesu eignem Munde, das er mit seinem Tod besiegelt hat, ist uns eine feste Stütze des Glaubens, ein Schild wider alle Zweifel, eine Waffe wider alle Leugnung. Lasst uns dem Herrn danken für dies Bekenntnis. Daran wollen wir uns halten, so oft wir im Glauben irre werden. Und wenn unser Herz in der schwersten Anfechtung zweifelt und fragt, ob Jesus wirklich unsere Versöhnung mit Gott ist, dann wollen wir uns an dies sein Zeugnis halten: Ich bins, und wollen ihn nicht mehr verleugnen, sondern ihn auch bekennen vor der Welt, damit er uns bekenne vor seinem himmlischen Vater. Die Feinde dort haben ihn für dies sein Bekenntnis geschlagen und verspottet und zum Tode verurteilt. Lasst uns ihm dafür um so völliger die Liebe unseres Herzens schenken, und ihn um so mehr preisen und loben. Denn er ist dahingegeben in der Menschen Hände, damit wir zurückgerettet würden in Gottes Hand. Er hat gestanden in der Menschen Gericht, damit wir bestehen könnten in Gottes Gericht. (Adolf Clemen)