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Hebräer 10,23

Hebräer 10,23

Andachten

Lasst uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung, und nicht wanken! Denn er ist treu, der sie verheißen hat.
So ernstlich mahnt der Apostel am Bekenntnis festzuhalten! Was ist denn das für ein Bekenntnis? Ach, mit dem Worte Bekenntnis ist je und je nach rechts und links hin viel loses Spiel getrieben worden und nie mehr, wie in unserer Zeit.

Auf der einen Seite stehen Unzählige, die schreien wie aus einem Mund: „Weg mit jedem Bekenntnis! Das ist eine Sklaverei des Geistes, das ist ein gesetzlicher, überwundener Standpunkt, eine Fessel der evangelischen Freiheit“; usw. Von einem Gefangennehmen des eigenen Verstandes oder Unverstandes unter den Gehorsam Christi will man nichts wissen. Wie die Heiden sich ihre Götzen nach ihrem Geschmack zurecht stutzten, so will sich jetzt jeder aufgeklärte Bürger sein Religiönchen selbst zurecht machen, wie's zu seinem sogenannten Entwicklungs- und Bildungsgang passt. Jeder will nur glauben, was ihm sein Herz sagt, wo's doch meist erbärmlich leer und verwirrt aussieht. „Ich denke mir die Sache so,“ sagt mit starkem Selbstbewusstsein der Nachbar X, wenn von dem Leben nach dem Tod die Rede ist. „Da bin ich ganz anderer Meinung,“ antwortet der Nachbar Y; „ich stimme mit der Gartenlaube, so und so“. Desgleichen macht sich von Christo und von dem Wege zum Frieden Jeder sein eigenes Bild und Systemlein zurecht und tut sich auf diesen Unsinn noch so recht was zu gut.

Dass aber die christliche Gemeinde und Kirche auf Erden ohne ein Bekenntnis nicht sein kann, sollte nicht erst bewiesen werden. Wie ernst mahnt der Apostel, an dem Bekenntnis festzuhalten! Er nennt es das Bekenntnis der Hoffnung, die der treue, gnadenreiche Gott verheißen hat. Was ist denn das für eine Hoffnung? Unzweifelhaft ist es die Hoffnung, dass wir in dem geoffenbarten persönlichen Jesus Christus einen offenen Zugang zum Vater und zu allen Gütern des Vaterhauses haben; es ist die Hoffnung, dass Jesus, der Heiland aller heilsverlangenden lauteren Seelen, in diesen Allen sein Wert vollenden werde, es ist die Hoffnung, die hier schon die Gläubigen beseligt, dass sie in Ihm Vergebung, Versöhnung und ewiges Leben haben, ewige Gottesherrlichkeit in Ihm finden werden und in Ihm allein. Kurzum das Bekenntnis der Hoffnung ist gleich dem Bekenntnis: „Jesus Christus allein unser Retter und Versöhner“.

Hier ist das Bekenntnis aller Derer, die je und je Frieden und Gewissheit ihres Heils gefunden haben. An diesem Bekenntnis der Apostel gilt's festzuhalten ohne Wanken, davon darf kein Titelchen fallen. Aber wo dieses Bekenntnis wirklich in lauteren Herzen lebt, da soll auch Gemeinschaft, volle christliche Gemeinschaft sein. Mag immerhin jede Sonderkirche und Sekte ihr Bekenntnis formulieren und sich über die einzelnen Punkte der christlichen Lehre ausführlicher verbreiten, dies Bekenntnis unserer Hoffnung in Christo muss aber die Seele jedes Bekenntnisses sein. Und wo es das ist, da sind alle anderen Punkte Nebenfragen. Ach, was würden die Apostel wohl gesagt haben von all' dem „Bekenntnisstreit“, womit man den Leib Christi zerrissen hat und zerreißt? Was würden sie wohl sagen, wenn Theologen und Laien auftreten und sprechen: „Wir wissen's ganz genau; so und so und so ist's mit der Gegenwart Christi im Abendmahl; so und so ist's mit der Taufe; so und so ist's mit den zwei Naturen in Christo. Das ist die reine Lehre und nur mit Denen, die so bekennen, können wir christliche Gemeinschaft haben, mit keinem Anderen können wir zum Tisch des Herrn treten“. Wie viel Unheil wird mit solchem hochmütigen Bekenntniswesen angerichtet! Zwischen Denen, die in Einem Heiland Leben und Erlösung suchen, wird Scheidewand auf Scheidewand errichtet und unzählige suchende Seelen werden abgestoßen durch diese starre, stolze Orthodoxie. Wenn der Apostel Paulus sagt, dass unser Wissen Stückwerk sei, so dürfte es uns wohl noch mehr anstehen, bescheiden zu urteilen. Wahrlich, in unserer Zeit, wo die große Welt wieder mehr und mehr in ein erklärtes Heidentum zu versinken scheint, da sollten doch alle, die auf den Einen, darin ihnen Gott erschienen, auf den Einen heiligen Gott-Menschen, der sich für sie zu Tode geblutet hat, - wir sagen, es sollten Alle, die ihr ganzes Angesicht auf Jesum gerichtet haben, Hand in Hand, Schulter an Schulter zusammenstehen, in demselben heiligen Streit, in derselben Arbeit heiliger Liebe.

Aber das Bekenntnis Christi, unseres Heilandes, gilt's festhalten, unerschütterlich. Das sollen wir durchforschen in seiner Länge, Breite, Tiefe und Höhe. Da sollen wir uns hineinleben und hineinlieben, ja auch hineinsterben. Und Jeder, der einigermaßen sein eigenes Herz und Wesen erkannt hat, wird je länger je mehr finden, dass ihm dies Bekenntnis nicht etwas Fremdes ist, noch weniger eine Fessel, sondern dass ihm grade hier die göttliche freimachende Wahrheit begegnet, die seine Seele suchte. Und Er, der treu ist und der die Hoffnung ewigen Lebens in Christo allen heilsverlangenden Herzen verheißen hat, der wird auch die freudige Gewissheit geben, dass diese selige Hoffnung deine Hoffnung ist und dass Er nicht ruhen wird, bis du ein Zeuge und Träger seiner Herrlichkeit sein wirst.

Monarche aller Ding,
Dem alle Seraphinen
Voll Ehrerbietigkeit
Und tiefster Demut dienen:
Lass dein erhab'nes Angesicht
Zu meiner Armut sein gericht't. (Otto Funcke)

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nt/58/hebraeer_10_23.txt · Zuletzt geändert: von aj
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