Galater 3,11
Andachten
Der Gerechte wird seines Glaubens leben.
Diese Worte, welche Hab. 2,4. stehen, hat Paulus sowohl Röm. 1,17. als auch Gal. 3,11. angeführt und daraus bewiesen, dass die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, aus Glauben in Glauben komme, und dass hingegen Niemand durch das Gesetz gerecht werde. Habakuk redet von dem Glauben in der Beziehung auf eine Weissagung, die zur rechten Zeit werde erfüllt werden, und auf die man, wenn sie auch verziehe, harren müsse. Er versichert auch, dass sie gewiss kommen und nicht verziehen werde. Hierauf sagt er: siehe, wer halsstarrig ist, wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; denn der Gerechte lebt seines Glaubens. Halsstarrig sein, oder sich selbst in einen finstern Unmut gleichsam verschließen, oder, wie Paulus Hebr. 10,38. schreibt, weichen, und sich dem tröstenden Wort Gottes entziehen, ist mit einem Wort der Unglaube, dem in der heiligen Schrift die schädlichsten Wirkungen und Folgen zugeschrieben werden. Bei dem Unglauben ist das Herz nicht aufrichtig, dass Gott ein Wohlgefallen daran haben könnte, wie Paulus Hebr. 10,38. sagt. Hingegen lebt der Gerechte durch den Glauben der Weissagung, wie Habakuk schreibt, oder, wie man jetzt sagen muss, durch den Glauben des Evangelii, welches die erfüllte Weissagung ist. Das Leben, welches der Gerechte durch den Glauben findet, und im Glauben führt, ist ein Leben unter dem Wohlgefallen Gottes, folglich ein Leben, wobei man die Gerechtigkeit hat, die vor Gott gilt, und durch diese Gerechtigkeit Friede mit Gott, und den Anfang des ewigen Lebens. Weil auch die Weissagung, auf die sich der Glaube bezieht, kein Gesetz ist, wie denn überhaupt das Gesetz, wie Paulus Gal. 3,12. sagt, kein Gegenstand des Glaubens, sondern des Tuns ist, und der Mensch, welcher durch dasselbe ein Leben in der Gerechtigkeit erlangen sollte, es durchs Tun erlangen müsste, so schließt Paulus mit Recht aus den Worten Habakuks, in welchen das Leben aus dem Glauben hergeleitet wird, dass durch das Gesetz Niemand vor Gott gerecht werde. Was ist es aber für eine Weissagung, von welcher Habakuk geredet hat? Welche Weissagung ist so kostbar, so edel, so wichtig, dass der Gerechte, der sie glaubt, leben kann? Der Prophet hatte vorher über den Einfall der Chaldäer ins jüdische Land und den Untergang des jüdischen Reichs traurige Klagen geführt. Diesen Klagen aber ist diese Weissagung entgegen gesetzt. Konnte aber diese Weissagung nur schlechthin von dem Fall Babels und von der Wiederkehr aus der babylonischen Gefangenschaft handeln? Keineswegs. Die Weissagung von dem Messias war immer der eigentliche Gegenstand des Glaubens aller Gerechten, und wer diese glaubte, lebte unter dem Wohlgefallen Gottes. Warum musste Babel fallen? Warum durfte Israel von den Chaldäern nicht verschlungen werden? Warum geschah alles Übrige zur Zeit des Alten Testaments? Um des Messias willen, der unter Israel und im jüdischen Land auftreten sollte. Nun ist Er erschienen und aufgetreten. Gott hat das Erlösungswerk in der Mitte der Weltjahre lebendig gemacht oder dargestellt, Hab. 3,2. Die Weissagung ist zu einem Evangelio worden. Wer nun an Jesum glaubt, ist ein Gerechter, und lebt durch diesen Glauben unter dem Wohlgefallen Gottes ewiglich. Halleluja. (Magnus Friedrich Roos)