1. Johannes 1,6
Andachten
So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in Finsternis, so lügen wir, und tun nicht die Wahrheit. So wir aber im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.
Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft unter einander, - das nennt Johannes: die Wahrheit tun; wer aber in Finsternis, das ist, in der alten Sünde, wandelt, und sagt dabei: ich habe Gemeinschaft mit Gott, der lügt und tut nicht die Wahrheit. Wie sollen wir armen, verlorenen Sünder aber dazu kommen, dass wir im Lichte wandeln? Hier steht's geschrieben: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde! es ist eine Wunderkraft, die in diesem heilig-teuren Blute verborgen liegt, weit, himmelweit erhaben über alle Naturkräfte! denn das vermag keine andere Kraft, mein durch Sünden, Lüste und Laster durch und durch verunreinigtes und besudeltes Herz und Gewissen so rein und helle zu machen, wie ein schneeweiß Gewand; welches geschieht, sobald ich durch das für mich vergossene Blut Christi die völlige Vergebung aller Sünden empfange. Und noch ferner: Das vermag keine andere Kraft, mein zu allem Guten untüchtiges und unlustiges Herz wacker und eifrig zu machen, dass es allem Bösen absagt und allem Guten anhängt, und je mehr und mehr mein Gewissen so zart macht, dass ich immer treuer werde, auch im Kleinen und kleinsten. So geschieht es, dass wir aus der Finsternis herauskommen und im Lichte wandeln, und haben Gemeinschaft mit Dem, der im Lichte ist, mit unserem Gott und mit unsern Brüdern, weil sie auch in demselben Lichte wandeln. So ist unser Wandel im Himmel, wie Paulus schreibt, jetzt und hier auch schon - im Himmel. - Freilich erhebt dagegen an jedem Abend die inwendige Stimme allerlei Einspruch mit Seufzen, dieweil Licht und Finsternis im Streit liegen, so lange wir in diesem Erdenleben stehen. Aber, Herr, unser Gott, wir bauen und trauen dennoch festiglich darauf: „Das Blut Jesu Christi, Deines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde!“ (Nikolaus Fries)
“Gemeinschaft mit Ihm.“
Als wir durch den Glauben mit Christo vereinigt wurden, kamen wir in eine so völlige Gemeinschaft mit Ihm, dass wir eins wurden mit Ihm, und dass seine und unsre Neigungen sich gegenseitig und übereinstimmend gestalte- ten. Wir haben Gemeinschaft mit Christo in seiner Liebe. Alles, was Er liebt, lieben auch wir. Er liebt die Heiligen; wir auch. Er liebt die Sünder; wir auch. Er liebt das arme, verirrte Menschengeschlecht und seufzt und sehnt sich, dass die Wüste dieser Erde möchte in ein Paradies des Herrn verwandelt werden; so auch wir. Wir haben Gemeinschaft mit Ihm in seinen Wünschen. Ihn verlangt nach der Verherrlichung Gottes; danach trachten wir auch. Er wünscht, dass die Heiligen möchten bei Ihm sein, wo Er ist; und dort wünschen auch wir bei Ihm zu sein. Er sehnt sich danach, die Sünde zu vernichten; siehe, wir kämpfen unter seinem Panier. Er möchte gern, dass seines Vaters Name geliebt und gelobt würde von aller Kreatur; und auch wir bitten täglich: „Dein Reich komme; Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ Wir haben Gemeinschaft mit Christo in seinen Leiden. Wir werden zwar nicht ans Kreuz geheftet, noch sterben wir eines grausamen Todes, aber wenn Er geschmäht wird, so werden wir mitgeschmäht; und wahrlich, es ist süß, um seinetwillen Schmach zu erdulden; verachtet zu werden, weil wir in seiner Nachfolge wandeln; und die Welt zum Feinde zu haben. Der Jünger ist nicht über seinem Meister. In unserem Teil haben wir Gemeinschaft mit Ihm in seinen Mühsalen und in seiner Arbeit, indem wir den Menschen dienen durch das Wort der Wahrheit und durch Werke der Liebe. Unsre Speise und Erquickung besteht wie die seine darin, dass wir den Willen tun Des, der uns gesandt hat, und vollenden sein Werk. So haben wir auch Gemeinschaft mit Christo in seinen Freuden. Wir sind selig in seiner Seligkeit, wir freuen uns über seine Erhöhung. Hast du je diese Freude geschmeckt, liebe gläubige Seele? Es gibt keine reinere und entzückendere Wonne, und ist keine höhere bekannt unter dem Himmel, als die, dass wir Christi Freude in uns vollkommen haben, auf dass unsre Freude überschwänglich sei. Seine Herrlichkeit erwartet uns, um unsre Gemeinschaft völlig zu machen, denn seine Gemeinde wird mit Ihm sitzen auf seinem Stuhl als seine innig geliebte Braut und Königin. (Charles Haddon Spurgeon)
So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in Finsternis, so lügen wir, und tun nicht die Wahrheit. So wir aber im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander.
Licht ist das Kleid, das Gott anhat. Du bist ein Kind Gottes; Licht muss auch das Kleid sein, das du anhast. Das Kleid, das du anhast, ist dein Wandel. In ihm sieht man den verborgenen Menschen. Dein Licht sollst du leuchten lassen vor den Leuten, dass sie deine guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen. Dein Leben soll zusammengewoben sein aus Heiligkeit und Liebe, wie das Leben Gottes daraus zusammengewoben ist. Klar und offenbar soll es werden können, wie Gottes ganzer Weg uns einst offenbar werden wird. Was aus dem Lichte ist, das darf auch an das .Licht. Wer die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, dass seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan. Wer Arges tut, der hasset das Licht, und kommt nicht an das Licht, auf dass seine Werke nicht gestraft werden. Klar und licht ist denn auch unsere Zukunft und unser Ziel, wenn wir im Lichte wandeln. Nur die Sünde ist Finsternis, denn sie stammt vom Fürsten der Finsternis. Du weißt, wie mit jeder Übertretung Nebel und Nacht auf dein Herz fällt. Es wird erst unklar drinnen. Das selige Licht der göttlichen Freudigkeit und Klarheit wird blasser. Und wo wir beharren in der Sünde, wird es immer düsterer, bis endlich die Nacht ganz hereinbricht. Unsere Wege werden düster und unbekannt. Solange wir im Lichte wandeln, wissen wir, wo wir hingehen. Der Herr ist der Weg. Es geht durch die Erniedrigung zur Erhöhung, durch die Passion auf Ostern zu, durch den Kampf zum Siege. Wenn es auch noch so heiß und schwer hergeht, die heilige Gottesstadt liegt doch in der Ferne auf dem Berge. Wir wissen, wohin! Nach dem Jerusalem nämlich, das droben ist. Das leuchtet herunter in das finstere Tal. Von Tage zu Tage gehen wir an der Hand der göttlichen Gnade. Da ist es helle. Wo wir aber den Herrn verlassen haben, da ist es aus mit der Klarheit des Weges. Nacht ist es geworden. Alles ist ungewiss. Wir müssen von Schritt zu Schritt fragen: „Was wird morgen werden? Was ist morgen mein Teil?“ Gott ist Ordnung und Tag; die Sünde ist Unordnung und Nacht. Darum ist in ihr auch kein Plan, kein Blick in die Zukunft, kein festes Ziel. Ihr Ziel ist ja das, dass sie den Augenblick genieße, und es hernach kommen lasse, wie es will. Das ist aber eben die rechte Nacht. Nun prüfe dich selbst um dein Leben im Lichte und um deinen Wandel im Lichte. Bist du dir gestorben? Ist dein Leben verborgen mit Christo in Gott? Oder stehst du in der täglichen Arbeit dieses Sterbens? Zieht sich das Leben mit seinen Wurzeln immer mehr aus der Welt heraus? Lässt du dich täglich tiefer hineinziehen in das Wesen deines Vaters im Himmel? in das Licht, in dem keine Finsternis ist? Danach frage dich. Und bedenke: wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in Finsternis, so lügen wir, und tun nicht die Wahrheit. (Friedrich Ahlfeld.)