1. Petrus 1:18
Andachten
Welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt und an Ihn glaubt. 1. Petr. 1,18. In vielen Stellen der Schrift wird der Glaube die Liebe genannt. Auch schon im alten Testament, denn als Gott den Abraham loben will, dass er ihm gefolgt und geglaubt (denn das sagt Paulus: Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden,) so sagt Gott zu ihm: Nun weiß ich, dass du Gott lieb hast. Dies ist wohl zu merken, denn das ganze dreizehnte Kapitel 1. Korinther würde sonst ein unverständlich Kapitel sein, wo Paulus so ausdrücklich sagt: Wenn einer auch glaubt, so wird er doch nicht selig, wenn er nicht lieb hat.
Nun sagt der Heiland geradezu: Wer glaubt, der soll selig werden; und Paulus spricht gleichwohl, wenn einer auch glaubt, so wird er doch nicht selig, wenn er nicht lieb hat.
Daher ist ganz klar, dass die heilige Schrift uns darauf weisen will, dass es keinen seligmachenden Glauben gibt, der nicht zugleich Liebe ist zu dem, der sein Leben für uns gelassen hat, ohne den wir keinen Augenblick leben oder bestehen können.(J. Gossner)
Der eitle Wandel nach väterlicher Weise.
Wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise; sondern mit dem teuren Blut Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes (1 Petr. 1,18.19.). Es ist merkwürdig, dass der Apostel den Christen ihr früheres Sündenelend als einen eitlen Wandel nach väterlicher Weise vorhält, von welchem sie mit nichts Geringerem als mit dem Blut Christi erlöst seien. Denn da er ihnen die Liebe Gottes zu bedenken gibt, die sich ihre Erlösung so viel habe kosten lassen, will er mit den Worten: „eitler Wandel nach väterlicher Weise“ - ihr früheres Sündenelend gewiss nicht als gering, sondern als groß darstellen. Diesen Wandel beschreibt er anderwärts (1 Petr. 1,14.) als ein Leben in Unwissenheit nach den Lüsten; ja (1 Petr. 4,3.) als einen Wandel in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichen Abgöttereien. Was nun aber die Gefahr, in solchem Wandel hinzufahren und zu verderben, und die Schwierigkeit von solchem Wandel erlöst zu werden, so groß machte, war eben dieses, dass es ein Wandel nach väterlicher Weise war. Wie sie früher wandelten, so sahen sie ihre Väter wandeln, so waren sie es von Haus aus gewohnt, so war es ihnen durch Gewohnheit zur anderen Natur geworden. Sie von solchem Wandel zu erlösen, half die Erkenntnis der Eitelkeit und Erfahrung der Verderblichkeit desselben nichts. Auch von ihnen galt das Wort Jerem. 13,23: „Kann auch ein Mohr seine Haut wandeln, oder ein Parder seine Flecken? So (nämlich wenn das möglich ist; aber eben so wenig als das möglich ist) könnt ihr auch Gutes tun, weil ihr des Bösen gewohnt seid.“ Und nun war es doch geschehen. Was ihnen und dem Gesetz unmöglich war, das hatte Gott getan. Aber es hatte viel gekostet, sie von ihrem eitlen Wandel nach väterlicher Weise zu erlösen; nicht vergängliches Silber oder Gold, sondern das teure Blut Christi. Diese durch das Evangelium ihnen gepriesene und durch den heiligen Geist ihrem Glauben zugeeignete väterliche Weise Gottes, dass er auch seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für sie dahin gegeben habe, die zog ihr Herz, ihren Sinn und Wandel ab von jener argen väterlichen Weise; die machte sie los, hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleisch war, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes zu leben, und als gehorsame Kinder ihres himmlischen Vaters heilig zu werden in allem ihren Wandel. Lerne daran. Vielleicht kennst du wohl, dass dein bisheriger Wandel ein eitler Wandel gewesen sei; aber du kannst nicht davon los kommen. Nach väterlicher Weise, wie du es von den Vätern gesehen und gehört hast, ist dir der Wandel zur Gewohnheit und zur anderen Natur geworden. Aber wenn du gelernt hast, dass der Wandel nichts taugt, dass und wie andere davon erlöst sind, also auch du davon erlöst werdest, kannst und sollst, so bete und höre das Wort von der erlösenden Liebe des Vaters in Christo. Wenn es dir damit ein Ernst ist, so wirst du je mehr und mehr davon los werden, und ablegen, nach dem vorigen Wandel, den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbt; wirst dich im Geiste deines Gemüts erneuern und den neuen Menschen anziehen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Das ist die rechte Weise. Laß, dir raten im Frieden. Dem Narren gefällt seine Weise wohl; aber wer Rat gehorcht, der ist weise (Spr. Sal. 12,16.). (Carl Philipp Johann Spitta)
Und wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.
Würde alles Silber und Gold, alle Macht und Weisheit, alles Werk und Verdienst der ganzen Welt auf einen Haufen gebracht, es wäre zu gering, auch nur eine Seele loszukaufen vom Verderben; was hilft es darum dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne! Aber durch den Glauben das teure Blut zu gewinnen, welches ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm, das Christus heißt, vergossen hat zur Vergebung der Sünden: das ist das Eine, was not ist, davon wir sagen: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, darin will ich vor Gott besteh'n, wenn ich zum Himmel werd' eingeh'n“. Das heißt dann recht gegürtet sein, wenn wir dies Kleid behalten, welches die Liebe Jesu Christi, gehorsam bis zum Tode, für uns gewebt hat wie aus schneeweißer Lammeswolle, nämlich seiner Gerechtigkeit, und gefärbt mit dem rosinfarbenen Blute der Versöhnung. Niemand kauft ein wollenes Kleid und will Baumwolle darin leiden: so lasst uns darauf sehen, dass unser hochzeitliches Kleid echt sei, kein Faden eigener Gerechtigkeit darin! Das Blut, womit wir erlöst sind, ist ein teures, kostbares Blut. Vieler Opferlämmer Blut war vergossen im alten Testamente, viele Osterlämmer waren geschlachtet und gegessen, und ihre Tadellosigkeit deutete hin auf das Lamm Gottes, unschuldig und unbefleckt, auf Christum, in welchem keine Sünde „nach väterlicher Weise“ war, welcher auch keine Sünde getan hat, auf welchen aber gelegt ward unser aller Sünde. Und was kein irdisches Lammesblut zu leisten vermochte, was die Sündopfer des alten Bundes den nach Erlösung verlangenden Sündern nur vormalten, das hat Christus durch sein teures Blut vollbracht, da er sich selbst ohne allen Wandel durch den ewigen Geist Gott geopfert hat.
Wie im Blute das Leben ist, so ist im Blute Christi das ewige Leben, sein Fleisch und Blut ist Geist und ist Leben; nicht einer menschlichen Person, eines „Sohnes Josephs“, Blut ist das für uns vergossene Blut Christi, sondern es ist das Blut des Sohnes Gottes, des fleischgewordenen ewigen Wortes, des Menschensohnes, in welchem die Fülle der Gottheit wohnt leibhaftig, so dass der heilige Paulus von diesem köstlichen Blute Christi, darinnen der ewige Geist lebt und webt, sagen mag: Gott habe seine Gemeinde erworben durch sein eigen Blut (Apostelgesch. 20,28). Schreibe der heilige Geist das Wort: erlöst durch Christi teures Blut uns lebendig ins Herz! Auf diese Gnade wollen wir unsere Hoffnung sehen, dann hoffen wir recht. Das Lösegeld des Blutes Christi hat nicht vergänglichen, sondern ewigen, nicht umschränkten, sondern unendlichen Wert, würdig gezahlt zu werden dem ewigen unendlichen Gotte, dem wir verschuldet waren durch unsere Sünden. Darum sagt auch die Schrift, das Opfer Christi sei Gott ein süßer Geruch (Ephes. 5,2), und Gott habe uns angenehm gemacht in dem Geliebten, in welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden (Ephes. 1, 6. 7). Wir? ja, wir alle, die wir durch ihn Gott zum Vater anrufen im Glauben. Es ist kein Sünder, dem nicht eine ewige Erlösung erfunden wäre, denn der ganzen Welt Sünde ist gesühnt durch das teure Blut Christi, des Herrn und Heilandes der Welt, der sich teilhaftig gemacht hat meines und deines und aller Menschen Fleisches und Blutes, auf dass er mein und dein und aller Menschen Sündenelend mit Lammesgeduld trüge und mit Gottesmacht überwände. Sein Tod ist unser Tod, sein Leben ist unser Leben. - So spricht der Herr: Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten“ (Jes. 43, 24). Was geben wir ihm dafür? Doch ist noch etwas, dass dir angenehme: „wenn ich des Fleisches Lüste dämpf' und zähme, dass sie aufs neu' mein Herze nicht entzünden mit alten Sünden“. (Friedrich Wilhelm Besser.)