Hebräer 13,12
Andachten
Darum auch Jesus, auf dass er heiligte das Volk durch sein eigenes Blut, hat er gelitten außen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinaus gehen, außer dem Lager, und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.
Jesus, draußen vor den Toren Jerusalems, der großen Sünderin, die Ihn hinausgestoßen, auf der Schädelstätte, am Kreuze das Todesleiden erduldend und durch Sein Blut heiligend ein neutestamentlich Volk, - das ist geschehen, zum Zeugnis über die feindlich gesinnte Welt, die Ihn verwirft, und zum Heile Derer, welche, Ihm nachfolgend, ausgehend aus den Toren der großen Babel, Seine Schmach zu tragen und mit Ihm zu leiden und zu sterben. Denn Sein Volk trachtet nach dem Jerusalem, das droben ist, und ist auf die Verlassung der ganzen Welt bedacht. Das wissen wir wohl, aber ist es auch zur Tat und Wahrheit geworden? es wird uns oft sehr schwer, dies „Hinausgehen zu Ihm“; unser alltägliches Erdenleben ist durch tausend Fäden verknüpft mit Dem, was drinnen im Lager der Welt und ihrer Kinder, innerhalb der Tore passiert; und drinnen geht es viel lauter und lustiger her, als draußen; es dünkt uns auch oft sehr bitter, Jesu Schmach zu tragen, statt von den Menschen anerkannt und gepriesen zu werden. Das hat derselbige Jesus aber auch wohl gewusst; darum hat Er zwei Worte hinterlassen, die sollen helfen und Kraft geben. Das erste ist dieses: „Und ich, wenn ich erhöht sein werde von der Erde, will ich sie Alle nach mir ziehen!“ Also: Er zieht! hinaus aus dem Lager und aus den Toren zieht Er, dahin, wo Er durch Sein Blut sich Sein Volk heiligt, nach Golgatha, und da nimmt Er Dir Dein Herz. Lass Dich nur von Ihm ziehen! Das zweite Wort ist dieses: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht!“ damit meint Er das Tragen Seiner Schmach. Er kann's versüßen und sehr lieblich machen, denn bei solchem Tragen ist Er selbst gegenwärtig, und Sein Nahesein bringt großen Frieden ins Herz hinein. Das bezeugen sie Dir Alle, die's aus Erfahrung kennen. Darum, Lieber, suchst Du die zukünftige Statt, und willst Du einziehen zu ihren Perlentoren, dann gehe hinaus zu Ihm, Golgatha ist der einzige Ort, wo Dir Dein Herz genommen wird. (Nikolaus Fries)
Jesus, auf dass er heiligte das Volk durch sein eigenes Blut, hat er gelitten außen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen außer dem Lager und seine Schmach tragen.
Seht Jesum an in seiner großen Liebe zu uns! Er ist ein Opfer geworden für mich, sollte es nicht auch der Wunsch meines Herzens sein, ein Opfer zu werden für ihn? Er hat sich dahingeben für mich (dies ist ein tiefes, ein inhaltschweres Wort), er hat nichts für sich behalten, sich ganz und gar vergessen um meinetwillen, und ich sollte seiner vergessen, sollte nicht mich willig ihm zum Lobopfer übergeben? Er ist für mich in den Todesstaub gelegt worden; er hat für mich Schmach und die tiefste Erniedrigung erduldet, und ich sollte noch meine Eigenliebe pflegen, und groß und angesehen werden wollen in der Welt, in der er so verachtet war, ich sollte nicht alle ehrgeizigen, eitlen, ungöttlichen Gedanken in den Abgrund der Hölle verfluchen? Er hat sein Haupt dargereicht; sein Haupt war voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn, und ich sollte noch daher fahren mit hochmütigen Gedanken und meinen Kopf und meinen Nacken stolz und unbiegsam tragen in dieser Welt? Er hat so viele Marter und Bein an Leib und Seele erlitten, und ich sollte mich in Wollust weiden und bequeme Fleischestage suchen? Seine Hände wurden ihm durchgraben, und ich sollte die meinigen machen zu Waffen der Ungerechtigkeit? Seine Füße wurden ihm durchbohrt, und ich sollte mit den meinigen die Wege des Unfriedens und des Verderbens wandeln? Er ward nackt und bloß ans Kreuz erhöht, und ich sollte in Pracht und Eitelkeit prangen? Er hat eine ewige Gerechtigkeit erfunden mit so bitteren Schmerzen, und ich sollte ihm noch seinen Ruhm rauben und eine eigene Gerechtigkeit aufrichten wollen? Ach nein, Ales sei in den Staub getreten, verachtet und für Kot geachtet um seinetwillen! (Ludwig Hofacker)