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Hebräer 10,35

Hebräer 10,35

Andachten

Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
Herr, Du bist unsere Zuflucht für und für, ehe die Berge und die Welt geschaffen worden, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wes sollen wir uns trösten? Wir hoffen auf dich, Herr! o erhalte du Unwandelbarer und im wandelbaren Leben das feste Vertrauen auf Dich!

Wir haben uns erst in unserer letzten Morgen-Andacht daran erinnert, dass die Tugend des Vertrauens so sehr dem Menschen Bedürfnis und auch wirklich so verbreitet ist, dass es den Anschein hat, als bedürfe es kaum einer Aufforderung zu dieser Tugend; doch sahen wir zugleich, dass wahres Vertrauen und die christliche Gesinnung, welche den Glauben fest hält, dass auch das Kleinste in unserm Leben von Gott geleitet werde, selten ist, ja wir finden sogar, dass sich viele schämen, auf Gott zu vertrauen, und über diese befremdende Erscheinung heute einige Worte.

Leider ist es nur zu wahr, dass sich Viele, Gott zu vertrauen, schämen.

Fragen wir, wie sich diese Scham äußert, so ist Folgendes darauf zu erwidern. Sie äußert sich hauptsächlich darin, dass diejenigen, welche sich schämen, auf Gott zu vertrauen, Gott die Ehre nicht geben wollen, sie wollen es nicht anerkennen, dass, was geschieht, seiner Leitung zugeschrieben werde, dass sie selbst in seiner Macht stehen und rechte Hilfe nur bei ihm zu suchen und von ihm zu erwarten ist. Darum wenn ein Unglück hereinbricht, Missgeschick, Leiden zu erdulden sind, trösten sie sich selbst und andere mit dem Gedanken, dass Alles nur eine Zeit lang daure. Dass es schon wieder anders werden würde, dass man in das Unvermeidliche sich fügen müsse, dass der Mensch gegen das Schicksal nichts tun könne, dass es eine Schande sei, zu zagen, ja, unvernünftig, das ändern zu wollen, was einmal so ist, und der Mensch durch seine eigene Kraft solche Kaltblütigkeit sich erwerben müsse, dass er Alles gelassen hinnehmen könne - dergleichen Redensarten vernehmen wir, die alle Wahrheit an sich haben, wenn sie auf dem Glauben, als auf ihrem Grunde, ruhen; aber keine tröstende und die Verzweiflung hemmende Wahrheit haben, wenn ihnen der Grund fehlt. Keiner von denen, die sich des Vertrauens schämen, tritt hin zu dem trauernden Bruder und sagt: Siehe, du hast dich schon oft des erwärmenden Strahles der Sonne gefreut und in ihrem Lichte deines Gottes Liebe erkannt, aber seine Sonne veranlasst auch Dünste, Wolken und Stürme in der Atmosphäre, welche den Himmel verdunkeln, und sein Blitz fährt daher und zernichtet, und sein Hagel zerschmettert die Saat, und sein Sturm und seine Wasserwogen brausen Verderben bringend. Siehe, das ist Gottes Art, von ihm kommt Glück und Unglück, aber seine Liebe ist in beidem leicht zu finden, wie er ja auch im Blitz, Sturm und durch Wasserwogen unendlich mich segnet; darum vertraue du nur Gott, er erzieht weise, er erzieht auch dich und da bedarf es zuweilen auch des Ernstes, um recht zu erziehen. Das lass' dich nicht irre machen, er ist doch die Liebe; hat er dir im Sohne nicht alles gegeben und hast du nicht schon durch Vaters Mund gehört: Sehet die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernähret sie doch, seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wirf nur dein Vertrauen nicht weg. So sprechen sie nicht, aber wir, meine Geliebten, wollen also sprechen und mit dem Vorsatz, dem Herrn fest zu vertrauen, an unser Tagwerk gehen. Wenn wir aber wieder zur Andacht versammelt sind, dann wollen wir davon reden, worin das wohl seinen Grund haben mag, dass einige des Vertrauens sich schämen. Amen. (Christoph Wilhelm Goetz)


Werfet euer Vertrauen nicht weg, das eine große Belohnung hat.
Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei deiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seel verschmachtet, bist du doch allezeit meines Herzen Trost und mein Teil. (Ps. 73, 23-26).

Wir haben erkannt, dass das wahre Vertrauen auch in dem unscheinbarsten Geschick Gottes Fügung und Leitung erkennt, dass aber dieses Vertrauen selten ist, ja, dass manche, von Stolz beherrscht, sich des wahren Vertrauens schämen. Heute lasst uns einen Blick in das Leben des Gottvertrauenden werfen. Der auf Gott Vertrauende ist vor allem ruhig und zufrieden mit seinem Schicksal.

Vielfach verschieden ist das Loos des Menschen. Dem einen ward ein Palast, dem andern nur eine Hütte, dem einen der höchste Überfluss irdischen Gutes, dem andern nur das Notwendigste zur Stillung der täglichen Bedürfnisse, dem einen ein großer, wichtiger Wirkungskreis, dem andern nur Gelegenheit zu saurer Arbeit, zu geringfügigem wenig geachteten Wirken. Wie auch dem Vertrauenden das Los fiel, er ist zufrieden. Es leitet ihn der Glaube, Gott habe ihn dahingestellt, wo er steht, er bezieht die Worte seines Erlösers: wie mich mein Vater sendet, so sende ich euch, auch auf sich- Gab ihm Gott viel von irdischem Gute, so spricht er: von dir, o Gott, kommt alle gute und vollkommene Gabe, nicht mein, nur dein ist, was ich habe, ich bin viel zu geringe aller Barmherzigkeit und Treue, die du an mir getan hast, hilf mir ein treuer Haushalter des mir Anvertrauten zu sein. Gab ihm Gott wenig, so preiset er die Liebe dessen, der auch in Weniges unerschöpflichen Reichtum seines Segens legen kann und erwägt, dass es ein großer Gewinn ist, wer gottselig ist und lässet sich begnügen, wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns begnügen.

Er ist zufrieden mit dem Wirkungskreis, den Gott ihm zugeteilt. Ist dieser bedeutend, so ist es seine höchste Sorge, ein treuer Arbeiter im Weinberg des Herrn zu sein und das Reich Gottes zu verbreiten durch Wort und Tat; ist er geringfügig, so ist es sein Trost, dass der Herr den, der im Kleinen treu war, einst über viel setzen wird. Wird ihm seine Arbeit leicht, so schaut er dankbar auf zu Gott, der das Werk seiner Hände gefördert, der da, wo gepflanzt und begossen wird, allein es ist, der Segen und Gedeihen gibt. Wird ihm sein Tagwerk sauer, so erfleht er sich die Hilfe dessen, der in dem Schwachen mächtig ist.

Wird ihm bange im Leben und hat er Leiden und Missgeschick zu erdulden, so wirft er seine Sorgen auf den, der alle unsere Bedürfnisse kennt; er weiß es, dass, die mit Tränen säen, mit Freuden ernten; dass der Zeit Leiden nicht wert sind der Herrlichkeit, die einst an uns offenbar werden soll, ja dass unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, eine ewige über alle Maßen wichtige Herrlichkeit schafft und der Mann, der die Anfechtung erduldet, selig ist, denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfahen, welche der Herr verheißen hat denen, die ihn lieb haben. Und neigt sich sein Leben zur Erde, so vertraut er dem Allerbarmer, der ihn im Leben geleitet hat, auch im Tode. Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollt ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Ob ich auch wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.

Diese Ruhe, in Schmerz und Freude, in Sturm und Unglück, dieser Mut, in Kampf und Tod, das sind die Früchte, das die Belohnung rechten Vertrauens.

Ach Vater, dass kein Augenblick in meinem Leben wäre, wo ich dir nicht vertraute, ach dass du es gnädig geben möchtest, dass ich nie dich verliere, dass du mir allezeit nahe wärst, o dass ich fest, unerschütterlich fest an dir halten möchte im Leben und im Tode! Amen. (Christoph Wilhelm Goetz)

Predigten

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