Philipper 1,20
Andachten
Wie ich endlich warte und hoffe, dass ich in keinerlei Stück zu Schanden werde; sondern dass mit aller Freudigkeit, gleichwie sonst allezeit, also auch jetzt, Christus hochgepriesen werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn!
Hier ist die rechte Sterbens-Bereitschaft, die völlige Befreiung von aller Furcht des Todes, dadurch wir armen Menschen geknechtet sind unser Leben lang, bis dass Christus unser Leben ist. Der Apostel denkt hier nur daran, dass Christus hochgepriesen werde mit aller Freudigkeit an seinem Leibe, ob es nun durch Leben sei, dass er Ihm ferner diene am Evangelio, oder durch Tod, dass er sterbend den Glauben besiegle, der die Welt überwunden hat. Freilich, dann ist Sterben Gewinn, weil's aus dem Kampf zur Krone, aus der Arbeit zur Ruhe, aus der Niedrigkeit zur Herrlichkeit führt. Wir bitten: „Ach, möcht' ich meine Sterbenszeit in Jesu Näh' durchgehn!“ und tun sehr wohl daran, wenn wir's nicht aufschieben bis dahin, „wo Sinne und Gedanken wie ein verlöschend Licht hierhin und dahin schwanken.“ Wer nun aber wirklich Ernst damit macht, dem wird's alsbald klar, dass er viel zu viel an sich selbst und viel zu wenig an Christum denkt, dass er daher gar nicht recht in die Nähe des Herrn Jesu heran kommt. Daher noch immer all' die Unruhe, Furcht, Ungewissheit. Dass Christus hochgepriesen werde an Deinem Leibe mit aller Freudigkeit, es sei durch Leben oder durch Tod, das lass Deine einzige Sorge sein, dann ist Er Dein Leben, und daraus ergibt sich ganz von selber, dass Dir Sterben Gewinn sein muss. Was die völlige Befreiung von der Furcht des Todes betrifft, so geht es damit wie mit einer Krankheit, welche durch heilsame Arznei wohl gebrochen ist in ihrer zerstörenden Macht, aber die völlige Genefung kommt erst, wenn des Sommers Wärme eintritt. So getröstet sich Mancher der Vergebung der Sünden, lebt im Gebet und unter dem Wort; aber von des Todes Furcht ist er nicht frei. Woran liegt's denn? weil's noch nicht rechter Sommer geworden ist, will sagen: weil man noch nicht los geworden ist von sich selbst und von der Welt, weil man wohl eine Art Glauben und mancherlei Gefühl von Christo hat, aber Christus ist noch nicht Alles in Allem, noch nicht „Dein Leben“. Drum gehe Deine Sterbenszeit in Seiner Nähe durch, oft, alle Abende, heute Abend, das hilft! (Nikolaus Fries)