Epheser 2,5
Andachten
Da wir tot waren in Sünden, hat uns Gott samt Christo lebendig gemacht.
Ein Toter hat keine Empfindung, und keine Bewegung von innen heraus. Wer in Sünden tot ist, hat also keine Empfindung der Gnade Gottes, keinen Genuss des Friedens Gottes, kein Gefühl der Liebe und Freundlichkeit Jesu Christi. Was Paulus Hebr. 6,4. von den Erleuchteten sagt, dass sie die himmlische Gabe des Leibes und Blutes Christi, und das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt schmecken, ist ihm gänzlich unbekannt. Zwar kann ein solcher geistlich toter Mensch die verdammende Kraft des Gesetzes zuweilen empfinden, auch kann er göttliche Gnadenzüge oder gute Rührungen zuweilen fühlen: allein diese Empfindungen sind nicht diejenigen, die ein geistliches Leben beweisen. Sie beweisen nur, dass der Mensch der Bekehrung fähig, nicht aber, dass er bekehrt sei. Ein geistlich Toter hat aber auch keine geistliche Bewegung von innen heraus. Der Heilige Geist treibet ihn nicht. Wenn seine Natur durchs Gesetz oder von Menschen zu etwas, das einem Gottesdienst gleich sieht, getrieben wird, so ist sie unlustig, und lässt bald wieder nach. Er weiß nicht, was die ewig bleibende Liebe zu Jesu, das Anhangen an Ihm, die wahre Andacht im Gebet, das Nachjagen, wovon Paulus Phil. 3,14. und Hebr. 12,14. redet, die Luft abzuscheiden und bei Christo zu sein, und das Warten auf die Zukunft Jesu sei. Bei aller amtlichen, häuslichen und anderen Geschäftigkeit bleibt er in Ansehung seines Seelenzustandes gleichsam auf einer Stelle, stehet den ganzen Tag auf dem Markt der Welt müßig, und wird dem Ziel der Seligkeit um keinen Schritt näher gerückt.
Wie soll nun einem solchen geistlich Toten werden? Menschengebote, Weltweisheit und äußerliche Zucht machen keinen Toten lebendig. Leben kann Niemand geben als Gott, welcher Ps. 19. die lebendige Quelle, oder die Quelle des Lebens heißt. Er tut's freilich durch Sein Wort, aber so, dass mit demselben eine Kraft von Ihm ausgeht. Wir wissen aber aus dem Evangelio, dass der himmlische Vater den Sünder, indem Er ihn lebendig macht, zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christo durch den Heil. Geist bringt, deswegen schrieb Paulus: Gott hat uns samt Christo lebendig gemacht, das ist, Er hat uns, da Er uns zu Christo zog, und wir uns an Christo freiwillig ergaben, etwas von dem Leben geschenkt, das Er Christo bei Seiner Auferweckung gegeben hat. Gläubige leben also von dem Leben Christi, gleichwie Reben von dem Saft des Weinstocks grünen, da dann freilich ein geistliches Zunehmen statt hat, bis endlich Gott Alles in Allen sein wird.
Wir sollen uns prüfen, ob wir nicht den Namen haben, dass wir leben, und doch tot seien, Offenb. Joh. 3,1. Es gibt heut zu Tage viele scheinbare Tugendbilder, die inwendig tot sind, und es sind viele Anstalten und Bücher so eingerichtet, auch ist die Auferziehung vieler Kinder so beschaffen, dass solche tote Tugendbilder entstehen können. Freilich sind auch solche Tugendbilder, wenn man sie in der Nähe besieht, nicht so fein, als sie in der Ferne zu sein scheinen; wie denn auch der Bischof zu Sarden, ungeachtet seines guten Namens, Offenb. 3,2. wegen der Unterlassungs-Sünden, und V. 4. auch nicht undeutlich deswegen, weil er seine Kleider, das ist seine Natur, durch Begehungssünden befleckt hatte, bestraft wird. Es seien aber solche Tugendbilder so fein, als sie wollen, so sind sie verwerflich, wenn sie kein Leben aus Gott in sich haben. Ein totes Bild taugt nicht in den Himmel. . (Magnus Friedrich Roos)
Da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnaden seid ihr selig geworden). Und hat uns samt ihm auferwecket, und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu.
Viele Menschen können sich immer noch nicht recht der Auferstehung Christi freuen. Sie sehen dieses große Faktum nur als eine Sache, die Christum angeht, an, aber dass sie selber mitinbegriffen sind in diesem Lebenswunder, und ebenfalls mit Christo auferstanden, wie ist das möglich? Sie hoffen wohl auch eine Auferstehung, aber von Hoffen ist am Ostermorgen nicht mehr die Rede, wenn es wahr ist, dass Christus auferstanden ist, sondern von dem, was jetzt schon in die Wirklichkeit getreten ist. Wäre Christus nur für sich auferstanden, so wären und blieben wir was wir waren, und es würde uns ebenso zu Mute sein, als wenn Christus gar nicht auferstanden wäre. Aber Er ist das Haupt und wir, die wir an ihn glauben, sind die Glieder. Kann der Kopf auf einen Berg steigen und Brust und Glieder unten im Tale lassen?
Ebenso wenig kann ein Stellvertreter die Sache seiner Schützlinge durchfechten, und sie dahinten lassen. Christi Auferstehung ist eben so faktisch die unsrige, als die seine. Warum durchzogen die Apostel, den Sieg im Auge, alle Lande, um nur das große Wunder der Auferstehung Christi zu predigen, wenn es sich nur um die seinige handelte, und nicht die Glieder mit dem Haupte sich ihrer Verklärung vorläufig freuen dürften? Wer aufgeweckt worden ist in seinem Gewissen und an Christum ist gläubig geworden, der höre und beherzige doch das andere Faktum: Da wir tot waren in den Sünden, hat Gott uns samt Christo lebendig gemacht, samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt. Hier haben wir die rechte Osterfreude, unser eigner Sünden-, Sorgen- und Grabstein ist weggewälzt worden mit dem Felsblock, der von dem Grabe Christi flog. Hat es seine Richtigkeit mit dem Wort: Ich bin mit Christo gekreuzigt, wie viel mehr mit dem Wort: Ich bin samt ihm auferstanden. Sagt Er doch selber, Er, der nicht lügt: Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; Haupt und Glieder sind vor Gott eins, und der Strom des Lebens reicht hin für Christum und für die ganze Schar der Seinen. (Friedrich Lobstein)