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1. Korinther 13,4

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Andachten

“Die Liebe ist langmütig“
Uns fehlt es oft an dieser Langmut für ein ganz bestimmtes Verhältnis; andern gegenüber sind wir sehr langmütig. Aber diesem einen Menschen gegenüber, dem wir schon so oft gezeigt hatten, wie er uns mit seinem Fehler das Leben verbittert, scheint es uns, als wäre es wichtiger, er bekehrte sich zu unserer Ansicht, er änderte sich endlich, als dass wir noch länger mit ihm Geduld haben sollten. Vielleicht konserviert Gott jene Art so lange, bis wir gelernt haben, sie nicht nur mit heimlichem Ächzen zu tragen, sondern so viel langmütige Liebe bekommen haben, wie uns not tat. Wir bergen uns gern in Gottes Langmut; wann werden wir so viel von unseres Vaters Art uns angeeignet haben, dass der bittere Beigeschmack der Ungeduld aus unserer Liebe weicht. Kindern und Jünglingen sieht man den Mangel an Langmut leichter nach; erwachsene, reife Christen sollten keinen Anlass mehr zu dieser Ausstellung geben, und wenn sie selbst merken (wie ich), dass sie es doch getan, tut ihnen diese hässliche grüne Stelle am reifenden Halm überaus weh. Das kann einem einen gründlichen Bußtag bereiten, auch wenn Jubilate oder Kantate im Kalender steht.

Lieber Heiland, lass deine Langmut nicht nur meine Fehler tragen, sondern sie auch schlagen, ausmerzen, wegtreiben. Gib mir Gnade, dass ich auf diesen Punkt aus dem Seufzen über mich herauskomme in das Jauchzen über dich. Ich sehne mich nach deiner Art, deiner Liebe und Geduld. Amen. (Samuel Keller)


Die Liebe ist langmütig.
Die christliche Liebe ist langmütig, sie eilt nicht mit der Strafe und wie sollte sie, da sie auf einen Gott hinblickt, dessen Donner über dem Frevler oft so lange warten, dass ein Assaph bekennen muss: „Ich dachte nach, dass ich es begreifen möchte, aber es war mir zu schwer.“ Ergreifend steht der Kampf vor uns als ein Bild des Kampfes Gottes mit jedem einzelnen abtrünnigen Menschenherzen - jener Kampf, in welchem der Heilige Israels fünfzehn Jahrhunderte lang mit dem Volke liegt von hartem Nacken und eherner Stirn; ja ist nicht eben gerade darum vor allen anderen Völkern dies Volk mit dem harten Nacken und der ehernen Stirn auserlesen worden zum Volk des Eigentums, auf dass in einem hellen Spiegel der Welt sich darstelle das langmütige Erbarmen göttlicher Liebe? Wie hat er einmal über das andere seine Knechte, die Propheten, abgeschickt und sie samt dem Worte seiner Gnade verschmähen lassen, und wird über das Alles nicht müde, sondern nach allen seinen Knechten schickt er den einzigen Sohn, der kommt in sein Eigentum, und die Seinen nehmen ihn nicht auf - was sage ich aber: sie nahmen ihn nicht auf? Ach, sie haben die Liebe, als sie persönlich unter sie trat, gegeißelt und ans Kreuz geschlagen. Unter diesem Kreuze erbebt die Erde, und über ihm kleidet der Himmel sich in Finsternis; doch siehe! Gottes Donner schweigen noch. Der eigene Mund der betörten Menge ruft sie herbei: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ - und sie schweigen noch, schweigen noch ein ganzes Menschenalter, während dessen seine Boten herum gehen und Buße und Vergebung der Sünde anbieten.

O, du ewige, langmütige Liebe, ich brauche dich ja aber nicht erst kennen zu lernen aus fernen Geschichten: sehe ich nicht überall, wie deine milde Sonne über dem Bösen aufgeht und dein milder Regen die Fluren der Ungerechten tränkt? Habe ich es nicht erfahren an mir selbst, dass du warten kannst mit deiner Strafe? Ach, hab' nicht einst auch ich den Götzen geopfert dieser Welt, wie dein Volk Israel, und sind nicht deine Propheten gekommen einer nach dem andern und haben mich zu dem lebendigen Gotte eingeladen, und ich habe sie verschmäht in meiner Blindheit, und du hast zurückgehalten deinen Donner und deine Blitze, und bist zu mir gekommen, wie zu Elias, im sanften Säuseln des Windes? Ja, langmütige Liebe, an dieser deiner Langmut habe auch ich lernen geduldig sein mit der Übertretung meiner Brüder, habe ich auf Buße harren lernen Wochen, Monate, Jahre, wie du geharrt hast. Kann deiner Liebe Sonne so lange über dem Haupte der Unbußfertigen stehen, ohne die Strahlen ihres milden Segens in Wetterstrahlen gerechter Rache zu verwandeln - o wie soll der das nicht auch lernen, der es an sich selbst von dir erfahren hat?! (August Tholuck)

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