1. Korinther 11,26
Andachten
So oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, sollt ihr des HErrn Tod verkündigen, bis Er kommt.
Billig sollte dieses Gebot nach dem Buchstaben gehalten, folglich, so oft man das heilige Abendmahl hält, von dem Tod Jesu gesungen und gepredigt werden, denn es ist von Ihm eigentlich deswegen eingesetzt worden, damit das Angedenken Seines Todes unter den Menschen erhalten würde. Als Er bei der Darreichung des gesegneten Brotes sagte: nehmt hin und esst, das ist Mein Leib, der für euch gegeben wird, und bei der Darreichung des Kelches: nehmt hin und trinkt Alle daraus, das ist das Blut des Neuen Testaments, das für euch und für Viele vergossen wird: so deutete Er auf Seinen Tod; ja diese ganze sakramentliche Handlung weist auf Seinen Tod, denn Paulus vergleicht das Abendmahl 1 Kor. 10,16-21. ganz deutlich mit den Opfermahlzeiten, bei welchen man das Fleisch der getöteten und geopferten Tiere aß, und erinnert uns dadurch, dass wir bei dem Essen des Leibes Jesu und bei dem Trinken Seines Bluts gläubig bedenken sollen, dass Christus gestorben und für uns geopfert worden sei. Weil wir auch in dem heiligen Abendmahl den Leib Jesu besonders und Sein Blut besonders empfangen, so werden wir an Seinen Tod gemahnt, bei welchem Sein heiliges Blut von Seinem heiligen Leib abgesondert worden ist. Ist’s aber so hochnötig, dass man an des HErrn Tod gedenke, und ihn in den christlichen Gemeinden verkündige? Freilich ist es hochnötig, denn an diesem Tod ist Alles gelegen. Durch denselben ist Christus ein Opfer für unsere Sünden geworden, das ewiglich gilt. Durch denselben sind wir als Sünder und Feinde Gott versöhnt worden. Durch denselben hat die Sache der Menschen einen guten Ausschlag bekommen, dass nun die Gnade zum ewigen Leben einem Jeden angeboten wird, und von einem Jeden ergriffen werden kann. Durch den Tod Jesu ist der Sold der Sünde und der ganze Fluch des Gesetzes, welcher in dem Wort Tod zusammen gefasst ist, von uns weggewendet, und dem ewigen Leben Raum gemacht worden. Er hat dadurch die größte Probe Seiner Liebe abgelegt, und diese Seine Liebe soll uns billig dringen, Ihm zu leben, und Ihn ewiglich zu lieben.
Sein Tod soll also bei der Haltung des heiligen Abendmahls, und auch zur andern Zeit auf der Erde verkündigt werden, bis Er kommt; denn bis zu Seiner Zukunft werden Sünder auf der Erde leben, welche an der besten Sittenlehre kein Genüge haben können, sondern zum Trost ihres Gewissens auch wissen müssen, ob, von wem, und wodurch sie Gott versöhnt worden seien. Wenn Er aber kommen wird, wird man Ihn selber sehen, und von da an, wenn man in der Herrlichkeit bei Ihm sein wird, Seinen Tod in Ewigkeit nicht vergessen können, wie denn der Name Lamm, welcher dem HErrn Jesu Offenb. 21. und 22. mehrmals beigelegt wird, darauf deutet, und uns lehret, dass auch im neuen Jerusalem Christus als das für uns geschlachtete Lamm werde angebetet werden. Ja wer wollte zweifeln, dass nicht die Auserwählten ewiglich mit dem tiefsten und höchsten Dank erkennen werden, dass sie ihren seligen und herrlichen Stand dem HErrn zu danken haben, der um ihrer Sünden willen dahin gegeben, und zu ihrer Rechtfertigung auferweckt worden ist? Er lasse uns die Kraft Seines Todes zur Beruhigung unsers Gewissens, aber auch zu unserer Heiligung erfahren, bis wir dahin kommen, wo wir Jesum selber sehen und ohne Sünde preisen werden. (Magnus Friedrich Roos)
Als der HErr Jesus das heilige Abendmahl einsetzte, so sagte Er ausdrücklich, man solle es zu Seinem Gedächtnis oder zum Angedenken Seiner halten: Paulus aber sagt, man solle dabei des HErrn Tod verkündigen, bis dass Er komme. Das Angedenken ist bei einem Jeden innerlich: die Verkündigung aber soll öffentlich in der Gemeinde geschehen. Wenn man also Alles in der Welt vergessen wollte, soll man doch nicht vergessen, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, und man soll insonderheit nicht vergessen, dass Er gestorben sei für unsere Sünden nach der Schrift. Es wird uns zwar dieses Alles gepredigt, und wir lesen’s auch in Büchern: allein das heilige Abendmahl soll den zerstreuten und vergesslichen Menschen aufs Neue und nachdrücklich daran mahnen; denn bei demselben hört er, dass Christus Seinen Leib für uns in den Todgegeben, und Sein Blut für uns vergossen habe zur Vergebung der Sünden. Schon diese Worte sind eine Verkündigung des Todes Jesu: es ist aber fein, wenn auch das Übrige, das man predigt, singt und verliest, das Angedenken desselben erneuert. Warum soll aber dieses Angedenken so oft erneuert werden? Darum, weil an dem Tod Jesu Alles gelegen ist. Wäre Sein Tod nicht geschehen, so wären wir nicht erlöst, wir hätten keinen Zugang zu Gott, wir wüssten von keinem Opfer für unsere Sünden, und von keinem Mittel, vom Fluch des Gesetzes frei zu werden. Wäre Christus nicht gestorben, so müssten wir Alle ohne Hoffnung eines ewigen Lebens sterben. Dadurch preist aber nun Gott Seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. So werden wir je vielmehr durch Ihn behalten werden vor dem Zorn, nachdem wir durch Sein Blut gerecht worden sind; denn so wir Gott versöhnt sind durch den Tod Seines Sohnes, da wir noch Feinde waren: vielmehr werden wir selig werden durch Sein Leben, so wir unversöhnt sind, Röm. 5,8.9.10. Damit aber diese heilsame Frucht des Todes Jesu bei den Sündern entstehe, so muss er verkündigt werden, und im Angedenken bleiben. Denn am Glauben liegt’s: wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Röm. 10,14. Und wie sollen Gnade und Friede, Licht und Kraft, Dank und Lob bei dem Menschen entstehen, wenn das Angedenken des am Kreuz gestorbenen Jesu in ihm nicht erhalten wird? Weil auch ein Christ gemeiniglich in den letzten Lebensstunden das heilige Abendmahl empfängt, so ist’s ihm auch da heilsam und erquicklich, wenn er seine Andacht, die er ohnehin alsdann nicht weit ausbreiten kann, in das Aufschauen auf den gekreuzigten Heiland, und in das Angedenken Seines Todes zusammen zieht, und so im Glauben an seinen Erlöser und im Frieden Gottes dahin fahren kann. Der Tröster, der Heilige Geist, öffne meine und viele andere Augen, dass wir im Geist denjenigen ansehen können, welcher als ein Fluch zwischen zwei Missetätern am Kreuz gehangen, gestorben, und auch nach dem Tod zerstochen worden ist, und lehre uns kräftig verstehen, was es uns zu unserem Heil austrage, dass Sich Christus damals selbst für uns gegeben hat. (Magnus Friedrich Roos)