Römer 4,15
Andachten
Das Gesetz richtet nur Zorn an; denn wo das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung. Was wollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht, ohne das Gesetz.
Manche erkennen die Strenge des göttlichen Gesetzes, sie bleiben aber doch in ihren Sünden; weil sie nun aber doch von ihrem Gewissen nicht loskommen können, so erhebt sich in ihrem innersten Herzensgrunde ein geheimes Murren gegen Gott: warum hat er auch solche Gesetze gegeben, die Niemand halten kann? Er hat ja durchs Gesetz, das er gegeben, mir alle Weltfreude vergällt, er hat doch gesehen, wie der Mensch eine Freude an weltlichen Dingen und Vergnügungen hat, warum hat er sie ihm denn abgeschnitten? Ist er durch die Strenge seines Gesetzes nicht selbst schuld daran, wenn kein Mensch sie hält? Ist er nicht Schuld an der Sünde? denn wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Sünde; wo aber ein strenges Gesetz ist, da ist auch große Sünde. Das ist die Sprache der über das Gebot Gottes ergrimmten Natur, und prüft euch nur, ob euch nicht auch schon solche Gedanken gekommen sind; ich will nicht sagen, dass ihrs ausgesprochen habt, ich will nur sagen, dass es in dem inwendigen Herzensgrunde sich geregt hat. Ists nicht so? Man erkennt die Schärfe des Gesetzes, man will aber eben einmal in der Sünde bleiben; man hat sie zu lieb; was tut man? Statt sich über seine Sündenliebe zu demütigen, statt mit Ernst und Eifer das neue Leben, das Christus mitteilt, zu suchen, geht man hin und verstockt sein Herz gegen Gott, und sucht die Schuld in dem Gesetze und in Gott, nicht in sich selber. Ein anderer kann dagegen sagen: „wir sind allzumal Sünder,“ und so sucht er in der allgemeinen Sünde eine Beruhigung für sein verwundetes Gewissen. Wenn man aber auf den Grund geht, was will er damit? Auf Gott wälzt er die Schuld zurück, der ihn so erschaffen habe, oder wenigstens den ersten Sündenfall nicht verhindert und ihn in diese Welt gesetzt habe, da sein Los sein müsse, ein Sünder zu sein. Seht, so gibt man mit seinen Entschuldigungen Gott die Schuld; welche furchtbare Sünde und Gotteslästerung begeht man da! Meint ihr, ein Solcher werde am jüngsten Tage seine Schuld auch noch auf Gott schieben können?! (Ludwig Hofacker)