Römer 3,1
Andachten
In diesem Kapitel wirft Paulus zuerst, wie Luther sagt, beide, Heiden und Juden in einen Haufen, und spricht, einer sei wie der andere, allzumal Sünder vor Gott, und somit ohne Gerechtigkeit. Dann zeigt er die wahre Gerechtigkeit, den rechten Weg zur Seligkeit, nämlich in Christo Jesu, ohne und außer welchem niemand gerecht noch selig werden kann. „So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben.“ Das Wörtchen allein ist von großer Bedeutung. So viel ich von demselben wegnehme, so viel nehme ich auch ab von Christo und seinem Verdienst, und mache ihn bloß zu einem wünschenswerten Aushelfer da, wo ich nicht gar selbst fort zu können meine; so viel nehme ich denn aber auch von der Gewissheit meiner Seligkeit hinweg. – Aber wie kann der Glaube so große Dinge tun? Die Kraft des Glaubens liegt nicht in dem, dass, sondern in dem, was ich glaube, in Christo und seinem Werke. Sodann darin, dass es unmöglich ist, solchen einzigen Erlöser von Sünden anders denn mit dem Glauben zu fassen und zu erlangen. endlich, wie bei der Heilung der Israeliten in der Wüste vom Biss der Schlangen durch das Hinsehen auf die eherne Schlange, darin, dass Gott sprach, es sollte heil sein, wer die Schlange anblickt. Ohne diese Verheißung und Zusage Gottes hätten die Israeliten tausend eherne Schlangen aufrichten können und Jahre lang hinschauen, sie würden nie gesund geworden sein. Wer der Verheißung Gottes trauend, gläubig auf Jesum schaut und Ihn als seinen Heiland annimmt, wird heil und selig von seinen Sünden; wer dagegen nicht glaubt, wird nicht geheilt, und wenn er verloren geht, so stirbt er nicht sowohl an der Wunde, an seinen Sünden, sondern allein seines Unglaubens wegen. Darum ist’s der Glaube allein, der gerecht macht. Herr, gib und erhalte mir allezeit diesen rechtfertigenden Glauben an Dein Verdienst. Du bist ja mein Gnadenstuhl, am Stamme des Kreuzes mir vorgestellt in Deinem Blute. Als einen solchen ergreife ich Dich in aller meiner Not, wünsche ich Dich mir auf mein Sterbebette und habe ich Dich am allernötigsten in der Ewigkeit. Amen. (Friedrich Arndt)
Was haben denn die Juden Vorteils? Oder was nützt die Beschneidung? Zwar sehr viel. Zum ersten, ihnen ist vertraut, was Gott geredet hat.
Die wichtigste Schriftstelle über die göttliche Autorität des Bibelkanons. Gott hat selber den ganzen Komplex der Bücher des Alten Testamentes den Juden anvertraut, und so gleichsam seine Unterschrift zur Bezeugung der Göttlichkeit jener Bücher gegeben. Auch ist nie über die Inspiration jener Bücher, oder auch nur eines derselben im Schoß des jüdischen Volkes gezweifelt worden. Christus hat ebenfalls den ganzen Kanon als inspiriert anerkannt, sonst hätte er nicht gesagt: Die Schrift kann nicht gebrochen werden. Er hat den Juden manche Sünden vorgeworfen, aber nie und nirgends, dass sie ein Buch in ihren Kanon aufgenommen hätten, das nicht von göttlichem Ansehen gewesen wäre. Alle moderne Kritik wird durch dieses eine Argument zu Schanden gemacht: Gott hat selber jene Sammlung der heiligen Bücher befohlen und sie den Juden anvertraut. Christus spricht nicht von einigen Schriften, sondern von der Schrift, wann er die Waffen führt gegen den Teufel, oder gegen den Unglauben. Heut zu Tag scheidet man leider nicht, wie es sein sollte, zwischen Gottes Wort und Menschenwort. Man möchte wenigstens das Buch Hiob, oder den Prediger Salomo, oder das Hohelied aus dem alttestamentlichen Kanon ausschaffen, und andern Büchern, den sogenannten Apokryphen, die von einigen eigensinnigen Theologen oder Bibelgesellschaften geradezu mit Gottes Wort zusammengebunden werden, gleich stellen. Und doch sagt die Schrift selber, d. h. der Heilige Geist in derselben: Tue nichts zu seinen Worten, dass er dich nicht strafe und werdest lügenhast erfunden (Spr. Sal. 30, 6). Die Apokryphen sind die fetteste Weide für die Selbstgerechtigkeit. Die Lehre darin läuft der Bibellehre schnurstracks zuwider. Die Schärfe des bis in Mark und Bein dringenden Gottesgesetzes ist in eine flache menschliche Moral verunstaltet worden; von Christo, dem Centrum der Schrift, ist in den Apokryphen auch nicht ein Jota, nicht die leiseste Andeutung; von dem Seligkeitsfundament, der Rechtfertigung durch den Glauben, ist ebenfalls nicht ein Wörtlein in den Apokryphen; der Mensch wird, nach diesen Büchern, selig durch Almosen, d. h. durch sich selber, und man kann sagen: die Apokryphen sind recht eigentlich die Quelle des Pharisäismus, d. H. der strohernen Kopferkenntnis. Die äußerliche mechanische Erkenntnis Gottes tritt in jenen Büchern an die Stelle der Ehrfurcht und der lebenskräftigen sittlichen Überzeugung. Nichts von Allem, was ist in den Apokryphen, kann dem inneren Leben zu Hilfe kommen, sondern es nur irre leiten und verdunkeln. Wo Gottes Wort rein bewahrt und ebenso verbreitet wird, da ist Frische und Entschiedenheit. Wo aber Menschensatzungen in das Bibelwort eingeschmuggelt werden, da gibt es auch ein sieches Christentum und eine lahme Predigt. (Friedrich Lobstein)